Warum Schruns noch der einzige Buchsbaum-Hotspot ist: “Ich wollte für meinen Buchs kämpfen”

VN / 24.06.2025 • 16:06 Uhr
Warum Schruns noch der einzige Buchsbaum-Hotspot ist: "Ich wollte für meinen Buchs kämpfen"
Ingrid Netzer aus Schruns in ihrer Buxbaum-Welt. Die 68-Jährige investiert mehrere Stunden täglich, um ihre geliebten Pflanzen vom gleichnamigen Zünsler zu befreien. VN/Steurer

Der Buchsbaumzünsler hat die einst beliebte Zierpflanze praktisch ausgerottet. Nur nicht bei Ingrid Netzer.

Darum geht’s:

  • Ingrid Netzer pflegt passioniert ihren buchsbaumreichen Garten.
  • Buchsbaumzünsler bedrohen seit Jahren die Pflanzen in Vorarlberg.
  • Netzer investiert viel Zeit in den Schutz ihrer Buchsbäume.

Schruns Ingrid Netzer, 68, wandelt fröhlich durch ihr grünes Schlaraffenland. Tulpenbaum, Funkien, eine prächtige Hängezeder, Säulenhainbuchen, Säulenzypressen, Schilf – ihr Garten ist eine von menschlicher Hand geschaffene Oase mit einzigartiger Vegetation. Doch eine Pflanze dominiert trotz all der restlichen Vielfalt an botanischer Pracht: der Buchs. Er findet sich beim Eingang, genauso wie rund um den Tulpenbaum, in Form von Sträuchern verstreut auf verschiedene Plätze im Garten. Und vor allem als lange Hecke entlang der Grundstücksgrenze Richtung Osten.

Warum Schruns noch der einzige Buchsbaum-Hotspot ist: "Ich wollte für meinen Buchs kämpfen"
Grüne Raupen und verschiedenfarbige Puppen holt Ingrid Netzer täglich aus ihren Buchs-Pflanzen.

Alptraum für Gärtner

Jawohl, der Buchs. Jene einst beliebteste Gartenzierpflanze der Vorarlberger, der vor fast 20 Jahren in Form des Buchsbaumzünslers ein unbesiegbarer Feind erwuchs. Der Schädling, der als Raupe, Puppe und als fertiger Schmetterling zum Schrecken der Hobby- und Profigärtner wurde. Fast vollständig verschwand die Pflanze von der Vegetations-Landkarte Vorarlbergs und aus den Verkaufsräumen der Gärtner. “Ich habe mich nie damit abgefunden. Ich wollte für meinen Buchs kämpfen, den ich vor 28 Jahren in meinen Garten gepflanzt hatte und der mir so viel Freude bereitete.”

Warum Schruns noch der einzige Buchsbaum-Hotspot ist: "Ich wollte für meinen Buchs kämpfen"
Einen frisch geschlüpften Schmetterling entdeckte Ingrid Netzer am Dienstag. Dieser würde wieder neue Eier legen.

Keine natürlichen Feinde

Fürwahr, Ingrid Netzer kämpfte. Bis heute. Jedes Jahr von Mitte April bis Ende Juni steht sie täglich drei Stunden im Garten und klopft ihre Buchsbüsche und Buchsbäume auf grüne Raupen, weiße Puppen und fertige Schmetterlinge ab. Eine Sisyphusarbeit, deren Ertrag nur einem Ziel dient: die Buchspflanzen zu erhalten, um sich an ihnen zu erfreuen und ihnen die bevorzugte Stellung im Garten weiterhin zu gewähren.

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“Will ich den Buchs erhalten, bleibt mir nichts anderes übrig. Die Raupe zieht Fäden, die Puppen wickeln sich in die Blätter ein. Es ist dann alles klebrig. Vögel als womöglich natürliche Feinde kommen an die Schädlinge nicht heran. Entweder ich entferne sie, oder sie fressen den Buchs auf.”

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So schaut es in einer Buchs-Kultur aus, nachdem der Zünsler zugeschlagen hat. Schäden dieser Art kann die ehemalige Lehrerin nie ganz verhindern.

Umfangreiches Wissen

Viel Wissen hat sich die ehemalige Lehrerin und Teamleiterin der österreichischen Frauen-Eishockeynachwuchsmannschaften über den Buchs angeeignet. Sie weiß, wo sich die Schädlinge besonders gerne aufhalten (“an sonnigen Plätzen”), sie glaubt zu wissen, warum der Zünsler selbst in kalten Wintern nicht einfach einmal ausstirbt. “Ich denke, die letzte der drei Generationen eines Vegetationsjahres legt ihre Eier irgendwo im Boden ab. Dort können diese unbeschadet überwintern.”

Warum Schruns noch der einzige Buchsbaum-Hotspot ist: "Ich wollte für meinen Buchs kämpfen"
Zu den Schätzen im Vegetationsparadies der Ingrid Netzer gehört auch diese Hängezeder.

Aber egal, wie beschwerlich der Kampf ums Überleben der Buchsbäume ist. Der Buchs darf auf keinen Fall sterben. Nicht in Ingrid Netzers Garten.