“Wir sind sozusagen die Versuchskaninchen” – So verändert KI die Schule

Drei Schüler und eine Lehrerin erzählen, was ChatGPT & Co. wirklich im Unterricht bewirken. Und warum das manchmal beunruhigend ist.
Darum geht’s:
- Drei Schüler sehen sich als “erste KI-Generation”.
- Lehrerin Sabine Wörndle fördert KI-Nutzung im Unterricht.
- Schüler erhalten KI-unterstütztes Feedback bei Aufgaben.
Dornbirn Im Klassenzimmer des BORG Dornbirn Schoren sitzen die drei Schüler Lavinia Pegoraro (18), Florian Scheffknecht (17) und Leander Stadler (17), die sich selbst als “erste KI-Generation” bezeichnen. Für die Achtklässler des Zweiges für Informationstechnologie und Medien (ITM) in der Oberstufe ist der Umgang mit KI längst selbstverständlich geworden. Die drei sehen sich in einer Übergangsphase – zwischen analogem Lernen und digitaler Automatisierung. “Wir sind sozusagen die Versuchskaninchen”, sagt Leander.

Schon in der Unterstufe machen die Schüler erste Erfahrungen mit KI – über iPads, die vom Bundesministerium gestellt und durch voreingestellte Einschränkungen abgesichert sind. Ab der fünften Klasse steigen die Jugendlichen auf ihre eigenen Geräte um.
“Es ist 50/50” – geteilte Haltung im Lehrerzimmer
Lehrerin Sabine Wörndle gilt an der Schule als eine der Vorreiterinnen, wenn es um den Einsatz von KI im Unterricht geht, so die drei Jugendlichen. Sie nutzt künstliche Intelligenz jeden Tag für beispielsweise Arbeitsaufträge oder kreative Hausaufgabenverteilungen. Doch nicht alle Lehrer ziehen am selben Strang. “Es ist 50/50”, sagt sie – während manche Lehrpersonen offen und interessiert mit KI arbeiten, zeigen andere deutlich weniger Interesse. “Die Schüler nutzen KI sowieso – ob wir wollen oder nicht. Deshalb müssen wir als Lehrkräfte mitziehen und Wege finden, wie wir sie sinnvoll in den Unterricht integrieren. Sonst bleiben wir zurück”, sagt Wörndle.
Schulaufgaben mit KI
In der Unterstufe bekommen die Schüler im Sprachunterricht Aufgaben, bei denen sie mit einer KI Dialoge führen müssen. Die Programme korrigieren die Fehler automatisch, und dabei können die Lehrpersonen die Konversationen kontrollieren und gezielt Feedback geben. Zusätzlich erhalten die Kinder ergänzende Materialien wie Podcasts oder Videos, die das Lernen abwechslungsreicher und verständlicher machen.

Auch in der Oberstufe wird häufig mit der App Fellowfish gearbeitet. Sie unterstützt die Schüler bei der Überarbeitung ihrer Texte, gibt Feedback und Verbesserungsvorschläge. Die Lehrperson übernimmt erst danach die Schlusskorrektur.
Zwischen Skepsis und Faszination
Florian schreibt zwar lieber ohne Hilfe von KI und programmiert dafür gerne – doch als er von einer KI hörte, die Proteinstrukturen simulieren kann und dafür mit einem Nobelpreis geehrt wurde, war sein Interesse geweckt. Auch beim Brustkrebs-Screening sieht er Chancen: “Die KI filtert Tausende MRT-Bilder vor, Ärzte müssen nur noch die Verdachtsfälle prüfen.” Solche Anwendungen zeigen für ihn, wozu KI sinnvoll eingesetzt werden kann.

“Man muss diszipliniert sein”, sagt Leander, der KI-Tools wie ChatGPT auch privat nutzt. “Sonst macht die KI irgendwann alles für dich.” Lavinia sieht das ähnlich: “Früher hat man bei den Hausübungen noch richtig gelernt – heute lernt man eher, wie man die KI richtig füttert.” Trotzdem erkennt sie auch den Fortschritt: “Wir sind einfach schneller und effizienter geworden. Wir wissen, wie und wo die KI richtig eingesetzt werden kann.”
Mehr Kontrolle bei Prüfungen
Schummeln ist heute keine einfache Sache mehr. In Prüfungen setzen Lehrpersonen Geräte ein, die piepsen, wenn ein Handy noch aktiv ist – “wie bei einer Sicherheitskontrolle am Flughafen”, beschreibt es Florian.
