Rabenkrähen auf der Abschussliste: Das sagen Landwirte, Naturschützer und Jäger

VN / 23.07.2025 • 07:55 Uhr
Rabenkrähen auf der Abschussliste: Das sagen Landwirte, Naturschützer und Jäger
Robert Blum berichtet vor allem bei der Ansaat von Silomais von wiederkehrenden Problemen mit Rabenkrähen. VN/Archiv; Canva

Zwischen Krähenplage, Tier- und Naturschutz: Eine erneuerte Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Bregenz entfacht neue Debatten um die Rabenkrähe.

Von Katja Grundner

Schwarzach Immer wieder berichten Landwirte von Schäden durch Rabenkrähen. Die Bezirkshauptmannschaft Bregenz hat die dreijährige Verordnung zur zeitweisen Bejagung der Rabenkrähen erneuert. Doch inhaltlich bleibt so gut wie alles beim Alten: Wie in den vergangenen Jahren ist die Bejagung zwischen 11. August und Ende Februar im Bezirk Bregenz erlaubt – beschränkt auf Nicht-Naturschutzgebiete mit erheblichen Schäden und nur, sofern andere Schutzmaßnahmen keine Wirkung zeigen. Laut Robert Blum von der Blum Landesprodukte OG in Höchst sollte jedoch eine freiere Bejagung möglich sein. Johanna Kronberger, Biologin und Obfrau von BirdLife Vorarlberg, ist da anderer Meinung.  

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Ganzjährige Bejagung gewünscht

Robert Blum berichtet vor allem bei der Produktion von Silomais von wiederkehrenden Problemen mit Rabenkrähen. Die Weiterführung der Bejagung in dem vorgegebenen Zeitraum sei bloß ein erster Schritt, der jedoch keine dauerhafte Lösung darstelle. Sinnvoller wäre aus Sicht des FPÖ-Abgeordneten zum Vorarlberger Landtag eine ganzjährige Bejagung ohne bürokratische Hürden. Am wichtigsten wäre dies in den Aussaatmonaten April und Mai. „Wenn man in dieser Zeit einen dringenden Anlassfall hat, kann man natürlich ein Ansuchen stellen, aber meist dauert es bis zur Genehmigung zu lange“, äußert er.

Sieht sich als chancenreicher Außenseiter: Robert Blum (FPÖ). 
Eine ganzjährige Bejagung der Rabenkrähen wäre für Robert Blum vor allem in den Aussaatmonaten April und Mai wichtig. VN/Archiv

Für punktuelle Fälle wie die Aussaat raten viele Tier- und Naturschützer zu alternativen Methoden, von Vogelschreckballons mit aufgemalten Augen bis hin zu Gaskanonen zur akustischen Abschreckung. „Das ist ähnlich wie beim Wolf, wo gesagt wird, dass man auf der Alp Herdenschutzmaßnahmen durchführen soll“, so Blum. Für Tierschützer sei das zwar leicht zu fordern, in der Praxis jedoch nur schwer oder gar nicht umsetzbar. „Man versucht ja alles, was möglich ist, aber die Population der Rabenkrähen ist schon zu groß, um dagegen anzukommen.“

Regulierung des Bestands

Johanna Kronberger: stunde der Wintervšgel, rheinholz
Für Johanna Kronberger stellt die ganzjährige Bejagung keine nachhaltige Lösung dar. VN/Archiv

Kronberger unterscheidet zwischen Reviervögeln und sogenannten Nichtbrütertrupps: Letztere gelten als die Hauptverursacher der Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen. Wird auf Reviervögel geschossen, entstehen freie Reviere, die rasch von Nichtbrütern besetzt werden. Umgekehrt führt der Abschuss der Nichtbrüter dazu, dass Reviervögel mehr Nachwuchs durchbringen. Ein langfristiger Effekt bleibt somit aus: „Das Problem löst man nicht mit dem Gewehr, sondern mit einer Reduzierung der Futterverfügbarkeit“, sagt Kronberger. Eine Regulierung des Bestands ist auf diese Weise zwar denkbar, bei der Aussaat jedoch praktisch nicht durchführbar.

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Schwer zu jagen und zu verjagen

Dieter Baurenhas erhält als Jagdaufseher und Jagdpächter viele Klagen von Landwirten, die ihm regelmäßig Schäden im Maisanbau und an Silofolien melden. Er erinnert sich an den Einsatz einer Gaskanone zur akustischen Abschreckung: „Die Rabenkrähen haben schnell verstanden, dass da nichts passiert, und saßen auf den Maschinen drauf. Die sind sehr schlau und lernfähig.“ Selbst Schutznetze über Jungpflanzen bieten keinen verlässlichen Schutz, da Krähen gezielt Löcher hineinpicken.

Exkursion „Wildes Leben im Rheintal“ - VN-Leser gehen mit Dieter Baurenhas und anderen Vertretern der Jägerschaft auf Pirsch im Dornbirner Ried
Dieter Baurenhas berichtet von Erlebnissen mit Rabenkrähen. VN/Archiv

Dass sogar ein Abschuss schwierig sein kann, erlebte der Jagdaufseher selbst: Er wurde wegen einer riesigen Schar zu einem Landwirt gerufen – doch als er eintraf, war keine einzige Rabenkrähe mehr in Sicht. Dass diese Vogelart schwer zu jagen und zu verjagen ist, weiß auch Kronberger. „Die können sich sogar Autos und Gesichter merken“, sagt die 37-Jährige.

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(VN)