Geschichtshäppchen für unterwegs: Neues Theaterstück von teatro caprile feiert Premiere

Die neue Theaterwanderung von teatro caprile beleuchtet Gargellens Geschichte in 16 Szenen – vom Nationalsozialismus bis zum Bergtourismus.
Gargellen „Grenzerfahrungen am Zauberberg“ heißt das neue Stück von teatro caprile, das während des Sommers in Gargellen aufgeführt wird. Am Donnerstag fand die Premiere mit geladenen Gästen statt. Wanderführerin Margit Ganahl begleitete die Gruppe zu 14 Stationen, an denen sechs Schauspieler 16 verschiedene Szenen aus der Zeitgeschichte Gargellens spielten.

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Zehn Jahre lang zeigte teatro caprile das Stück „Auf der Flucht“. Nun wurde es Zeit für etwas Neues. „Grenzerfahrungen am Zauberberg“ ist kürzer und hat weniger Höhenmeter, wodurch es auch für weniger fitte Berggänger geeignet ist. Der Rundweg führt etwas oberhalb von Gargellen durch den Wald, teilweise entlang des Gargellner Fensterweges, und mündet bei der Pizzeria Barga.


In den 16 Szenen geht es um die Entstehung Gargellens zur Urlaubsdestination, um illegale Grenzübertritte in die Schweiz, um Nationalsozialismus und Krieg sowie um das Überwinden eigener Grenzen beim Bergsteigen. Die Szenen sind in sich geschlossen und beleuchten unterschiedliche Zeitepochen der Gargellner Geschichte. Die Schauspieler Ruth und Katharina Grabher, Andreas Kosek, Roland Etlinger, Boris Hanreich und Ildikó Eszter Frank wechseln dabei ständig ihre Rollen.


Von der Idee zur Umsetzung
Der Wiener Andreas Kosek ist für Text und Regie verantwortlich. Er lernte Katharina und Ruth Grabher beim Aktzeichnen kennen. Seit 1993 arbeiten sie zusammen. Die Idee zur Theaterwanderung entstand jedoch erst durch Roland Haas, den sie ebenfalls bei einem Aktzeichenkurs trafen. Der damalige Direktor der Montafoner Museen, Michael Kasper, gab den Anstoß, ein Stück über Grenzüberschreitungen und Fluchten in Gargellen zu entwickeln. Im selben Jahr erschien das Buch „Grenzüberschreitungen. Von Schmugglern, Schleppern, Flüchtlingen“ von Edith Hessenberger – Koseks Grundlage für die Theaterwanderung.


Kosek hat Theaterwissenschaften studiert und interessiert sich stark für Geschichte. Manche historischen Gegebenheiten waren ihm bekannt, andere neu. In der NS-Zeit wurden einige Menschen an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz, am Schlappiner Joch, verhaftet. Solche Grenzszenen greift Kosek im neuen Stück auf. Darüber hinaus las er Zeitzeugenberichte und durchforstete alte Ausgaben des Bludenzer Anzeigers sowie Fremdenbücher. Auch die Rucksacklesung, die teatro caprile ebenfalls anbietet, war dabei hilfreich. „Über Jahre hinweg habe ich Infos zusammengetragen“, sagt Kosek. Mit der Rucksacklesung hatte er „einen großen Köcher“ an Informationen. „Ich kann mich da schon hineinvertiefen“, meint er.


Anschließend sah er sich die Gegend rund um Gargellen genau an: Welche Szene lässt sich wo spielen? „Die Gämsen auf dem Gitzistee mussten einfach sein“, sagt er. Auch die künstlerisch angehauchte Szene in der Wasserrinne findet er „spektakulär“. Im Lauf des Stücks wechseln die Schauspieler immer wieder Sprache und Dialekt – eine Herausforderung. Da die Ensemblemitglieder an verschiedenen Orten leben, gestalteten sich die Proben schwierig. „Wir hatten spärliche Online-Proben, die man sich auch hätte sparen können.“ Richtig geprobt wurde erst Anfang Juli.


Die Natur so nehmen, wie sie kommt
Katharina Grabher ist seit Beginn dabei. Sie schätzt an der Theaterwanderung, dass sie „ganz unmittelbar mit dem Publikum interagieren kann“. Herausfordernd sei, „dass man mit der Natur so spielen muss, wie sie da ist“. Äußere Einflüsse müsse man als Schauspielerin sofort in die Rolle integrieren. Auf Regen, Sonne und Wind müsse man spontan reagieren können. In einer Szene weint sie ins Handy – wegen der Stille. Doch still war es an diesem Tag nicht, denn direkt unter ihr fuhr ein Traktor. „Dann muss man das einfach benennen“, sagt sie. Draußen in der Natur sei man schauspielerisch stärker gefordert als auf einer Bühne.


Zum Schauspiel kam sie erst im Erwachsenenalter. Früher war Katharina Grabher in der außerschulischen Jugendarbeit tätig. Dort wünschten sich die Kinder, Theater zu spielen. Da die Frastanzerin bis dahin mit Schauspiel nichts zu tun hatte, wollte sie es lernen – und studierte Schauspiel. Ihre Schwester Ruth Grabher absolvierte eine Tanzausbildung und ist für die Choreografie verantwortlich.


Aufführungstermine 2025
- 18./19./20. Juli
- 22./23./24. August
- 29./30./31. August
Weitere Infos unter: https://www.montafon.at/de/Veranstaltungskalender/Theaterwanderung-Infoseite



