“Bye Buy”: Konsumkritik im Dornbirner Schaufenster

Nina Moosmann macht mit ihrer Bachelorarbeit auf Modekonsum aufmerksam.
Dornbirn Ein leerstehendes Modehaus wurde dieser Tage in Dornbirn zur Bühne. Viele Passanten blieben in der Marktstraße vor dem ehemaligen Modehaus Diem stehen. Der Grund – drei Schaufenster, gestaltet von der 21-jährigen Studentin Nina Moosmann. Mit ihrer Bachelorarbeit „Bye Buy“ bringt sie das Thema Modekonsum mitten in die Stadt – und damit genau dorthin, wo es besonders aktuell ist. Denn wie viele Innenstadtgeschäfte steht auch das Modehaus Diem seit Monaten leer – ein sichtbares Zeichen des veränderten Einkaufsverhaltens durch Online-Shopping.

Für Nina Moosmann, die an der FH Vorarlberg im sechsten Semester Intermedia studiert, war das die perfekte Gelegenheit. „Meine Betreuerin hat mich auf die leerstehenden Räume aufmerksam gemacht und nach einem Anruf bei den Besitzern, war schnell klar, das passt“, erzählt die Altacherin.

Vom Schaufenster zur Social-Media-Kritik
Ursprünglich wollte sie sich ihrer Arbeit mit Schaufenstergestaltung beschäftigen. Doch ihre persönliche Leidenschaft und Interesse an der Mode brachten sie schließlich zum Thema Konsumverhalten. „Ich bin selbst viel auf Social Media unterwegs“, sagt sie. „Und ich bezeichne mich ehrlich gesagt auch selbst als Opfer in dieser Konsumbubble.“

Das Phänomen kennt man – Influencerinnen und Freundinnen posten fast täglich neue Outfits. „Dazu kommen sogenannte Hauls – Beiträge, in denen die neuesten Shoppingfunde präsentiert werden. Allein auf TikTok gibt es dazu über 17 Millionen Posts. Das erzeugt enormen Druck, immer mitzuhalten“, schildert die Studentin – „und verleitet oft zu Impulskäufen.“
Ein Schaufenster wird zum Spiegel
Mit ihrer Arbeit will die 21-Jährige zum Nachdenken anregen. Ihre drei Schaufenster machen genau das: Sie spiegeln nicht nur den digitalen Konsumrausch wider, sondern liefern auch Denkanstöße für Alternativen. Über einen QR-Code konnten Besucherinnen und Besucher an einer Umfrage teilnehmen. „Ich habe gestaunt, wie viele Leute daran teilgenommen haben und wie viele Flyer mitgenommen wurden“, freut sie sich.

Auch die Besitzerin des Hauses, Annemarie Prirsch, bestätigt das große Interesse: „Es war toll zu sehen, wie viele Menschen sich das Schaufenster genau angeschaut haben und es gab auch viele Fragen an uns“, so Prirsch, die sich als ehemalige Lehrerin im Modezweig der HTL Dornbirn auch sehr gut mit dem Thema identifizieren kann.
Vom Kaufen zum Kombinieren
Im dritten Fenster ihrer Ausstellung präsentiert Nina den sogenannten „Bye Buy Guide“ – praktische Tipps für bewussteren Modekonsum. „Ich habe dabei selbst entdeckt, wie viel Spaß es machen kann, ein Hemd auf verschiedene Arten zu kombinieren“, erzählt sie. „Das gibt auch einen Dopamin-Kick – ganz ohne Neues zu kaufen.“
Und ihre Bachelorarbeit zeigt bereits jetzt Wirkung. „Mein Neujahrsvorsatz war, weniger neue Kleidung, mehr Second-Hand, und das klappt bis jetzt ganz gut.“ Auch ihr Umfeld hat sie inzwischen angesteckt, Familie und Freunde ziehen mit. „Ich bin zwar noch nicht ganz vom Modefieber geheilt“, sagt sie schmunzelnd, „aber ich bin definitiv bewusster unterwegs.“ cth