Streiflicht: Horizont unter den Füßen
Der Name „Barfüßer“ kommt ihm in den Sinn. Ein feines Lächeln umspielt seine Lippen. Die Kirche nennt Ordensleute so, die höchstens Sandalen tragen, um die Armut Christi nachzuahmen. Aber die spielenden Kinder sehen nicht arm aus. Auch die Frau im Strandkleid könnte sich Schuhe leisten, während ihre Zehen mit dem Kies spielen. Er streift seinen linken Schuh ab, ohne hinzusehen.
Wie lange ist das her? Schmerzlich wird ihm bewusst, dass er aus einem anderen Jahrhundert stammt. Aber entscheidet das Alter? Felix aus der Senioren-WG fährt noch immer Motorrad. Mitfahren würde er nicht, aber immerhin! Inzwischen liegen seine Schuhe am Boden, und ächzend zieht er sich die Socken von den Füßen. Ging auch schon mal leichter.
Als er das letzte Mal über das Barfußgehen reden hörte, ging es um Glasscherben und Hundekot. Ida hatte sogar eine Biene gestochen, die nicht damit einverstanden war, zertreten zu werden. In ihrer Mittagsrunde enthüllte selbst das Gespräch übers Domino-Spielen tödliche Gefahren. Aber jetzt – er steht wackelig auf – jetzt will er’s wissen. Die Sohlen kitzeln. Sie erinnern sich. Und mit ihnen der ganze Mann, der wenig später in gebügelten, hochgekrempelten Anzughosen bis zu den Waden im Wasser steht. Und lacht: Das Leben ist schön.
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