Kleinste Schule Vorarlbergs: VS Gurtis startete mit insgesamt zehn Kindern ins neue Schuljahr

Montessori-Lehrerin Elfriede Waldhart zeigt die Herausforderungen und Vorteile einer zehnköpfigen Klasse mit vier verschiedenen Schulstufen auf.
Darum geht’s:
- Volksschule Gurtis hat insgesamt zehn Schüler.
- Altersgemischter Unterricht bietet viele pädagogische Vorteile.
- Montessori-Stil fördert Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein.
Von Katja Grundner
Nenzing Mit elf Schülern war die Volksschule Gurtis laut der aktuellen Schulstatistik des Landes im Schuljahr 2023/2024 die kleinste ihrer Art in Vorarlberg – nicht elf Kinder pro Klasse, sondern in der gesamten Schule. Heuer werden zehn Schüler in einer schulstufenübergreifenden Klasse unterrichtet. Unter ihnen befinden sich drei Geschwisterpaare, zwei Erstklässler sowie eine Viertklässlerin. Am Montag, zum Start ins neue Schuljahr, berichtet Montessori-Lehrerin Elfriede Waldhart bei einem Besuch der VN über die Herausforderungen, aber auch klaren Vorteile dieser Schulform gegenüber einer klassischen Volksschule.
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Kleinstschule als Normalität
Elfriede Waldhart hatte in der Vergangenheit in Nenzing eine altersgemischte Reformklasse aufgebaut und kam vor rund einem Jahrzehnt in die VS Gurtis. “Hier war die altersgemischte Klasse etwas ganz Normales”, meint die 59-Jährige. Aktuell ist sie – bis auf einen Religionslehrer – die einzige Lehrerin der Kleinstschule. Seit ihrer Zeit an der Schule gab es aber auch Phasen mit bis zu 18 Kindern, in denen eine zusätzliche Lehrerin Unterstützung bot. “Die letzten Jahre hatten wir weniger Kinder, aber die Zahl wird wieder steigen, weil es viele junge Familien mit Kleinkindern im Ort gibt.”
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Mehr Aufwand, aber bereichernd
Die unterschiedlichen Anforderungen aufgrund der verschiedenen Schulstufen sind herausfordernd: “Ich muss zum Beispiel statt einem Jahresplan vier machen”, erklärt Waldhart. Außerdem achtet sie darauf, dass sich die Aufgaben in kreativen Fächern innerhalb von vier Jahren nicht wiederholen, damit kein Kind dieselbe Arbeit doppelt machen muss. “Trotzdem finde ich diese Art von Unterricht schöner, weil es viel Spannung herausnimmt. Zum Beispiel ist das Vergleichen untereinander kein Thema.”

Viele Vorteile
Die Lehrerin berichtet von Situationen, in denen ältere Kinder die jüngeren zurechtgewiesen oder ihnen etwas erklärt haben. “Das wirkt ganz anders, als wenn ich es sagen würde.” Einerseits motiviert die Unterrichtsform die Jüngeren durch den Nachahmungseffekt, andererseits fördert sie das Verantwortungsbewusstsein der Älteren. So haben die Kinder die Chance, sich mit der Zeit in unterschiedlichen Rollen zu erleben. Die einzige Viertklässlerin Anna Heuring bestätigt genau das: “Ich mag die gemischte Klasse, weil ich den anderen helfen kann.”

Auch Erstklässler können den Größeren manchmal Wichtiges aufzeigen, erzählt Waldhart: “Ein Drittklässler musste einmal lange bei einer Rechnung nachdenken und im Endeffekt gab ein Erstklässler die Antwort. Da musste ich nichts mehr sagen, um ihm aufzuzeigen, an was er arbeiten muss.”
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Ein weiterer Vorteil der klassenübergreifenden Unterrichtsform im Montessori-Stil ist die Förderung der Selbstständigkeit. In der VS Gurtis gibt es jeden Tag zwei Stunden lang Freiarbeit, in der sich Kinder selbst ihre Arbeit auswählen und Lernspiele machen dürfen. Hinzu kommt Abteilungsunterricht, bei dem die Arbeit vorgegeben wird. Hierbei fokussiert sich Waldhart jeden Tag auf eine andere Schulstufe.

“In der Klasse herrscht ein sehr familiäres Klima. Am Anfang hatte ich das Gefühl, die Kinder aus Bullerbü bekommen zu haben”, sagt sie schmunzelnd und verweist damit auf die Kinderbuchreihe von Astrid Lindgren, die das Landleben aus der Sicht eines Mädchens schildert. Nicht zuletzt trägt das Angebot der klassenübergreifenden Kleinstschule dazu bei, der Landflucht in kleinen Orten entgegenzuwirken.

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(VN)