Wandel am Bauernhof: Tradition trifft auf neue Herausforderungen

Politik / 28.09.2025 • 13:32 Uhr
Wandel am Bauernhof: Tradition trifft auf neue Herausforderungen
Alexandra Battlogg führt gemeinsam mit ihrem Ehemann Herbert dessen Familienbetrieb im Montafon. Die Herausforderungen für Biolandwirte sind groß – allerdings auch die Freude am Tun. Biohof Gavadura/Battlogg

Die Battloggs zeigen, wie kleine Bio-Betriebe mit Direktvermarktung und Anpassung nachhaltig in die Zukunft gehen.

Schwarzach Wohin entwickelt sich Vorarlbergs Landwirtschaft? Viel wird über die Bäuerinnen und Bauern berichtet, doch selten wird direkt mit ihnen gesprochen. Wie geht es jenen Familienbetrieben, die auf höchste Qualität und biologische Landwirtschaft im Einklang mit der Natur setzen? Bäuerin Alexandra Battlogg antwortet: „Mit der Landwirtschaft allein kann man kaum noch überleben, außer man hat einen sehr großen Betrieb.”

„Es ist oft herausfordernd und zeitintensiv, besonders im Sommer, wenn andere Freizeit genießen. Aber es macht auch stolz, bei der Landschaftsgestaltung mitzuwirken und genau zu wissen, was man isst“, erzählt sie. Zusammen mit ihrem Mann Herbert Battlogg führt sie seit 1997 einen Familienbetrieb im Montafon unter dem Namen Biohof Gavadura.

Wandel am Bauernhof: Tradition trifft auf neue Herausforderungen
Das original Montafoner Braunvieh spielt am Hof eine wichtige Rolle – und die Mutterkuhhaltung. Biohof Gavadura/Battlogg

Eine der größten Veränderungen war die Umstellung von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung. „Der 100 Jahre alte Stall entsprach nicht mehr unseren Anforderungen. Wir standen vor der Wahl: aufhören oder neu bauen“, berichtet Battlogg. Die Familie entschied sich für einen Neuanfang und ist heute überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war. Tierwohl und biologische Landwirtschaft sind für die Battloggs zentrale Werte in der Direktvermarktung. Neben dem Fleischverkauf ab Hof bieten sie Edelbrände, Liköre und kleine Köstlichkeiten wie Tannenwipfelsirup oder Holunderblütensirup an. Besonders in der regionalen Gastronomie werden ihre Edelbrände geschätzt.

Die Geschichte der Familie zeigt, wie sehr sich die Landwirtschaft ständig anpassen muss: Die große Hühnerhaltung wurde aufgegeben, als Corona den Absatz in der Hotellerie stark einschränkte. Um den Wegfall dieses Einkommens auszugleichen, arbeitet Alexandra Battlogg heute zu 40 Prozent außerhalb des Hofes.

Vorarlbergs Landwirtschaft in Zahlen

Vorarlberg verfügt über rund 70.000 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, etwa 3 % der Gesamtfläche Österreichs. Davon sind 45 % Almfutterflächen. Die Tierbestände umfassen rund 65.000 Rinder (davon 30.000 Milchkühe, 3.300 Mutterkühe), 6.000 Schweine, 14.000 Schafe und 6.500 Ziegen.

Insgesamt gibt es 4.177 land- und forstwirtschaftliche Betriebe in Vorarlberg (3 % Österreichs), davon etwa 3.000 in INVEKOS. Für 2024 sind Förderzahlungen von insgesamt 92 Millionen Euro vorgesehen, darunter 13 Millionen Direktzahlungen, 51 Millionen für die ländliche Entwicklung und 28 Millionen nationale Zahlungen.

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Montafoner Edelbrände freuen sich großer Beliebtheit, die Familie hat damit am Hof einen weiteren Einkommenszweig geschaffen. Biohof Gavadura/Battlogg

Diversifizierung als Zukunftsmodell

Damit ist die Familie nicht allein: Viele Standbeine sorgen für einen besseren Halt. Eine aktuelle Studie der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien (HAUP), im Auftrag des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI), zeigt, wie wichtig Diversifizierung für die Bauern wird. Über 14.000 Bäuerinnen und Bauern wurden befragt. Viele setzen heute auf mehrere Standbeine, wie Direktvermarktung oder „Urlaub am Bauernhof“. Für 1690 Betriebe ist Direktvermarktung bereits der Hauptzweig, für 1551 ein weiterer. „Urlaub am Bauernhof“ ist für knapp 500 Betriebe ein wichtiger Zweig.

Obwohl 73,9 Prozent der Befragten ihre Wirtschaftsweise in den nächsten fünf Jahren beibehalten wollen, planen knapp 8 Prozent eine stärkere Diversifizierung – vor allem Vollerwerbsbetriebe zeigen mehr Initiative.

Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt ist der jährlich erscheinende Grüne Bericht des Landwirtschaftsministeriums. Im Schnitt erzielten 2024 die rund 1900 freiwillig buchführenden Betriebe ein Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft von etwa 40.000 Euro pro Betrieb.

Wandel am Bauernhof: Tradition trifft auf neue Herausforderungen
Alexandra Battlogg und ihr Ehemann Herbert mit den Kindern Luis, Antonia und Teresa. Die älteste Tochter Antonia interessiert sich stark für die Landwirtschaft und absolviert aktuell eine Ausbildung. Biohof Gavadura/Battlogg

Bürokratie, Klimawandel und die Schönheit der Natur

Die Herausforderungen für die Landwirtschaft werden nicht weniger, bestätigt Alexandra Battlogg. „Die Bürokratie ist enorm, vor allem für Nebenerwerbsbetriebe. Wir haben die gleichen Anforderungen wie große, hauptberufliche Betriebe – das ist oft schwer zu bewältigen.“ Ihre biologische Wirtschaftsweise schützt sie vor steigenden Düngemittelkosten, doch die hohen Energiekosten machen auch ihnen zu schaffen. Hinzu kommen die Folgen des Klimawandels. Unbeständige Wetterlagen, Hagel und extreme Hitze setzen den Ernten zu. Auch Obstbäume leiden zunehmend unter Krankheiten, die sich durch den Klimawandel verschärfen können. Trotz aller Schwierigkeiten schätzt Alexandra Battlogg ihren Beruf sehr – gerade wegen der Verbindung zur Natur, die für sie das Besondere an der Landwirtschaft ausmacht.

Zukunftsperspektiven bietet die jüngere Generation: Die älteste Tochter Antonia besucht die Landwirtschaftsschule in Hohenems und möchte den Betrieb später weiterführen – mit einem Studium an der Universität für Bodenkultur in Wien und einer pädagogischen Ausbildung, um Wissen über biologische Landwirtschaft weiterzugeben. „Es muss enkeltauglich sein, damit auch kommende Generationen hier gut leben können”, betont Battlogg.