Ein doppelt „vergoldeter“ Monat

Sport / 29.07.2025 • 18:56 Uhr
Sheileen Waibel kehrte mit zwei Goldenen und vier Silbernen von den nationalen Kleinkaliber-Titelkämpfen in Tirol ins Ländle zurück. ÖSB
Die Hohenemserin Sheileen Waibel hat im Monat Juli sowohl beruflich als auch sportlich zwei „Volltreffer“ gelandet.ÖSB

Sportschützin Sheileen Waibel beendet Studium der Rechtswissenschaften und holt sich zweiten EM-Titel.

Chateauroux Es sind Momente, die man Leben wohl nie vergessen wird oder die immer an eine ganz besonders erfolgreiche Zeit in Erinnerung bleiben werden. Für Sheileen Waibel war der Juli 2025 ein solcher Monat. Ein Kapitel, das sowohl auf sportlicher als auch auf persönlicher Ebene mit Ausrufezeichen endet. Die 24-jährige Hohenemserin krönte sich zum zweiten Mal in ihrer Karriere zur Europameisterin – und gleichzeitig zur frischgebackenen Juristin.

Schießen ESC Europameisterschaft 2025 Châteauroux (FRA)
Das siegreiche ÖSB-Damenteam bei der Europameisterschaft (v. l.): Sheileen Waibel und die beiden Tirolerinnen Nadine Ungerak und Olivia Hofmann. ÖSB

0,5 Ringe Vorsprung

„Es war wirklich ein Erfolgsmonat für mich“, strahlt die Hohenemser Sportschützin, die Anfang Juli ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität Linz abgeschlossen hat. Kaum das letzte Examen bestanden, holte sie sich bei der Kleinkaliber-Europameisterschaft im französischen Chateauroux gemeinsam mit ihren Tiroler Teamkolleginnen Nadine Ungerank und Olivia Hofmann die Goldmedaille im Liegendmatch – denkbar knapp: Mit 1856,6 Ringen lag das ÖSB-Trio nach jeweils 60 Schuss nur 0,5 Ringe vor der Schweiz und 1,5 vor den Tschechinnen. „Die Bedingungen waren durch den ständig drehenden Wind extrem herausfordernd“, schildert Waibel. „Aber wir konnten in Summe die Windverhältnisse gut kontrollieren. Am Ende war der Titelgewinn in der Mannschaft auch eine Genugtuung, nachdem ich im Einzel mit guter Leistung so knapp die Medaille verpasst habe.“ In der Einzelwertung fehlten Waibel mit 621,0 Ringen lediglich 2,7 Zähler für den Sprung auf das Podest – Platz sechs blieb am Ende.

Viertes EM-Edelmetall

Dennoch: Die Goldene in der Hauptstadt des Departements Indre in Zentralfrankreich ist bereits die vierte EM-Medaille für Sheileen Waibel. 2021 hatte sie in Osijek (Cro) Silber und Bronze im Mixed- sowie im Damenteam geholt, ein Jahr später in Wroclaw (Pol) triumphierte sie im Mixed erstmals. In Frankreich folgte nun die zweite vergoldete Krönung.

Schießen Gewehr Sheileen Waibel
Mit ihrer Leistung in der KK-Dreistellung war Sheileen Waibel nicht zufrieden.

Doch nicht alle Bewerbe in Chateauroux liefen nach Wunsch: Im Dreistellungsmatch musste sich Waibel mit 585 Ringen und Rang 18 zufriedengeben. „Da war ich wirklich nicht zufrieden mit meiner Leistung“, sagt sie offen. Für den Finaleinzug wären vier Ringe mehr nötig gewesen.

Während andere nach einem Monat voller Prüfungen, Emotionen und Höchstleistungen eine Pause einlegen würden, hat Waibel ihren Fokus bereits nach vorn gerichtet. Mitte August will sie bei der Staatsmeisterschaft in Innsbruck ihre Form bestätigen, ehe vom 6. bis 16. November die ISSF-Weltmeisterschaft in Kairo auf dem Programm steht.

Sponsion nach WM-Rückkehr

Eine Termin-Kollision mit ihrer Sponsion schien diese Teilnahme kurzzeitig zu gefährden – doch mittlerweile steht fest: Die feierliche Verleihung ihres Magistra-Titels findet zwei Tage nach ihrer Rückkehr aus Ägypten statt. „Da ist mir natürlich ein Stein vom Herzen gefallen“, erzählt die 24-Jährige erleichtert.
Ob sie beim ISSF-Championat im Kleinkaliber oder auch mit dem Luftgewehr an den Start geht, steht noch nicht final fest: „Die Qualifikation ist noch nicht abgeschlossen. Im Kleinkaliber sieht es ganz gut aus und im Luftgewehr bin ich zumindest noch im Rennen um einen Startplatz.“

Eines ist jedenfalls gewiss: Der Juli 2025 wird Sheileen Waibel als Monat mit Glücksgefühlen auf allen Ebenen in Erinnerung bleiben.

Ein doppelt „vergoldeter“ Monat
Kiano Waibel startet in allen vier Bewerben bei den Junioren.

Bruder Kiano ist gefordert

Die Erfolgsgeschichte der Familie Waibel könnte in den nächsten Tagen sogar um ein weiteres Kapitel reicher werden. Während Sheileen bereits die Heimreise aus Frankreich angetreten hat, greift ihr fünf Jahre jüngerer Bruder Kiano in Chateauroux ins EM-Geschehen ein. Der 19-Jährige, der vor wenigen Wochen die Reifeprüfung an der HTL Rankweil erfolgreich absolvierte, ist bei den Junioren in allen vier Bewerben im Einsatz. Bei optimaler Tagesform hat der talentierte Hohenemser durchaus Außenseiterchancen, seine bisherige Erfolgsbilanz zu verbessern. Sein bislang größter Triumph: EM-Silber im Kleinkaliber-Liegendbewerb 2022 – damals übrigens ebenfalls in der Rolle des Nachziehenden. Denn auch vor drei Jahren hatte die „große“ Schwester mit einer Medaille vorgelegt.