Kasermandl und Goldregen für Ländle-Käse

Vorarlbergs Milchverarbeiter überzeugten in Wieselburg mit Qualität und Vielfalt
Krumbach Seit drei Jahrzehnten ist die Messe Wieselburg – heuer mit 281 Ausstellern und 29.000 Besuchern – ein idealer Rahmen für die Verleihung von Preisen für die ganze Palette landwirtschaftlicher Produkte von Brot über Fische oder Speck bis zu Bränden und Likören. Unumstrittener Mittelpunkt dieser Prämierung sind Milchprodukte, für die in zwölf Kategorien das begehrte Kasermandl vergeben wird. Von 137 regionalen Produzentinnen und Produzenten wurden 427 Proben eingereicht. Weil es in zwei Kategorien Ex-aequo-Sieger gab, wurden gleich 14 Trophäen vergeben. Fünf davon gingen nach Oberösterreich, je drei nach Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg, wobei einer davon an die Sennerei Schnifis (der echte Schnifner Laurentius mild in der Kategorie Schnittkäse) ging, die beiden anderen in den Bregenzerwald.

Eine echte Sensation
Während das Kasermandl für den berühmten Bachensteiner der Sennerei Sibratsgfäll insgeheim erhofft wurde, nachdem es diese Auszeichnung schon 2023 gegeben hatte, lieferte der Krumbacher Alpsenner Erwin Willam eine echte Sensation: Im Frühsommer 2024 hatte er die bekannte Alpe Wurzach als Pächter übernommen und dort wieder zu sennen begonnen, nachdem die Sennerei der beliebten Ausflugsalpe zuvor einige Jahre stillgelegt war und die Milch der Alpkühe ins Tal geliefert wurde.

Mit Leidenschaft Senner
Erwin Willam schaffte es von Null auf Hundert in den Käse-Olymp: Zwei Proben seiner 6000 Kilogramm Alpkäseproduktion – vom Anfang und vom Ende des Alpsommers – reichte er in Wieselburg in der Kategorie Hartkäse ein und wurde für beide mit Gold belohnt. Zudem gab es das begehrte Kasermandl für den leidenschaftlichen Älpler und Senner.

Eine Leidenschaft, die er wohl von seinem Vater geerbt hat. Dieser war 1961 als Senn nach Krumbach gekommen, kaufte bald darauf einen kleinen Hof mit einer Handvoll Kühen und baute diesen zum Bio-Hof aus. Sohn Erwin übernahm 1998 die Landwirtschaft und vergrößerte weiter, 2005 kam auch eine Sennerei dazu, die er aber inzwischen wieder aufgegeben hat. „Wenn man etwas gut machen will, dann kann man nicht alles machen“, meint er dazu und deshalb geht die Milch vom Heimgut – jährlich rund 150.000 kg – an die Käserebellen. Z’alp sennt er die Milch von knapp 60 Kühen – 30 davon seine eigenen, fast die gleiche Zahl von anderen Bauern – zu vorzüglichem Alpbergkäse. Nach Meinung der Wieselburger Jury dem besten.

Die Kasermandl für die Sennereien Schlins und Sibratsgfäll sowie Erwin Willam sind „nur“ die Spitze des Eisbergs, denn Wieselburg brachte einen wahren Goldregen für die Meistersenner aus dem Ländle: 37 Produzenten aus Vorarlberg hamsterten insgesamt 85 Goldmedaillen, dazu noch 31 Auszeichnungen in Silber und zwei in Bronze.

Alle neune für Langenegg
Erfolgreichster Vorarlberger Medaillenhamster war einmal mehr Christoph Schwarzmann und sein Team der Sennerei Langenegg. Neunmal Gold und einmal Silber brachte er aus Wieselburg mit nach Hause und „tröstete“ sich damit darüber hinweg, dass es zum fünften Kasermandl diesmal nicht ganz gereicht hat.

Kaum weniger erfolgreich war Alpenkäse Bregenzerwald mit sieben Goldenen, davon zwei für die eben erst eröffnete Weichkäserei Schnepfau.
Jeweils sechs Goldmedaillen nahmen Schoppernau, Schnifis und Alma für die Bergsennereien Hinteregg und Lutzenreuthe mit. Fünf Goldene gab es für den Riedhof der Götzner Familie Kathan, je vier für die Sennerei Sibratsgfäll und Peter Kaufmann aus Lech. 20 weitere Vorarlberger Produzenten erreichten mindestens eine Goldmedaille. STP