“Nach zwei Minuten ist man Teil eines Teams”

Streetball begeistert in Vorarlberg als unkomplizierter, gemeinschaftlicher Freizeitsport.
Götzis Es ist Sonntagabend in Götzis. Am Streetball-Platz „Mösle“ treffen sich sechs Leute in T-Shirts und kurzen Hosen. Sie dribbeln mit ihrem Ball, stellen Wasserflaschen ab und bilden zwei Teams. Wenige Sekunden später läuft das Spiel. Was früher nur als lockere Variante des Basketballs galt, wurde in Vorarlberg zu einem populären Freizeitsport.

Das „Mösle“ ist nur einer der Plätze, an denen man die Entwicklung von Streetball, auch Drei-gegen-Drei genannt, beobachten kann. Vorbeikommende finden fast immer eine Gruppe, die gerade spielt oder gleich starten will. Junge Spieler nutzen den Platz nach der Schule, Berufstätige nach der Arbeit, auch Ältere kommen, um in Bewegung zu bleiben. „Im Mösle ist immer was los. Manchmal kennt man die Leute, manchmal nicht, doch das spielt keine Rolle. Spätestens nach zwei Minuten ist man Teil eines Teams“, sagt Nicolas Schäffl aus Dornbirn, der regelmäßig zum Mösle kommt.

Das Besondere am Drei-gegen-Drei ist die Atmosphäre. Es geht mehr um das Zusammenkommen und Spielen an sich, weniger um das Gewinnen. Julian Loacker, der bei den Dornbirn Lions Basketball spielt, sagt: „Streetball ist für mich eine gute Ergänzung zum normalen, strukturierten Training. Auf dem Platz kann ich den Kopf abschalten und einfach Spaß mit den anderen haben.“

Von der Straße zum Wettbewerb
Neben dem freien Spiel haben sich in Vorarlberg auch Turniere etabliert, unter anderem in Dornbirn und Hohenems. Sie locken Teams aus dem In und Ausland an. Doch für viele bleiben öffentliche Plätze wie das „Mösle“ der eigentliche Mittelpunkt des Sports. Hier kann man ohne Anmeldung spielen, spontan Teams bilden und Drei-gegen-Drei genau so erleben, wie es gedacht ist: offen, direkt und gemeinschaftlich.

Streetball wird auf einem halben Feld mit einem Korb gespielt. Würfe innerhalb der halbkreisförmigen Linie um den Korb zählen einen Punkt, von außerhalb zwei. Nach jedem Treffer oder Ballverlust muss das gegnerische Team den Ball zunächst hinter die Linie bringen, bevor es wieder angreifen darf. Für einen Angriff steht nur begrenzt Zeit zur Verfügung, was das Spieltempo hochhält. Eine Partie endet entweder, wenn eine Mannschaft eine vorgegebene Punktzahl erreicht, oder wenn die vereinbarte Spielzeit abgelaufen ist. Gerade diese Mischung aus Einfachheit und Intensität macht für viele den Reiz aus.

Seit Streetball 2021 olympisch wurde, ist auch das Interesse der breiten Öffentlichkeit gestiegen. Doch im „Mösle“ geht es nicht um Medaillen oder Leistungsdruck, sondern um Begegnung und Bewegung. Genau das macht den Platz besonders: Er ist Sportstätte und Treffpunkt zugleich.

Streetball steht damit für einen Trend im Freizeitsport: flexibel, zugänglich und gemeinschaftlich. Während der klassische Basketball in Vereinen nach wie vor seine Bedeutung behält, hat sich ein neuer Zweig geöffnet, der ohne feste Strukturen auskommt und doch sportlichen Anspruch hat. Für viele Spielerinnen und Spieler bietet diese Variante genau die Mischung aus Einfachheit und Intensität, die sie suchen und lieben. TUG