Spritzerbau wird bald Geschichte sein

Der einzige Baukomplex im Stil des Wiener Gemeindebaus hat ausgedient
Bludenz Infolge der Elektrifizierung der Arlbergbahn wurde in den frühen 1920er Jahren die Zugförderungsleitung der ÖBB nach Bludenz verlegt. Dadurch entwickelte sich Bludenz immer mehr zur Zentrale der Bundesbahn in Vorarlberg. In der Remise gab es viele Arbeitsplätze, und so stieg die Zahl der Eisenbahner, die es nach Bludenz zog, in kurzer Zeit rasch an.
Die Generaldirektion der ÖBB sah sich daher veranlasst, für entsprechende Wohnungen für ihr Personal zu sorgen. 1925 legte man dem Stadtrat das Konzept eines großen „Bahnbedienstetenhauses“ zwischen Klarenbrunnstraße und Illrain vor, das den Namen „Illrainhof“ erhielt. Die Pläne, die zunächst vor allem Einzimmerwohnungen vorsahen, wurden vom Stadtrat im Mai 1925 bewilligt, allerdings unter der Bedingung, dass es Wohnungen unterschiedlicher Größe geben müsse. Diesem Wunsch wurde entsprochen und so entstanden in der ersten Bauphase 54 Wohnungen: vier Ledigenwohnungen, 14 mit Küche und Zimmer, 16 mit Kochnische und zwei Zimmern, 14 mit Küche und zwei Zimmern sowie sechs mit zwei Zimmern und zwei Kabinetten.

Mit der Ausführung des riesigen Baukomplexes, der im Stil des Wiener Gemeindebaus der 1920er Jahre errichtet werden sollte, wurde der Bludenzer Baumeister Albert Spritzer beauftragt. Nach ihm wurde der Illrainhof später auch benannt, und noch heute ist er in Bludenz unter dem Namen „Spritzerbau“ bekannt. Weil der Zustrom von Bahnbediensteten, die sich mit ihren Familien in Bludenz niederlassen wollten, in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre weiterhin anhielt, erfolgte 1931 ein erster Ausbau, dem dann nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1952 ein weiterer folgte.
Inzwischen ist der gesamte Gebäudekomplex aber in die Jahre gekommen, und der Großteil der nicht mehr zeitgemäßen Wohnungen steht leer. Die Bausubstanz ist so schlecht, dass eine Gesamtrenovierung unrentabel ist und inzwischen auch verworfen wurde. Aufgrund der Bedeutung der Anlage in bauhistorischer und städtebaulicher Hinsicht sollte aber ein Teil erhalten bleiben, und so wurde inzwischen das hohe illseitige Gebäude aufwendig und nachhaltig renoviert. Auch der Gebäudeteil an der Ecke Fabriksweg/Oberer Illrain wird renoviert, während alle anderen Gebäudeteile abgerissen und durch zwei u-förmige Komplexe ersetzt werden. OS