Warum Lustenau ein Rastplatz für Vögel aus ganz Europa ist

Langstreckenzieher legen Rast in der Marktgemeinde ein.
Lustenau Der alljährliche Vogelzug hat begonnen und ist bereits in vollem Gange: Millionen Vögel aus ganz Europa machen sich auf den Weg in den Süden, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen. Viele von ihnen legen dabei mehrere tausend Kilometer zurück. „Die Tiere fliegen meist nachts und suchen sich tagsüber Rastplätze, an denen sie sich erholen und stärken können“, erklärt der Vogelexperte Alwin Schönenberger. Seit Jahren beobachtet er die Vogelwelt und weiß genau, welche Herausforderungen die Zugvögel auf ihrer Reise meistern müssen. Und wie wir Menschen sie unterstützen können. Ein bedeutender Rastplatz für Zugvögel befindet sich seit über 40 Jahren am Alten Rhein. Der ornithologische Verein „Die Drossel“ hat dort ein Vogelbiotop geschaffen, das für unzählige Vögel zu einer festen Station auf dem Weg nach Afrika geworden ist.

Beeren als wichtige Nahrungsquelle
Wie Schönenberger berichtet, sind die Bedingungen auf dem Vogelzug stark wetterabhängig: „Bei schönem Wetter finden die Vögel unterwegs viele Insekten, die eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.“ Doch bei Kälte und Regen werden Beeren, insbesondere Vogelbeeren, für die ziehenden Singvögel überlebenswichtig. Auch darauf ist das Biotop am Alten Rhein vorbereitet: „Besonders beliebt sind der Schwarze Holunder und der Gemeine Hartriegel“, so Schönenberger. Von August bis Ende September dauert die Hauptreisezeit der Vögel. Danach sind die Sträucher meist abgeerntet. „Dann findet man hier keine einzige Beere mehr“, sagt er. Mindestens 1000 Vögel rasten laut Schätzungen pro Saison im Lustenauer Vogelbiotop, die genaue Zahl lässt sich jedoch schwer bestimmen.

Erholung und Schutz sind entscheidend
Die Alpen stellen für viele Zugvögel eine große Hürde dar. Bei schlechtem Wetter fliegen sie am Alpenrand entlang und orientieren sich am Pfänder in Richtung Appenzeller Hügel. „Die Vögel suchen immer den kürzesten und sichersten Weg“, erklärt Schönenberger. Viele nutzen das Rheintal und Schweizer Pässe als Route. Lustenau liegt dabei ideal als Raststation. Hier stärken sich nicht nur Zugvögel, sondern auch die heimischen Singvögel profitieren vom reichen Nahrungsangebot. Neben Futter sind dichte Sträucher, Bäume und Gebüsche wichtig, denn viele Vögel bevorzugen halboffene, geschützte Landschaften, um neue Kräfte zu sammeln.

Wie jeder helfen kann
Auch im eigenen Garten kann man den gefiederten Reisenden helfen. „Ein Schwarzer Holunder gehört eigentlich in jeden Garten. Auch der Gemeine Hartriegel ist eine willkommene Futterquelle für Singvögel“, empfiehlt Schönenberger. Zwar bildet der Hartriegel Ausläufer, doch mit regelmäßigem Mähen lässt sich das problemlos kontrollieren. Wer diese Sträucher pflanzt, kann zahlreiche Singvögel wie Meisen, Zilpzalp und Co. beim Naschen beobachten. Die Sträucher bieten nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz für die Nester frei brütender Vögel. Im Lustenauer Biotop brüten unter anderem Sumpfrohrsänger, Mönchsgrasmücke und Zilpzalp. Der Alte Rhein ist damit ein wahres Paradies für heimische und durchziehende Singvögel. BVS




