Mehr als nur eine Fan-Freundschaft

Die Fanszenen von Austria Lustenau und dem FC Augsburg verbindet seit Jahren eine Freundschaft, die im Eröffnungsspiel zelebriert werden soll.
Lustenau: Am Wochenende ist es so weit: Das neue Reichshofstadion wird gegen den deutschen Bundesligisten FC Augsburg eröffnet. Dass ausgerechnet die Augsburger zu Gast sind, ist kein Zufall. Die beiden Fanszenen von Austria Lustenau und dem FC Augsburg pflegen seit 2016 eine Fanfreundschaft.

Doch was ist eine Fanfreundschaft überhaupt? “Eine Fanfreundschaft ist eine freundschaftliche Beziehung zwischen Fans zweier verschiedener Vereine. Sie zeigt sich im gegenseitigen Respekt, dem Tragen beider Vereinsfarben und dem gegenseitigen Anfeuern bei Spielen. Aber auch in gemeinsamen sozialen Aktionen abseits des Spielfelds engagiert man sich zusammen. Diese Freundschaften gehen oft über den Fußball hinaus und sind sehr verbreitet in der Fußballkultur”, sagt Austria-Fanbeauftragter Stefan Baldauf.

Baldauf ist seit 2019 ehrenamtlich als Fanbeauftragter der Austria aktiv und war früher Teil der Fanszene. “Ich fungiere als Bindeglied zwischen Verein, Fans, Polizei, Behörden und der Bundesliga. Eine der Hauptaufgaben ist die Spielvorbereitung, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Ich nehme im Vorhinein Kontakt mit den Sicherheitsverantwortlichen oder Fanbeauftragten der gegnerischen Mannschaft auf und frage an, wie viele Fans kommen werden, und informiere mich, was sie geplant haben. Auch bei Auswärtsspielen bin ich vor Ort und habe in den vergangenen Jahren lediglich ein einziges Auswärtsspiel verpasst. Vor den Spielen nehme ich an Sicherheitsrundgängen teil und bin allgemein als Interessenvertreter und Ansprechpartner der Fans vor Ort. Es ist lizenzbestimmend, einen Fanbeauftragten zu haben.

Auch besuchen die Augsburger und Lustenauer Fans gegenseitig die Spiele des jeweils anderen, tragen gemeinsam gestaltete Fanutensilien und engagieren sich sozial. Für die Stadioneröffnung haben die beiden Fanszenen ebenfalls gemeinsame Aktionen vorbereitet, wie einen Fanmarsch zum Stadion. Was die Fans genau geplant haben, will Baldauf nicht verraten. “Wer aber nichts verpassen will, sollte frühzeitig auf den Tribünen sein. Auch der Augsburger Gästesektor wird voll sein. Das wird sicher ein grün-weiß-rotes Fußballfest.”

Der Abschied aus dem Reichshofstadion fiel den Fans und Baldauf vor mehr als eineinhalb Jahren schwer: “Der Abschied war für die Fans ein zutiefst emotionaler Moment, die Abschieds-Choreografie spiegelte die enge Verbundenheit mit der alten Nordtribüne eindrucksvoll wider, obwohl sie über 20 Jahre nur ein Provisorium war.”

Umso größer ist die Vorfreude vor der anstehenden Rückkehr, und Baldauf sieht darin auch einen sportlichen Vorteil. “Nach 18 Monaten in der Fremde ist es ein besonderes Gefühl, endlich wieder nach Hause zu kommen. Es ist etwas anderes, im eigenen Stadion zu spielen: kurze Wege, vertraute Umgebung und die Möglichkeit, wieder im Austria-Dorf zusammen zu feiern. Auch bin ich sicher, dass wir in der vergangenen Saison nicht in so akute Abstiegsangst gekommen wären, wenn wir im eigenen Stadion gespielt hätten. Mit unseren Fans haben wir vor allem in knappen Spielen einen Vorteil.”

Im neuen Stadion und vor allem auf der Nordtribüne erhoffen sich die Fans laut Baldauf Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten, um das neue Stadion in den Vereinsfarben strahlen zu lassen. Auch durch das nun vollständig geschlossene Stadion erwartet Baldauf eine super Stimmung, die sich auf das ganze Stadion überträgt. Wie das in der Praxis funktioniert, wird man nach dem Spiel gegen die Freunde aus Augsburg sehen. OP