Große Hitzewelle nach der nassen Kälte. So stehen die Chancen

VN / 26.05.2025 • 15:55 Uhr
Große Hitzewelle nach der nassen Kälte. So stehen die Chancen
Einiges an Regen gab es im Verlauf dieses Monats. Gut für die ausgetrocknete Natur. Auch für die nächsten Tage. VN/Steurer

“Wir erwarten eine der extremsten Temperatursteigerungen der letzten Jahre”, sagt eine Expertin.

Schwarzach In der seriösen “Frankfurter Rundschau” wird wetter-net-Lady Kathy Schrey mit dieser Aussage zitiert. Demnach gehe es in Turbogeschwindigkeit von Bodenfrost zu tropischen Temperaturen. “Grund für den Wandel sind warme, teils feuchte Luftmassen aus Südwesten, die zunehmend Einfluss auf Mitteleuropa gewinnen”, liefert Schrey die meteorologische Begründung für ihre Prognose. Schon zuvor hatte das deutsche Massenblatt “Bild” von einem herannahenden Jahrhundertsommer berichtet.

Treffsicherheit

Kritisch gehen andere Experten mit der Treffsicherheit meteorologischer Langzeitprognosen um. “In solchen Aussagen stecken viele Spekulationen. Stichhaltig sind kurzfristige Prognosen und Daten über Vergangenes. So ist über den Mai zu sagen: Er war zu kühl und wird erst in den letzten Tagen temperaturmäßig auf Touren kommen”, äußert sich GeoSphere-Austria-Meteorologe Josef Lang (47). Für Samstag, den 31. Tag des Wonnemonats, sagt der Experte angenehme 25 Grad voraus – weit weg von einer Hitzewelle. “Dabei”, so Lang, “steht die nächste Kaltfront bevor. Die ersten Juni-Tage gestalten sich sehr wechselhaft.” Freilich schließt der Wettermann aus Innsbruck nicht aus, dass eine Hitzewelle noch kommen kann.

Große Hitzewelle nach der nassen Kälte. So stehen die Chancen
Meteorologe Josef Lang von der GeoSphere Austria in Innsbruck sieht Langzeitprognosen eher skeptisch. GeoSphere Austria

Zu warmer Atlantik

Das Schöne am unschönen Wetter im Mai: Die zuvor herrschende Trockenheit wurde durch die Niederschläge größtenteils beendet. Vor allem im Westen. Und auch mit einem neuen Rekord in puncto Monatshitze wird nichts. Im Gegenteil: “Der Mai lag bisher ein Grad unter dem langjährigen Mittel”, sagt Lang.

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Diese Kühe am Bödele schien das Regenwetter am Montag nicht zu stören. VN/Rhomberg

Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria in Wien weiß hingegen von einer Studie des Max-Planck-Instituts, welche tatsächlich einen Hitzesommer voraussagt. “Es sind ganz sicher bestimmte Voraussetzungen vorhanden, die ein solches Ereignis wahrscheinlicher machen.” So spricht Orlik etwa von der in den letzten Jahren gestiegenen Wassertemperatur des Nordatlantiks als wichtige Zutat im Gemisch zur Erzeugung einer lang anhaltenden Hitzewelle. Er sieht diesen Umstand als Beleg für den Klimawandel, der einzementierte Wetterlagen fördere. Orlik abschließend: “Die Wetterlage dürfte sich umstellen, es wird wärmer. Doch extrem muss es nicht werden.”

Meteorologe Orlik: „Haben jetzt viel­leicht ein Plateau erreicht.“ Lusser
Klimatologe Alexander Orlik weiß von einer Studie des Max-Planck-Instituts, welche einen Hitzesommer voraussagt.

Gut fürs Heu

Positiv wird die gegenwärtige Wetterlage von der Landwirtschaft betrachtet. “Jetzt ist alles okay, nachdem es vorher einfach zu trocken war”, berichtet Christian Meusburger, bei der Vorarlberger Landwirtschaftskammer für Pflanzenbau zuständig. Der erste Grasschnitt ist laut Meusburger im Tal bereits gemacht, bald sollte auch die erste Mahd in höheren Lagen erfolgen können. Über die gesamte Wachstumsperiode wird fünf- bis sechsmal Gras geschnitten und Heu gewonnen.

“Für die Heuernte sind abwechselnd längere Phasen von Trockenheit und Regen am besten”, sagt Meusburger. Schmunzelnder Nachsatz: “Wenn man es sich denn aussuchen könnte.”