„Was im Tal wichtig ist, ist hier nicht mehr wichtig“ – Conny und Christian verbringen den 22. Sommer auf der Dalaaser Staffel

Inmitten der Berge, entschleunigt und stressfrei – auf der Alpe leben Christian und Conny Kohler ein einfaches, aber dafür intensives Leben mit 200 Tieren.
Dalaas Für Conny und Christian Kohler aus Dornbirn geht bereits der 22. Sommer auf der Dalaaser Staffel zu Ende. Unterhalb des Spullersees im Lechquellengebirge verbringen sie den Sommer mit 86 Kühen, 34 Pferden, 50 Ziegen, 25 Hühnern, zwei Kälbern, fünf Gänsen und zwei Eseln. Die Kühe werden täglich zweimal gemolken. Allein könnten sie die Arbeit nicht bewältigen, deshalb unterstützen sie vier Gehilfen: Daniel, Aurelia, Melinda und Zita. Wenn viel Arbeit anfällt, packen alle mit an. Bis sie bei den Kühen sind, um diese einzutreiben, dauert es bis zu eineinhalb Stunden, denn das Almgebiet umfasst 1300 Hektar. Nachts stehen die Tiere im Stall, am Morgen geht es wieder hinaus auf die Weide. Die Milch wird vom Milchlaster abgeholt, einen Teil verarbeitet Conny zu Frischkäse – ein „Verkaufsschlager“. Der Käse für die Brettljause stammt seit 22 Jahren aus Schwarzenberg.


Warum sie keine Schutzhütte übernehmen wollten? Conny erklärt: „Mir fehlen die Tiere auf einer Schutzhütte. Ich brauche beides – die Tiere und die Menschen.“ In Dornbirn betreibt die Familie eine Nebenerwerbslandwirtschaft mit Hühnern, Gänsen, Ziegen und Pferden. Über einen Bekannten stießen sie auf die Dalaaser Staffel. Anfangs wollten sie „auf gar keinen Fall“ die Alpe führen, doch schließlich ließen sie sich überreden.


Viel Arbeit, aber weniger stressig
Für Conny ist das Alpleben „viel Arbeit, aber andere Arbeit“. Es sei hier nicht so stressig wie zu Hause. Am Morgen schneidet sie den Frischkäse, den sie am Abend zuvor in die Form gefüllt hat, und backt Kuchen für die Gäste. Wenn das Vieh auf der Weide ist, kehrt sie den Platz und räumt den Mist weg. Nach dem Frühstück bereitet sie den Mittagstisch vor. Öffnungszeiten gibt es nicht. „Wenn jemand um 21 Uhr zu mir kommt, dann bekommt er auch noch etwas.“


Ob sie die Alpe weiter bewirtschaften, entscheiden Christian und Conny von Jahr zu Jahr. Ausschlaggebend ist, ob sie Helfer für den Sommer finden – ohne deren Unterstützung wäre es unmöglich, die Alpe zu führen. Daniel ist bereits das achte Jahr dabei. Mit acht Jahren begann er als Stallbursche. Melinda unterstützt Conny im Service, Zita und Aurelia absolvieren auf der Alpe ein landwirtschaftliches Praktikum. „Wir haben in den letzten Jahren unfassbares Glück gehabt, Personal gefunden zu haben“, ist Conny dankbar.


Mit (E-)Bike und Bus erreichbar
Die Dalaaser Staffel ist auf verschiedene Arten erreichbar: mit dem Wanderbus, der bis zum Spullersee fährt, mit dem (E-)Bike oder zu Fuß. Ich habe mich für das E-Bike entschieden. Von Lech führt der Weg durch das Zugertal nur mäßig bergauf. Ohne große Anstrengung lässt sich die Landschaft genießen, allerdings sollte man auf die Busse und Autos achten, die entgegenkommen. Der erste Wanderbus hält um 9.45 Uhr bei der Dalaaser Staffel, der letzte Bus fährt um 17 Uhr zurück. Im Halbstundentakt fahren die Busse von Lech zum Spullersee oder Formarinsee. Früher war der Busverkehr noch deutlich mehr.


Conny schätzt die Natur und die damit verbundene Entschleunigung. „Was im Tal wichtig ist, ist hier nicht mehr wichtig“, sagt sie. Auch Nachrichten verlieren an Bedeutung, denn die Familie Kohler hat weder Fernseher noch Radio auf der Alpe. Stattdessen zählt die gemeinsame Zeit – etwa bei den Gesprächen während der Mahlzeiten. „Die Zeit nimmt man hier viel intensiver wahr als im Tal“, schwärmt Conny. Sie ist gerne in den Bergen und freut sich daher auf den Herbst, wenn sie wieder Zeit hat, wandern zu gehen. „Du hast hier immer Programm. Wenn ich zu Hause bin, habe ich wieder mehr Zeit für mich. Ich freue mich auf meine eigenen Wanderungen. Aber ansonsten haben wir alles hier auf der Alpe, was wir brauchen.“

