Plötzlich sind sie da – und bauen Dämme: Deswegen könnte es den Bibern bald an den Kragen gehen

Mindestens ein Nager macht es sich im Schweizer Ried gemütlich. Dort hat er ein Bad gebaut und frisst Mais.
Lustenau Was tun? Agnes Steininger, Biberbeauftragte des Naturschutzvereins Rheindelta und als solche auch für das Land tätig, steht gemeinsam mit Gebietsvorsteher Christian Eugster von der Ortsgemeinde Au vor einem beachtlichen Bauwerk mitten im Schweizer Ried. Fasziniert und irritiert blicken sie auf den Staudamm in einem Graben.

Eine ordentliche Menge Wasser hat sich vor diesem bereits angesammelt. Es fließt zurück und macht nass, was es nicht nass machen sollte. “Wir haben den Graben gereinigt, um ihn trocken zu halten. Wir brauchen das so, damit hier wächst, was angepflanzt wird. So wird das schwierig.”
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Agnes Steininger nickt. Sie versteht den Vertreter der Schweizer Bodeneigentümer. Illusionen macht sie ihm keine. “Der Biber ist womöglich mit Familie hier. Er findet im Maisfeld Nahrung und hat sich hier ein Bad gebaut.”
Einig sind sich beide darin, dass sie gemeinsam und ohne Konflikt Lösungen für das pelzige Problem finden wollen.

Staudamm abgetragen
Den Stein der Weisen haben beide nicht im Gepäck. Steininger kann wenigstens eine vorübergehende Lösung anbieten. “Ich trage den Staudamm einen halben Meter ab. Dann geht das Wasser wieder durch. Eines kann ich auch mit Gewissheit sagen: Ist das Maisfeld abgeerntet, dann ist auch der Biber zumindest vorläufig weg.” Christian Eugster kann erst mal damit leben. Auch wenn das Problem damit nicht endgültig beseitigt wird.

Die engagierte Biberexpertin schreitet sofort zur Tat. Sie holt Geräte und macht sich unverzüglich an die Arbeit. Fotografiert werden möchte sie dabei nicht.

Cirka 300 Biber im Land
Bei der letzten Zählung vor knapp einem Jahr wurden in Vorarlberg 300 Biber gezählt. “Seit 2006 sind sie hier. Und natürlich halten sie sich entlang der Wasserläufe auf, die sich halt auch sehr nahe der Siedlungsgebiete befinden”, erzählt Steininger. Zwei Jahre bleiben die Jung-Biber bei der Familie. Dann müssen sie weg und sich selber Wohnungen suchen. “Da geraten sie oft in andere Reviere und werden von Artgenossen totgebissen. Oder sie werden auf der Straße überfahren. Zweijährige Biber leben gefährlich.”

Gantner: “Grenze erreicht”
Für Landwirtschafts- und Naturschutzlandesrat Christian Gantner haben die durch Biber verursachten Schäden mittlerweile ein nicht mehr tolerierbares Ausmaß erreicht. “Wir haben mit Agnes Steininger eine hervorragende Biber-Beauftragte, die unglaublich viel schafft. Aber es kann nicht so weitergehen. Wir brauchen jetzt einen Biber-Managementplan mit Maßnahmen, die bis zur Entnahme gehen.”

Agnes Steininger hört das gar nicht gerne. “Wir lösen durch Entnahmen das Problem nicht. Ich bemühe mich von Fall zu Fall um Lösungen. Der Biber ist ein toller Baumeister. Er verträgt keine Artgenossen in seinem Revier. Biber gehen gegenseitig aufeinander los. Von daher hat die Population Grenzen. Das sieht man auch bereits in anderen Bundesländern.”

Unterstützung findet Steininger beim Aufseher des Schweizer Rieds, Reinhard Hellmair. “Biber bereichern die Biodiversität dort. Natürlich geraten sie in Konflikt mit der dortigen Landwirtschaft.” Hellmair vermutet im Schweizer Ried zwei Biberfamilien mit insgesamt zehn Tieren.