Wo die Bagger ein Stück Kultur aufbereiten

VN / HEUTE • 17:19 Uhr
Wo die Bagger ein Stück Kultur aufbereiten
Unternehmerin Ruth Hagen mit Plan und Geschäftspartner Jan Härle. Es geht endlich los mit dem Projekt “Hofkultur”. VN/Hartinger

Landwirtschaft und Gastronomie. In Lustenau geht’s mit einem ganz speziellen Projekt nun endlich los.

Lustenau Ruth Hagen (54) wirkt etwas angespannt. Und trotzdem auch erleichtert. Vor ihrem Wohnhaus an der Ecke Sägerstraße/Vorachstraße wühlen sich Bagger unter entsprechendem Lärm durch eine mit Bauschutt übersäte Fläche. Der Anfang von etwas, das Lustenau ein Stück attraktiver machen soll. Auf dem Areal des 2021 abgebrannten Hämmerle-Bauernhofes, der Heimat von Ruth Hagen. Das Projekt Hofkultur mit Landwirtschaft, Schlachterei, Hofladen und hoffentlich auch Gastronomie wurde endlich gestartet.

Lokal ums Eck

Zu den geplanten neuen Baukörpern gehören ein Gebäude, das an der Sägerstraße quer Richtung Millenniumpark hin als Maschinenlager mit Photovoltaik am Dach genutzt wird. Dahinter sind zwei langförmige Baukörper geplant. Das eine soll als Heulager dienen, darüber hinaus Haustechnik beherbergen und eine Räumlichkeit zum Schlachten bieten. Ums Eck an der Vorachstraße ist das Gebäude für die Hofgastronomie geplant. Doch dahinter steht noch ein Fragezeichen. “Es sind noch Gutachten zu den erwarteten Lärmemissionen ausständig”, berichtet Grundbesitzerin und Projektverantwortliche Ruth Hagen.

Projekt Landwirtschaft und Hofgastronomie in Lustenau_0925
Projekt Landwirtschaft und Hofgastronomie in Lustenau_0925

Schon zwei Jahre dran

Bereits zwei Jahre ist die ehemalige Spitzentriathletin mit ihrem Projekt beschäftigt. Viel Geduld und Kompromissbereitschaft musste sie in dieser Zeit aufbringen. Hauptproblem: Zur landwirtschaftlich gewidmeten Fläche braucht es auch eine Widmung für einen gewerblich genutzten Streifen. Um die beiden Verwendungsbereiche mit Schwerpunkt Landwirtschaft ins rechtskonforme Verhältnis zu bringen, waren große Umplanungen notwendig. Hagen spart dabei nicht mit Lob für die Experten der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. “Ich habe von dieser Seite für alle landwirtschaftlichen Belange wirklich viel Unterstützung bei der Planung bekommen, sodass ich jetzt mit dem Bau starten konnte.”

Wo die Bagger ein Stück Kultur aufbereiten
Ruth Hagen mit ihren Angus-Rindern. Sie spielen beim Projekt eine wichtige Rolle.

Was ist mit dem Lärm?

Auf das Restaurantprojekt hat die Landwirtschaftskammer keinen Einfluss. Hier geht es um eine gewerberechtliche Genehmigung. “Ich denke, wir sind auf gutem Weg, die Genehmigungen für das Restaurant zu bekommen”, identifiziert sich Bürgermeister Patrick Wiedl (41) voll und ganz mit dem Projekt. “Es ist dies etwas für Lustenau ganz Tolles, was dort entstehen soll. Und es darf nicht sein, dass genau an diesem Standort an der Peripherie des Ortes wegen einer befürchteten Geräuschkulisse ein so bereicherndes Vorhaben vereitelt wird”, macht Wiedl aus seiner unterstützenden Haltung keinen Hehl.

Patrick Wiedl
Der Lustenauer Bürgermeister Patrick Wiedl würde eine Hofgastronomie sehr begrüßen. VN/Hämmerle

Zum Rühren seines Kochlöffels bereit ist nach wie vor Haubenkoch Jan Härle (43). Der Gründer des Kultlokals “Freigeist” im Ortszentrum wäre das Aushängeschild des auf 50 Speiseplätze ausgerichteten Lokals. Gekocht und gebraten werden soll dort vor allem das, was am Hof produziert wird. Dazu gehört insbesondere das Fleisch der Angus-Rinder, die Hagen auf ihrem Hof hält. “Ich bin Ruth im Wort. Wenn’s das Restaurant gibt, stehe ich zur Verfügung.