Warum die Hoffnung bei den Fischern zuletzt stirbt

VN / 11.08.2025 • 16:39 Uhr
Warum die Hoffnung bei den Fischern zuletzt stirbt
Fischer-Sprecher Albert Bösch auf dem Bodensee. Die Erträge werden nicht mehr. Das Jahr 2025 dürfte da keine Ausnahme werden. VN/Hartinger

Einmal mehr lässt der Ertrag für die heimischen Petrijünger zu wünschen übrig. Bisher jedenfalls.

Fußach, Gaißau Berufsfischer Franz Blum jr. (45) blickt kopfschüttelnd in sein Boot, als er an seinem Steg anlegt. “16 Stück Kretzer, drei Stück Rotaugen und eine Seeforelle habe ich heute mit 1400 Meter Netz gefangen. Wobei mich die Seeforelle freut und diesen kümmerlichen Fang noch aufwertet.”

Den an Ertrag kärglichen Jahren scheint sich ein weiteres hinzuzufügen. Klar, muss auch Blum zur Relativierung der prekären Lage ein Faktum herausstreichen. “Immer noch gilt das Felchen-Fangverbot. Das werden wir auch nächstes Jahr noch haben. Ich unterstütze das voll und ganz. Nach den dramatischen Einbrüchen der vergangenen Jahre musste man die Reißleine ziehen.”

Aquakultur
Eine Kiste voller Felchen. Solche Bilder gehören vorerst der Vergangenheit an. Das Felchenfangverbot dauert noch bis Ende 2026. Schäfer

Weniger Stichlinge

Den leichten Optimismus eines Berichtes der Internationalen Bodenseekonferenz für die Bodenseefischerei, erstellt Ende Juni dieses Jahres, kann Blum nicht wirklich teilen. Dort ist von gut ernährten Felchen und erfolgreichen Felchenlaichfischfängen im Jahre 2024 die Rede. Zudem wurde ein Rückgang der für die Felchen so schädlichen Stichlinge beobachtet.

Der Stichling hat das Ökosystem im See auf den Kopf gestellt.
Der Stichling ist der größte Konkurrent des Felchens im tiefen Wasser. Doch jetzt hat der Bestand – vorläufig – abgenommen. Fiedler

Dennoch: Der Gesamtertrag der 52 Berufsfischerinnen und Berufsfischer am Bodensee-Obersee betrug im Jahre 2024 121 Tonnen. Dies entspricht einem Rückgang von zehn Prozent zum Vorjahr (133 Tonnen).

Dauerärger mit dem Kormoran

Den Rückgang der Stichlinge hat aber auch Blum registriert. “Der Stichling ist der größte Nahrungskonkurrent der Felchen im tiefen Wasser. Doch während der Laichzeit in seichterem Wasser ist da immer noch der Kormoran, der die Mutterfische in Massen aus dem See holt. Auch die Kretzer stehen auf dem Speisezettel des gefräßigen Raubvogels. Unsere Behörden und die Politik haben die Maßnahmenmöglichkeiten ja erweitert, aber es reicht nicht. Wir brauchen noch drastischere Optionen und die Erlaubnis zur Anwendung der bereits erlaubten Maßnahmen, wenn diese erforderlich sind”, fordert Blum. Scharf ins Gericht zieht er mit bestimmten Vogelschützern. “Das sind einseitige Vogelhardliner, die das Gegenteil von dem tun, was sich Naturschutz nennt.”

Warum die Hoffnung bei den Fischern zuletzt stirbt
Kormorane sind in der Fußacher Bucht schon lange in großer Zahl zu Dauerbewohnern geworden. Sehr zum Ärger der Fischer. VN/Hartinger

Nur noch sechs Berufsfischer

Albert Bösch (53), Sprecher der sechs noch verbliebenen Berufsfischer am Vorarlberger Bodenseeufer, spricht ebenfalls von einer schwierigen Situation. “Wir hatten heuer bereits völlig unterschiedliche Pegelstände im See. Zuerst einen sehr niedrigen, dann, mit dem vielen Regen, einen deutlich höheren. Ich habe den Eindruck, dass sich die Fische noch versteckt halten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Es kann durchaus noch besser werden”, meint der Gaißauer. Gefangen habe er bisher vor allem Schleien, Braxen und auch auffallend viele Welse. “Diese lieben das warme Wasser und sind gute Speisefische.”

Fischerserie Portrait der Fischer-Dynastie Blum
Franz Blum jr. wird nicht müde, noch schärfere Maßnahmen im Kampf gegen den Kormoran einzufordern. VN/Serra

Vielleicht, so hoffen die Fischer, kommen später noch die Kretzer in größerer Zahl. “Das lässt sich jetzt noch nicht abschätzen”, weiß Blum. Als noch nicht wirklich bedrohlich nehmen die Petrijünger die Quagga-Muschel, die schon ganze Uferbereiche erobert hat, wahr. “Wir werden abwarten müssen, wie sich die in den nächsten Jahren entwickelt”, sagt Franz Blum.