Radeln im autofreien Ried

Die plan-b-Gemeinden luden am Sonntag zum Rad-Ried-Tag ein.
Lustenau Bremsspuren auf der Riedstraße zeugen vom hohen Verkehrsaufkommen, das sowohl tagsüber als auch nachts im Ried herrscht. Am Sonntag jedoch herrschte ungewohnte Ruhe: Von 10:30 bis 16 Uhr waren die Straßen im Ried für den Durchgangsverkehr gesperrt. Statt Motorenlärm prägten Vogelgezwitscher, Pferdewiehern und das Lachen spielender und radelnder Kinder die sonst stark befahrenen Straßen.

Platz für Radfahrer gefordert
„Wir leben seit fünf Jahren autofrei und sind mit dem Velo-Mobil unterwegs. Da dieses aber Rennradreifen hat, sind wir auf asphaltierte Straßen angewiesen. Leider gibt es für uns keine Alternative, um zur Arbeit zu kommen, deshalb müssen wir durch das Ried radeln“, berichten Andrea und Julia Hämmerle aus Höchst. Sie nutzten den Rad-Ried-Tag, um auf die Notwendigkeit sicherer Radwege aufmerksam zu machen. „Auf dieser Straße ist es mit dem Fahrrad gefährlich, weil die Autos relativ schnell vorbeifahren. Es braucht mehr Radwege“, fordert auch Sabine Diepenbrock aus Bregenz. Matthias Witschuinig radelte mit seinem fünfjährigen Sohn Konstantin aus Lauterach zur alten Holzbrücke, wo sich alle Radfahrer versammelten. Auch er wünscht sich Verbesserungen: „Ich wäre froh, wenn man hier endlich etwas für Radfahrer umsetzen würde. Von Lauterach nach Dornbirn zu radeln, ist gerade mit Kindern zu gefährlich.“ Bei starkem Verkehr sei er mit dem Rad sogar schneller und glücklicher am Ziel als mit dem Auto.

Lösungen gefordert
Die Radfahrer, die am Sonntag den Rad-Ried-Tag nutzten, wollen ein Zeichen setzen und darauf aufmerksam machen, dass Radfahrer ebenfalls einen Platz im Ried brauchen. Auch der Grüne Landtagsabgeordnete Daniel Zadra war mit seiner Familie vor Ort: „Ich wünsche mir, dass die langjährigen Forderungen der Gemeinden und Bürger endlich Gehör finden. Das Ried könnte zumindest im Sommer an den Wochenenden für den Verkehr gesperrt werden.“ In Zeiten knapper Budgets wäre dies eine kostengünstige Möglichkeit, Familien viel Lebensqualität zurückzugeben. „Man sieht, es funktioniert“, so Zadra mit Blick auf die autofreien Straßen. Lustenaus Bürgermeister Patrick Wiedl (ÖVP) unterstützt die Idee eines autofreien Rieds grundsätzlich, warnt jedoch: „Ich würde mir auch ein autofreies Ried wünschen. Doch wenn diese Straßen dauerhaft gesperrt werden, droht auf der ohnehin überlasteten Reichsstraße ein Verkehrskollaps in Lustenau.“ Es brauche daher eine umfassendere Lösung für den Verkehr. Die 16.000 Fahrzeuge, die täglich durch das Ried fahren, würden sonst auf andere Straßen ausweichen. „Mehr Verkehr verkraftet Lustenau nicht“, betont Wiedl.

Naherholungsgebiet ohne Wert?
„Das ist mein Naherholungsgebiet, hier schalte ich vom Alltag ab“, sagt Christine Mathis aus Bregenz. Dass hier für die Bevölkerung bislang wenig unternommen wurde, ist für sie unverständlich. Stattdessen donnert der Durchgangsverkehr durch das Ried und gefährdet die wertvolle Landschaft. Viele Besucher des Rad-Ried-Tages können das Ried derzeit nur an diesem einen Tag im Jahr sicher und ungestört mit ihren Familien genießen. BVS










