“Hier sind Frauen gleichberechtigt” – Bregenzerin als Teil eines Ritterordens

VN / HEUTE • 17:00 Uhr
“Hier sind Frauen gleichberechtigt” – Bregenzerin als Teil eines Ritterordens
Investitur von Christine Gmeiner durch den damaligen Großprior Abt em. Raimund Schreier im Stift Klosterneuburg. kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem wird man nicht Mitglied durch Bewerbung – man muss eingeladen werden.

Darum geht’s:

  • Christine Gmeiner ist seit einem Jahr Ordensdame.
  • Frauen sind in dem Ritterorden gleichberechtigt.
  • Glaube und soziale Gerechtigkeit ziehen sich durch Gmeiners Leben.

Von Katja Grundner

Bregenz Dr. Christine Gmeiner ist Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Ihre Investitur vor einem Jahr empfindet sie als einschneidendes Erlebnis. Denn im Gegensatz zur Taufe, Erstkommunion und Firmung war dies eine viel bewusstere Zusage zum Glauben. Die Investitur gilt als das größte Fest des Ritterordens und findet heuer am Samstag in Bregenz statt. Während dieses Jahr aus Vorarlberg zwei Männer als neue Mitglieder aufgenommen werden, waren es vergangenes Jahr drei Vorarlberger Frauen – unter ihnen Gmeiner. „In dieser Gemeinschaft sind Frauen gleichberechtigt. Das ist einmalig in der katholischen Kirche“, erklärt die 59-jährige Ordensdame aus Bregenz.

“Hier sind Frauen gleichberechtigt” – Bregenzerin als Teil eines Ritterordens
Nach der Investitur ein Gruppenfoto der Bregenzer Delegation vor dem Stift Klosterneuburg. kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Zahlen und Fakten

  • Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem zählt weltweit rund 30.000 Mitglieder in 44 Ländern.
  • In Vorarlberg engagieren sich – noch ohne die zwei neuen Kandidaten – 32 Mitglieder, darunter sechs Frauen.
  • Kriterien für die Aufnahme von neuen Mitgliedern sind gelebter Glaube, soziale Verantwortung, Liebe zum Heiligen Land und der Wille, sich aktiv einzubringen.

Starker Gerechtigkeitssinn

Schon in der Kindheit wurden Christine Gmeiner der Glaube und soziales Engagement durch ihre Familie vorgelebt: „Es war immer wichtig, für andere da zu sein.“ Dadurch bildete sich in ihr ein starker Gerechtigkeitssinn heraus, dem sie mit einem Jusstudium in Salzburg eine Richtung gab. Auch in dieser Zeit blieb sie dem Glauben verbunden und hat unter anderem Lektorendienste in der Kirche übernommen.

“Hier sind Frauen gleichberechtigt” – Bregenzerin als Teil eines Ritterordens
Der Glaube begleitet Christine Gmeiner seit ihrer Kindheit. VN/Grundner

Mit ihrem Abschluss in der Tasche kam sie nach Vorarlberg zurück und begann nach einem Gerichtsjahr in der Bildungsdirektion zu arbeiten. 30 Jahre lang war sie dort als Verwaltungsjuristin in der Abteilung Schulrecht tätig. „Ich war immer bemüht, den christlichen Glauben auch im Beruf zu leben, also durch meine beruflichen Möglichkeiten mehr soziale Gerechtigkeit in die Welt zu bringen“, sagt die seit einem halben Jahr Pensionierte. Die Arbeit mit jungen Menschen war ihr ein Herzensanliegen und schenkte ihr stets große Erfüllung. „Mir war wichtig, dass das Schulwesen funktioniert, denn die Schule ist der Spiegel unserer Gesellschaft.“

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Christine Gmeiner hilft im Ritterorden unter anderem beim Etikettieren und Verkauf der Produkte aus dem Heiligen Land. VN/Grundner

Der Weg zur Ordensdame

Wer Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem werden will, kann sich nicht einfach bewerben. Man wird gefragt. „Ich war immer aktive Christin, habe in der Pfarrei mitgearbeitet und war daran interessiert, was dort geschieht“, erzählt Gmeiner, die eines Tages von einem Pater die Frage zur Mitgliedschaft gestellt bekommen hat. Sie nahm sich Bedenkzeit, hat sich in die Thematik eingelesen und sagte schließlich zu. Ein ausschlaggebender Beweggrund für ihre Entscheidung war die Möglichkeit, den Menschen im Heiligen Land wirksam helfen zu können.

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Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten im Palais Niederösterreich: Links neben Gmeiner stehen die beiden weiteren Kandidatinnen der Komturei Bregenz, Magdalena Stadler und Ursula Kuner.  kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Rund eineinhalb Jahre befand sich Gmeiner in der Vorbereitungszeit, in der unter anderem das gegenseitige Kennenlernen eine entscheidende Rolle spielte. Nach dieser Zeit folgte für sie die Investitur – diese fand vergangenes Jahr im Rahmen dreitägiger Feierlichkeiten in Wien und Klosterneuburg statt. „Die Bilder davon trage ich bis heute noch in meinem Herzen“, erzählt die Ordensdame berührt. Unter anderem, wie sie bei der Vigilfeier in der Gemeinschaft mit Kerzen um die Michaelerkirche spazierte. Umso mehr freut sie sich auf die diesjährige Investitur. Die neuen Kandidaten werden offiziell das Versprechen geben, dem Ruf Christi zu folgen und den Ordensauftrag zu erfüllen, also die Unterstützung von Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsprojekten im Heiligen Land. Gmeiner wird an diesem Tag – wie es für bestehende Mitglieder üblich ist – ihr Versprechen im Stillen für sich erneuern.  

Außenstehende sind bei der Investitur willkommen: am Samstag, den 27. September 2025, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Herz Jesu in Bregenz.

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Ablegen des Versprechens vor dem Statthalter Dr. Andreas Leiner in der Michaelerkirche bei der Vigil am Vortag der Investitur. kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Zur Person:

Dr. Christine Gmeiner, Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

  • Geboren: 8. Juni 1966
  • Wohnort: Bregenz
  • Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Salzburg
  • Beruf: Verwaltungsjuristin in der Abteilung Schulrecht in der Bildungsdirektion, seit einem halben Jahr in Pension
  • Familie: ledig
  • Hobbys: Reisen, Lesen, Kultur und Architektur

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(VN)