“Hier muss jeder Handgriff sitzen” – 75,5 Tonnen Stahl schwebten über der Ill

Ein Träger, drei Module und 75,5 Tonnen Gewicht: In Feldkirch lässt die nächste Bauetappe keinen Platz für Fehler.
Darum geht’s:
- Montage der Behelfsbrücke in Feldkirch gestartet.
- Bis zu drei Wochen für Montagearbeiten inklusive Provisorien geplant.
- Montfortbrücke wird im August abgetragen und ersetzt.
Feldkirch Die Montagearbeiten für die Behelfsbrücke in der Montfortstadt konnten endlich Fahrt aufnehmen. Nachdem Lieferschwierigkeiten den geplanten Start am Dienstag verzögert hatten, gab es heute grünes Licht.
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Damit kommt für die Stadt Feldkirch ein zentraler Bauabschnitt des Hochwasserschutzprojekts ins Rollen. Ziel der Maßnahmen: ein sicherer Übergang über die Ill, der auch Extremereignissen wie einem hundertjährlichen Hochwasser standhält. Dafür wird die bestehende Montfortbrücke ab August vollständig abgetragen und durch einen Neubau ersetzt – verbreitert, erhöht und technisch auf dem neuesten Stand.

Arbeiten im Detail
Um die neue Behelfsbrücke sicher zu montieren, ist einiges an Material und Präzision erforderlich. “Allein um die einzelnen Trägerteile miteinander zu verbinden, kommen rund 2000 Schrauben zum Einsatz”, erklärte Oriol Molló Manonelles, stellvertretender Geschäftsführer des Wasserverbands Ill-Walgau. Die vier benötigten Stahlträger wurden dabei jeweils in drei Einzelteilen angeliefert und direkt vor Ort zusammengesetzt.

Heute konnte der erste vormontierte Träger mithilfe von zwei Mobilkränen – einem 160-Tonnen-Kran und einem fabrikneuen 300-Tonnen-Kran – im sogenannten Tandemhub auf die bereits vorbereiteten Widerlager eingehoben werden. “Der Tandemhub erfordert eine gute Planung und eine präzise Koordination zwischen den Kranführern und dem Montageteam. Hier muss jeder Handgriff sitzen”, betonte Molló Manonelles.

Dass die Fachkräfte rund um die Montfortbrücke genau wissen, was sie tun, machte sich bei jedem Handgriff bemerkbar. Das rund 75,5 Tonnen schwere Tragelement wurde passgenau auf dem Widerlager abgesetzt. Drei weitere sollen in den kommenden Tagen folgen.


Sobald der vollständige Aufbau der Behelfsbrücke abgeschlossen ist, wird die Installation des nebenliegenden Behelfsstegs für Fußgänger in Angriff genommen. Auch dieser basiert auf einem modularen System und wird in einem Stück – ebenfalls mittels Tandemhub – auf die vorbereiteten Widerlager eingehoben.

Eine Brücke für den Übergang
Bis zu drei Wochen sollen die Montagearbeiten dauern. Parallel dazu werden auch provisorische Leitungen, eine temporäre Ampelanlage und neue Verkehrszeichen installiert. Die geänderte Verkehrsführung gilt ab dem 25. Juli – dann wird von Tisis kommender Verkehr über die Behelfsbrücke umgeleitet, während stadtauswärts vorerst weiterhin die Montfortbrücke genutzt wird. Etwa zwei bis drei Wochen später soll die vollständige Verlagerung des motorisierten Verkehrs auf die Behelfsbrücke erfolgen.

Rückbau in Scheiben
Ab dann beginnt der schrittweise Abtrag der bestehenden Montfortbrücke. “Zunächst werden sämtliche An- und Aufbauten mithilfe von Baggern und Greifzangen entfernt”, erklärte Wolfgang Errath, Geschäftsführer des Wasserverbands Ill-Walgau. Anschließend soll die Brücke, ähnlich wie ein Laib Brot, in Längsrichtung mit einer Seilsäge in Scheiben geschnitten werden. Dabei müssen auch die vorgespannten Spannlitzen – so nennt man die hochfesten Stahlseile im Inneren der Brücke, die für ihre Tragkraft sorgen – teilweise kontrolliert durchtrennt werden.
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Hier ist genaues Arbeiten erforderlich, denn Spannlitzen stehen unter enorm hoher Spannung. Ein unkontrolliertes Reißen wäre eine Gefahr für Personal und Konstruktion. “Dem gesamten Brückenabtrag geht ein intensiver Planungsprozess voraus, bei dem jeder einzelne Schritt statisch geprüft wurde”, versicherte Errath. Die herausgelösten Stahlbetonsegmente sollen schlussendlich mit zwei Mobilkränen in erneutem Tandemhub ausgehoben, direkt vor Ort zerkleinert und im Anschluss abtransportiert werden.


