Ludesch als Bühne der Geschichte: Theatergruppe inszeniert lebendige Zeitreise

Mit einem szenischen Spaziergang brachte die Theatergruppe Ludesch die Vergangenheit ins Heute. Persönlichkeiten wie eine lebende Schaufensterpuppe oder ein Totengräber aus Pestzeiten berichteten über ihr Wirken.
Ludesch Heuer verwandelt sich Ludesch in eine Bühne der besonderen Art: Mitglieder der Theatergruppe Ludesch erwecken bedeutende Persönlichkeiten aus der Ortsgeschichte zum Leben. An Originalschauplätzen berichten sie von deren Wirken und Lebensgeschichten – darunter auch Ludwig Seeger, einer der bekanntesten Akteure dieser Inszenierung.
Seeger war ein österreichischer Schriftsteller und Lebensreformer des 19. Jahrhunderts. Ab den 1850er Jahren entwickelte er ein umfassendes Fitness- und Ernährungssystem im Sinne gesundheitlicher Prophylaxe. Zu seinen Schülerinnen zählte unter anderem Kaiserin Elisabeth („Sissi“) sowie weitere Damen des Wiener Hochadels. In den 1860er Jahren baute Seeger im Krankenhaus auf der Wieden in Wien eine entsprechende Abteilung auf, in der seine reformpädagogischen Ansätze praktiziert wurden. Den Sommer verbrachte er über viele Jahrzehnte hinweg in seinem Haus in Ludesch.
Katharina Fritsche erzählte in der Dorfstraße von „Hannasöff“, der in der Schule viel über Gemüseanbau gelernt hatte und versuchte, seinen Vater – einen Obstbauern – von einem Kurswechsel zu überzeugen. Als ihm das nicht gelang, fällte er über Nacht alle Obstbäume und begann mit dem Salatanbau. So entwickelte sich Ludesch zur „Salatschüssel“ Vorarlbergs.

Beim Friedhof der Sebastianskirche wartete bereits Ulrich Borg, der Totengräber, mit seiner Geschichte vom Bau der Kirche sowie von der Pestzeit auf die Besucher. Einige Straßen weiter schaute aus einem Fenster des Gmeiner Huus Antonia Matt. Sie wurde hier in Barx 1878 ohne Unterleib geboren und lebte eine Zeit lang in diesem Haus. Später zog sie nach Innsbruck, wo sie als lebende Schaufensterpuppe arbeitete, anschließend weiter nach Italien und 1901 nach Amerika, wo sie heiratete. Ihr Leben führte sie rund um den Globus. Als vermögende Frau lebte sie unter anderem in Dresden und schließlich wieder in Ludesch.
Marlies Bahro, die Obfrau der Theatergruppe Ludesch, forschte über diese Persönlichkeiten, verfasste die Texte und führte auch Regie. Robert Matt, Brigitte Kaufmann, Fabian Grundner und Eveline Vonbun-Martin schlüpften in die geschichtlichen Rollen. Über 20 Zuschauerinnen und Zuschauer wanderten mit Herta Glück von einem Schauplatz zum nächsten. Im Gmeiner Huus, der letzten Station, klang dieser historische Streifzug in gemütlicher Atmosphäre mit Köstlichkeiten aus Hertas Küche aus. HAB