Regenreich und trotzdem sehr warm

VN / 07.09.2025 • 12:25 Uhr
Wolfurt Kesselstraße - Unterführung ca. 0,5 Meter unter Wasser
Juli 2025, Wolfurter Kesselstraße: Landesweit zwar kühl und immer wieder starke Niederschläge, nach früheren Maßstäben aber noch immer überdurchschnittliche Temperaturen. Foto: VN/Mayer

Vorarlberg: Achtwärmster Sommer der über 150-jährigen Messgeschichte im Land.

SCHWARZACH. Für Katarina Rankovic läuft die Saison noch. Sie ist Geschäftsführerin der Eismanufaktur „Kolibri“ mit Eisdielen von Lochau und Bregenz bis Feldkirch und darüber hinaus und kann daher auch noch keine Bilanz ziehen. Bisher waren die Verhältnisse aus ihrer Sicht jedoch durchwachsen. Im feuchten und kühlen Juli sei die Nachfrage zwischendurch spürbar zurückgegangen. Wobei es da auch von Tag zu Tag erhebliche Schwankungen geben kann, wie Rankovic erläutert: „Wir spüren fast jedes Grad mehr oder weniger. Ob es 18 Grad hat und bewölkt ist oder 20 Grad und die Sonne scheint, ist ein großer Unterschied.“ Im August sei das Geschäft alles in allem wieder normal gewesen, war meist gutes Eis-Wetter.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Für Alexander Orlik von „GeoSphere Austria“ ist der Sommer schon vorbei. Er ist Meteorologe und für seinesgleichen dauert die Jahreszeit von Anfang Juni bis Ende August. Seine Bilanz für Vorarlberg: Es war der achtwärmste Sommer der über 150-jährigen Messgeschichte.

Meteorologe Orlik: „Haben jetzt viel­leicht ein Plateau erreicht.“ Lusser
„In den 1970er Jahren hätte ich festgestellt, dass es ein überdurchschnittlich warmer Juli gewesen ist”, sagt Alexander Orlik. Foto: GeoSphere Austria/Lusser

Es mag kaum zu glauben sein. Orlik erzählt auch von Leuten, die sich über solche Aussagen beschweren würden, weil ihre Wahrnehmung eine ganz andere sei. Was vielleicht damit zu tun habe, dass der Sommer ausgerechnet dann, wenn die größte Hitze erwartet wird, Pause gemacht habe nach heutigen Maßstäben. Im Juli eben. Lag der Juni in der langjährigen Monatstemperatur-Wertung auf Platz zwei und der August auf Platz 14, so handelte es sich in seinem Fall nur um Platz 41.

Es ist laut Orlik aber alles vor dem Hintergrund zu sehen, dass seit geraumer Zeit eine massive Erwärmung läuft. Stichwort Klimakrise. Bis Anfang der 2000er Jahre wäre der heurige Sommer mit durchschnittlich 20,2 Grad in Bregenz der wärmste gewesen. Und zum Juli hält der Meteorloge fest: „In den 1970er Jahren hätte ich festgestellt, dass es ein überdurchschnittlich warmer Juli gewesen ist.“

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Die mittlere Temperatur über den gesamten Sommer lag heuer landesweit um ein bis eineinhalb Grad über dem Niveau der Klimaperiode 1991 bis 2020. In Bregenz wurden 16 Hitzetage gezählt, an denen es 30 oder mehr Grad hatte. Das waren fast zwei Mal mehr als in der erwähnten Periode. In Bludenz, wo weit und breit kein See ist, mit dem ein abkühlender Effekt einhergeht, handelte es sich sogar um 21.

Dass es nicht noch mehr geworden sind, ist auf Niederschläge zurückzuführen: In Skandinavien hat sich laut Orlik lange ein Hochdruckgebiet gehalten. Nordatlantische Tiefdrucksysteme seien daher in den mitteleuropäischen Raum und damit auch nach Vorarlberg abgedrängt würden. Mit ihnen sei der Regen gekommen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Für Katarina Rankovic und das Geschäft war es kein Nachteil, dass es keinen Hitzetage-Rekord gegeben hat: „Ganz hohe Temperaturen sind für uns genauso schlecht wie zu kühle“, sagt sie: „Mittlere sind ideal.“ Wenn es zu heiß ist, würden die Leute lieber ins Schwimmbad gehen als Eis essen.