Warum der Mais heuer fast in den Himmel wächst

Hervorragende Wachstumssaison neigt sich dem Ende zu. Wermutstropfen für Gemüsebauern.
Lustenau, Höchst Christian Eugster (49), im Auftrag der Ortsgemeinde Au für die landwirtschaftlichen Flächen im Schweizer Ried zuständig, stapft in seinem Revier kräftigen Schrittes Richtung Maisfeld. Dort angekommen, wirkt der Landwirt plötzlich klein. Die Pflanzen überragen den normal gewachsenen Landwirt um etwa die Hälfte seiner Körpergröße. Andächtig blickt er nach oben. “Also heuer sind sie unglaublich hoch. Ich weiß nicht, ob ich den Mais jemals höher gesehen habe.” Eugster zieht einen Meterstab aus der Hosentasche, legt ihn aus und hebt ihn nach oben. “Dreieinhalb Meter. Das ist schon beachtlich.”
Ideal sei die ganze Wachstumsperiode gewesen. “Im Frühjahr, beim Ansäen, herrschten top Bedingungen. Es war trocken. Und dann kam die Sonne, der Mais schoss nur so nach oben.”

Zufriedener Gärtner
Aber nicht nur mit dem Mais hat Eugster seine Freude. Da ist auch das soeben abgeerntete Soja-Feld, der Dinkelweizen und der Triticale, eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen. “Alles ist gut gewachsen.”
Ein überaus gutes Wachstum in diesem Jahr bestätigt auch Reinhard Brunner (58), Gärtnermeister aus Höchst. “Es ist schon so, wie viele Hobbygärtner und andere wahrgenommen haben. Das Gras wuchs heuer sehr gut und schnell, ebenso die Pflanzen. Vor allem: Es ging heuer mit dem Wachstum früher los. Und die Feuchtigkeit im Juli hat für ein ungewöhnlich starkes Wachstum gesorgt. Das war für die Pflanzen ideal. Vor allem für die Neupflanzungen.”

Von abnormal zu normal
“Es war heuer ein echtes Maisjahr”, meint Christian Bereuter, bei der Landwirtschaftskammer für den Pflanzenbau zuständig. “Aber sonst”, fügt Bereuter an, “würde ich das Wachstumsjahr nicht als außergewöhnlich bezeichnen. Es war ganz einfach normal. Vielleicht sind wir uns das halt nicht mehr gewohnt, weil wir in der Vergangenheit schlechte Jahre hatten.” Grundsätzlich ist Wachstum in der Vegetation laut Meusburger ein Zeichen dafür, dass es der Natur gut geht.

Fataler Hagel
Gar nicht gut ging es heuer den Gemüsebauern im Rheindelta. Das hatte jedoch weniger mit dem schlechten Wachstum zu tun, als vielmehr mit einem fatalen Hagelunwetter am 4. September. “Es lief bis dahin gar nicht schlecht”, berichtet Walter Gehrer (62), gewerblicher Gemüsebauer in Höchst. “Doch dann kam der Hagel. Und das zum ungünstigsten Zeitpunkt, weil wir nämlich gerade die letzte Saat gepflanzt hatten. Es wurde sehr viel zerstört: Salat, Blumenkohl, Kraut. Noch nie war es so krass wie dieses Mal.” Gegen Hagel versichert sei er ja, sagt Gehrer. “Aber den Gegenwert zu einer verlorenen Ernte kriegst trotzdem nie.”
