“Wir haben den Schülern nichts gesagt”

VN / 10.06.2025 • 15:14 Uhr
Christian Höpperger MS Mittelweiherburg
Christian Höpperger, Direktor MS Mittelweiherburg in Hard hat das Massaker von Graz sehr nachdenklich gestimmt.

Christian Höpperger, Direktor der MS Hard Mittelweiherburg, will verstörten Schülern nach Amok-Lauf jedoch alle Hilfe anbieten.

Hard Christian Höpperger (56) wirkt sehr nachdenklich. Der Direktor der MS Mittelweiherburg aus Hard hat über die Tragödie in Graz erst vor kurzem von einem Medienschaffenden erfahren. “Ich hatte keine Ahnung, bin jäh aus dem Alltag gerissen worden.” Sein erster Gedanke: “Solche Dinge kommen immer näher. Sie passieren nicht weit weg in Amerika oder irgendwo in Deutschland. Mich hat das vor allem als Vater berührt.”

System in Bereitschaft

Als Direktor wählte Höpperger für den Umgang mit Kollegen und Schülern eine defensive Variante. “Den Schülern haben wir nichts gesagt. Sie erfahren es ja ohnehin früh genug. Spätestens zu Hause, oder wenn sie wieder an ihre Handys können.” Informiert hat Höpperger unverzüglich seine Kolleginnen und Kollegen. Mit einer klaren Handlungsanleitung. “Wir gehen nicht offensiv auf unsere Schüler zu. Sollten sie jedoch auf uns zukommen, sind wir bereit und stellen alles zurück. Dann wird nicht mehr unterrichtet, sondern dieser furchtbaren Ereignisse reflektiert.”

Das System sei in Bereitschaft. “Normalerweise käme unsere Sozialarbeiterin morgen nicht zu uns. Doch in Anbetracht der Umstände steht sie in Bereitschaft. Wird sie gebraucht, kommt sie an die Schule.”

Drohung MS Mittelweiherburg - Schriftzug "Amoklauf 20.03." am Mädchentoilette
Dieser dumme Schriftzug versetzte die Mittelschule Hard-Mittelweiherburg von knapp eineinhalb Jahren in Unruhe. VOL/Mayer

Unbehagen

Höpperger will Angst nicht aufkommen lassen. Nicht an der Schule, nicht bei sich. Und dennoch kann er das Gefühl eines gewissen Unbehagens nicht ganz unterdrücken. “Ich hab’ ja auch gelegentlich mit renitenten Personen zu tun. Da haben etwa Väter auch schon mit Gewalt in mein Zimmer vordringen wollen.” Dass der Begriff “Amok” an seiner Schule vor gut einem Jahr bereits einmal eine Rolle gespielt hat (Anm.: Ein Schüler brachte im WC einen einschlägigen Schriftzug an und löste einen Polizeieinsatz aus), will der Familienvater aber nicht in Ansatz mit dem Grazer Blutbad in Verbindung bringen.

Vom Direktor zum Vater

Für ihn bedeuten die schrecklichen Ereignisse aus der Steiermark einmal mehr die Aufforderung zu einer Kommunikation auf Augenhöhe mit allen Systempartnern. “Wir müssen uns doch im Klaren sein: Die Schule ist auch ein Platz für Kränkungen. Wie kann sonst ein 22-Jähriger an seiner ehemaligen Wirkungsstätte so ein Massaker anrichten?”, schüttelt Höpperger den Kopf.

Und wieder ist der Direktor vor allem Vater. Die Gedanken an jene, die ihre Kinder verloren haben, machen ihn fassungslos.