Ungenutztes Smartphone-Potenzial – 200.000 Altgeräte könnten den Vorarlbergern bares Geld einbringen

In Vorarlbergs Haushalten liegen Hunderttausende ungenutzte Handys herum – dabei wären Nachfrage und Nutzen eines Weiterverkaufs hoch.
Von Katja Grundner
Lustenau “Die Nachfrage nach gebrauchten Handys ist groß. Manchmal sogar größer als unser Angebot”, sagt Bedirhan Aydin, Lehrling beim Mobilfunkgeschäft “Handywelt Saga” in Lustenau. Etwa 250 bis 300 gebrauchte Handys nimmt der Betrieb jährlich an und verkauft sie nach einer Qualitätsprüfung und eventueller Mängelbehebung weiter.
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Dass aber deutlich mehr gebrauchte Handys im Umlauf sein könnten, zeigt eine aktuelle Studie von “Fraunhofer Austria” im Auftrag des Online-Marktplatzes “refurbed”. Demnach befinden sich allein in Vorarlberg mehr als 600.000 alte Smartphones in privaten Haushalten. Knapp 200.000 davon brächten den Vorarlbergern bares Geld. “Denn diese könnten verkauft, generalüberholt und in einen zweiten Lebenszyklus überführt werden”, verdeutlicht “refurbed”-Mitgründer Peter Windischhofer in einer Presseaussendung.

Die Plattform „refurbed“ bietet vollständig erneuerte elektronische Geräte bis zu 40 Prozent günstiger und mit mindestens zwölf Monaten Garantie an – von Smartphones, Laptops und Tablets bis hin zu Haushaltsgeräten, E-Bikes und Wintersportzubehör. Durch die professionelle Wiederaufarbeitung wird 83 Prozent weniger CO₂ als bei der Herstellung eines Neugeräts ausgestoßen.
Vorteile der Wiederverwendung
Aydin schätzt, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Kunden gezielt nach gebrauchten Handys fragen. Das Hauptmotiv sei nicht der Nachhaltigkeitsgedanke, sondern der günstigere Preis.
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“Viele greifen auf Secondhand-Smartphones zurück, weil sie sich nicht mehr über Jahre hinweg an einen Mobilfunkvertrag binden wollen”, sagt der 23-jährige Bregenzer. Die Preise für gebrauchte Handys bewegen sich bei “Handywelt Saga” meist zwischen 180 und 800 Euro. Wie bei ‚refurbed‘ wird eine Garantie auf die Geräte gegeben, die Kunden Sicherheit bietet.
Windischhofer verweist neben den finanziellen Vorteilen für Käufer und Verkäufer auch auf den positiven Beitrag zum Umweltschutz. Die Studie rechnet verschiedene Szenarien durch: Wenn alles so weiterläuft wie bisher, wird Europa bis 2030 auf rund 140.000 Tonnen Elektroschrott sitzen. Würden aber alle geeigneten Altgeräte in Haushalten wiederaufbereitet werden, könnte sich diese Menge auf 120.000 Tonnen reduzieren und es müssten zwei Jahre lang keine neuen Smartphones für die EU produziert werden.
Die elektronische Abfallproblematik in Zahlen
• Die Menge an elektronischem Abfall nimmt weltweit rasant zu und stellt einen der am schnellsten wachsenden Abfallströme dar.
• Im Jahr 2022 wurden global 62 Millionen Tonnen elektronischer Abfall erzeugt – das entspricht 7,8 Kilogramm pro Kopf. Bis 2030 wird eine Steigerung auf 82 Millionen Tonnen prognostiziert.
• Kein anderer Kontinent verursacht so viel Elektroschrott pro Kopf wie Europa: rund 13 Millionen Tonnen beziehungsweise 17,6 Kilogramm je Einwohner.
Noch weiter reichen die Auswirkungen, wenn zusätzlich die durchschnittliche Nutzungsdauer verlängert würde. “Dann könnten alle nötigen Smartphones für die EU drei Jahre lang aus bereits vorhandenen Geräten gedeckt werden, ohne Rohstoffe für Handys aus China, Russland und so weiter zu brauchen. Das ist so, als ob Sie die nächsten drei Jahre keine Lebensmittel mehr kaufen müssten, weil Sie alles zu Hause haben”, resümiert Windischhofer. In diesem Fall könnten 24 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Mängel und Wertverlust
Während “refurbed” viele verschiedene Handymarken ankauft, fokussiert sich die “Handywelt Saga” bei gebrauchten Handys auf iPhone- und Samsung-Geräte. Diese sollten nicht älter als vier Jahre sein, jedoch werden auch Ausnahmen gemacht. Bei älteren Geräten sei ein Weiterverkauf meist nicht mehr sinnvoll.
“Ähnlich wie wir es bei Gebrauchtwagen kennen, gibt es einen starken Wertverfall, sobald das Gerät das erste Mal verwendet wird. Dieser hat jedoch nichts mit der Produktqualität an sich zu tun und ist von Marke zu Marke verschieden”, erklärt Windischhofer. Da sich kleinere Mängel wie eine schwache Batterie oder ein beschädigtes Display gut beheben lassen, sei ein Rückverkauf oft einfacher und lohnender als gedacht.
Wer den Wert seines Geräts wissen möchte, erhält Auskunft in Geschäften wie der „Handywelt Saga“ oder auf der Website von „refurbed“.
(VN)