„Die erste Schulwoche ist überfordernd“ – Sanfter Start für Schüler, harte Realität für Eltern

Die Dornbirnerin Birke Nussbaumer weiß als berufstätige Mutter von drei Kindern, wie herausfordernd die vielen Schulferien und der schleichende Start ins Schuljahr sind.
Darum geht’s:
- Erste Schulwoche belastend für Eltern.
- Lehrkräfte mit alten Dienstverträgen müssen erst am ersten Schultag zur Verfügung stehen.
- Nussbaumer baut in der ersten Schulwoche Minusstunden in der Arbeit auf.
Von Katja Grundner
Dornbirn In Vorarlberg dauern die Schultage der ersten Woche vielerorts nur wenige Stunden – eine Freude für die Kinder, eine Herausforderung für berufstätige Eltern. Vor allem nach neun Wochen Sommerferien, in denen die Betreuungsfrage für viele ein Jonglierakt war. Und der Oktober bringt mit den Herbstferien schon die nächsten freien Tage mit sich. Mit drei Kindern und einem 16-Stunden-Job weiß die Dornbirnerin Birke Nussbaumer, wie belastend diese Situation sein kann: „In den Sommerferien ist man schon am Anschlag, sodass ich mich immer auf den Schulanfang freue – doch die erste Schulwoche ist überfordernd.“
Erste Schulwoche
Nussbaumers Mann ist beruflich stark eingebunden. Deshalb kümmert sie sich neben der Arbeit um Haushalt und Kinder. Da alle drei unterschiedliche Schulen besuchen, gestaltet sich die erste Schulwoche sehr komplex: Nussbaumers 13-jähriger Sohn war am Montag nach zwei Stunden wieder zu Hause, und ihre 15-jährige Tochter hatte erst am Dienstag Schulstart. Beide waren die erste Woche nur am Vormittag dort. Nussbaumers älteste, 17-jährige Tochter begann am Mittwoch mit dem regulären Stundenplan.

Eine Sprecherin der Bildungsdirektion Vorarlberg nennt für die unterschiedlichen Anläufe in den Schulen organisatorische Gründe, unter anderem würden am Nachmittag Konferenzen stattfinden. Warum diese nicht am Ende der neun Wochen Sommerferien abgehalten werden können? „Weil das Dienstrecht für Lehrer, die noch im alten Schema angestellt sind, vorsieht, dass ihre Arbeit am ersten Schultag beginnt. Das hat sich mit dem neuen Dienstrecht geändert: Also Lehrpersonen, die im neuen Dienstrecht angestellt sind, müssen schon in der letzten Ferienwoche zur Verfügung stehen.“ Ob dies in einigen Jahrzehnten eine Änderung der ersten Schulwoche mit sich bringen wird, ist abzuwarten.
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Aktuell ist für Nussbaumer jedenfalls klar: „Die letzte Woche vor den Sommerferien und die erste Schulwoche braucht man unbedingt frei.“ Für diese Phasen nimmt sich die 50-Jährige meist Zeitausgleich und sammelt mitunter auch Minusstunden an. Für diese Flexibilität ist sie ihrem Arbeitgeber sehr dankbar. Sie ist seit vier Jahren bei der Pfänderbahn im Bereich Marketing und Nachhaltigkeit angestellt.
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Sommer- und Herbstferien
In den Sommerferien stand Nussbaumer sehr früh auf, damit sie noch vor Mittag mit der Arbeit und dem Haushalt fertig war und Zeit hatte, ihren Kindern Struktur und sinnvolle Beschäftigungen bieten zu können. „Sie sollen doch nicht die ganze Zeit nur soziale Medien konsumieren.“ Grundsätzlich wäre es sinnvoll gewesen, wenn sie auch Schulstoff wiederholt hätten, aber Nussbaumer gibt zu: „Sie dafür zu motivieren, schaffe ich nicht auch noch.“ Für die Dornbirnerin sind die Sommerferien zu lang: „Mir graust es jedes Mal davor.“
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Gemeinsamer Urlaub mit ihrem Mann ist kaum möglich. „Wenn er sich im Sommer drei Wochen Urlaub nimmt, arbeite ich viel, damit ich zu anderen Zeiten – wie der ersten Schulwoche – meine Überstunden abbauen kann.“ Im Gegensatz dazu nimmt sie sich in den Herbstferien Urlaub. „Eigentlich bräuchte man als Eltern elf Wochen Urlaub.“ Da dies keine Option ist, greift Nussbaumer manchmal auf die Unterstützung ihrer Freundinnen zurück. Natürlich passt auch sie auf deren Kinder auf: „Einer für alle, alle für einen.“

(VN)