Abschied mit offenen Türen

Pater Wenzeslaus verlässt Dornbirn und kehrt als Guardian nach Bludenz zurück.
Dornbirn Es ist ein Abschied, der vielen schwerfällt. Nach 16 Jahren seelsorglichem Wirken im Dornbirner Franziskanerkloster verlässt Pater Wenzeslaus die Stadt und kehrt an eine alte Wirkungsstätte zurück. Die Provinzleitung der Franziskaner hat beschlossen, dem mittlerweile 72-jährigen Pater noch einmal eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übertragen. Er übernimmt in Bludenz erneut das Amt des Guardians – jenes Amt, das er dort bereits von 1994 bis 2006 ausgeübt hat.

Letzte Messe mit Agape
Seine letzte Heilige Messe in Dornbirn feiert Pater Wenzeslaus diesen Samstag, 26. Juli, um 17 Uhr im Kloster. Im Anschluss lädt der Freundeskreis des Franziskanerklosters zu einer kleinen Agape als Zeichen der Verbundenheit und Dankbarkeit für sein langjähriges Wirken.

Klostervater Elmar Mayer hat seine Abschiedsrede bereits vorbereitet und darin wird deutlich, wie sehr Pater Wenzeslaus die Dornbirner Gemeinschaft geprägt hat: „Für uns ist dieser Abschied eine bittere Mitteilung gewesen“, so Mayer. „Aber für ihn ist es auch eine Rückkehr – und in Bludenz wird man ihn empfangen wie das Christkind zu Weihnachten.“ Tatsächlich wirkte Pater Wenzeslaus bereits 18 Jahre in Bludenz, war dort maßgeblich an der Sanierung des Klosters beteiligt und ist auch heute noch in bester Erinnerung.

Ein geistiger Baumeister
Sein Wirken in Dornbirn begann im Jahr 2009. Schon kurz nach seiner Ankunft sprach er offen über den baulichen Zustand des Klosters – und brachte damit eine Bewegung ins Rollen, die später zur Gründung des Freundeskreises und zur umfassenden Sanierung des historischen Gebäudes führte. Mit Umsicht, Engagement und Weitblick begleitete er als „geistiger Baumeister“ das Projekt. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von der damaligen Landesrätin Andrea Kaufmann, Architekt Leopold Kaufmann und Bauleiter Bruno Fussenegger.

Pater Wenzeslaus wurde am 31. März 1953 in Wronki als Wojciech Dabrowski geboren und erhielt den Namen Wojciech. Seine Kinder- und Jugendzeit verbrachte er mit seinen vier Brüdern in seiner Heimatstadt Wronki. Am 5. September 1976 trat er ins Noviziat bei den Franziskanern in Kattowitz ein und legte am 28. Dezember 1980 seine ewigen Gelübde ab. Genau an seinem 30. Geburtstag erhielt er durch Bischof Herbert Bednorza in der Basilika Kattowitz-Panewnik die Priesterweihe. Nach ersten Stationen in Polen und Deutschland kam er 1988 nach Vorarlberg, zunächst ins Kloster Bezau. Drei Jahre später übernahm er das Kapuzinerkloster in Bludenz und wirkte dort mit großem Einsatz.

Ein offenes Herz
In Dornbirn hat er sich nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Brückenbauer einen Namen gemacht. Sein Bestreben, das Kloster für alle Menschen zu öffnen, hat es zu einem Ort der Begegnung, der Ruhe und des Glaubens gemacht. Ob bei Gottesdiensten, Patrozinium, Fastenpredigten oder Klosterfesten, Pater Wenzeslaus war immer präsent, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. „Seine freundliche, offene und menschliche Art wurde geschätzt und geachtet“, erklärt Mayer. Und weiter: „Pater Wenzeslaus lebt, was er predigt. Seine Spiritualität strahlt auf andere aus.“ Auch als Diözesanpräses der Kolpingfamilie war er aktiv, und trotz regelmäßiger Besuche in seiner polnischen Heimat ist Vorarlberg längst zu seiner zweiten Heimat geworden.
Dornbirn verliert mit ihm eine prägende Figur, einen Seelsorger mit Herz und Haltung. Gleichzeitig kehrt er an einen Ort zurück, der einst durch ihn geprägt wurde. Die Tür in Dornbirn aber bleibt für ihn offen – und viele hoffen, ihn bald wieder als Gast begrüßen zu dürfen. CTH