“Ghost-Bike” nach tödlichem Unfall aufgestellt: Forderung nach sicherer Radinfrastruktur

Nach dem tödlichen Unfall einer Radfahrerin in Lauterach fordert die Radlobby mehr Schutz durch sichere Infrastruktur.
Lauterach Vorletzte Woche kam es auf der Karl-Höll-Straße zu einem tödlichen Unfall: Eine Radfahrerin wurde von einem fahrenden Pkw übersehen und erfasst. „Es ist nicht der erste Unfall dieser Art. Schützende Infrastruktur würde helfen, solche Unfälle zu vermeiden. Das Land ist hier aber säumig“, kritisiert Veronika Rüdisser, Vorstandsmitglied bei der Radlobby Vorarlberg.

An der Unfallstelle steht nun ein Mahnmal zum Gedenken an die verunglückte Radfahrerin – ein sogenanntes Ghostbike, ein weiß gestrichenes Fahrrad. „Ich bin gerade selbst aus Dornbirn hierhergefahren, und mich hätte ebenfalls beinahe eine Autofahrerin erfasst. Vor zwei Jahren gab es ganz in der Nähe auch einen weiteren tödlichen Unfall“, sagt Rüdisser. Es ist bereits das siebte Ghostbike, das der Verein seit 2020 in Vorarlberg temporär aufstellt. Dieses soll in den kommenden drei Monaten an der Unfallstelle verbleiben. „Menschliche Fehler passieren im Straßenverkehr immer wieder. Aber das Land verspricht seit 20 Jahren die ‚Vision Zero‘ – das bedeutet, die Straßen so zu gestalten, dass tödliche Unfälle gar nicht erst möglich sind. Hier aber kommt es weiterhin leicht zu tödlichen Kollisionen – und das darf nicht sein“, erklärt Rüdisser.

Die Radlobby fordert daher sichere und schützende Infrastruktur für Fahrradfahrer. „In Holland wissen wir längst: Solch schmale Fahrradstreifen werden dort nicht mehr gebaut – man nennt sie nicht umsonst Todesstreifen.“ Der Radstreifen solle so breit sein wie die Länge eines Fahrrads. Auf Landstraßen in Vorarlberg sei das jedoch nicht gegeben.

Die meisten Streifen seien gerade einmal 50 bis 60 Zentimeter breit. Auch sogenannte Rüttelstreifen wären denkbar: spezielle Markierungen oder Rillen auf der Fahrbahn, die ein Fahrzeug leicht zum Vibrieren bringen, wenn es darüberfährt. Sie senden dem Autofahrer ein Warnsignal. Zwar sei in den letzten Jahren viel für den Ausbau von Radstrecken getan worden – insbesondere über Gemeindegrenzen hinweg –, doch Rüdisser ist überzeugt: Von echter Sicherheit sei man noch ein gutes Stück entfernt.

„Mich ärgert es, wenn gesagt wird, es gäbe 800 Kilometer autofreie Radwege. Dazu zählen auch kleinste Abschnitte. Reine Radwege, auf denen tatsächlich keine Autos fahren, gibt es nur wenige“, meint sie. „Sie sprechen von Vision Zero – aber die ‚Lösung‘ ist am Ende nur ein aufgemaltes Achtungsdreieck auf dem Radstreifen. Warum richtet man sich an die gefährdeten Personen und verlagert die Verantwortung?“