“Sie waren sich der Gefahr bewusst” – abgefangene Vorarlberger in Israel

Freunde und Sprecher der Betroffenen melden sich zu Wort.
Darum geht’s:
- Österreicher versuchten, Israels Seeblockade von Gaza zu durchbrechen.
- Mehr als 400 Aktivisten aus über 40 Ländern festgenommen.
- Politische Reaktionen und Proteste in mehreren Ländern.
Von Katja Grundner
Bregenz Die meisten Boote der Global Sumud Flotilla wurden am Mittwoch und Donnerstag auf dem Weg nach Gaza abgefangen – unter den Passagieren befanden sich vier Österreicher, zwei davon aus Vorarlberg. Der Bregenzer Erol Büyük und die Hörbranzerin Maria-Sophie Hehle hatten in den vergangenen Tagen noch regelmäßig Videos in den sozialen Medien gepostet. Seit gestern herrscht Funkstille. Freunde der Betroffenen und Sprecher der Palästina-Bewegung in Vorarlberg legten am Freitag bei einer Pressekonferenz in Bregenz ihre Positionen dar.
Die Palästina-Bewegung in Vorarlberg ist ein Bündnis aus der „Palästina Solidarität Vorarlberg“, der Revolutionären Kommunistischen Partei (RKP), der „Extinction Rebellion Vorarlberg“, der Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa (Atik) und dem Kreisverband „Linke Lindau“.

In internationalen Gewässern festgenommen
Ziel der pro-palästinensischen Bewegung war es, die israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Küstenstreifen zu bringen. In den vergangenen zwei Tagen wurden rund 40 Motor- und Segelboote von israelischen Spezialeinheiten geentert und mehr als 400 Besatzungsmitglieder aus über 40 Ländern in Gewahrsam genommen.

dass zivile Schiffe wie die Segelschiffe der Flotilla in internationalen Gewässern unter Seerecht geschützt sind
„Der gewaltsame Angriff auf die friedliche, humanitäre Mission erfordert eine klare politische Reaktion“, ist Nathalie Steiner, Freundin und Sprachrohr von Maria-Sophie Hehle, der Meinung. Weiters erläutert sie, dass zivile Schiffe wie die Segelschiffe der Flotilla in internationalen Gewässern unter Seerecht geschützt sind. Ihre Verhaftung sei demnach rechtswidrig. Die Gefahr ist den beiden Vorarlbergern bewusst gewesen, doch „sie ist nichts im Vergleich zu dem, was die Palästinenser seit Jahrzehnten mitmachen.“
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Gegenargumente
In der Nacht auf Freitag postete das israelische Außenministerium ein Video auf der Plattform X, in dem es heißt, dass nicht viel von den Hilfsgütern gefunden worden sei, die die Aktivisten nach Gaza liefern wollten. „Es ging nie um die Hilfe. Es ging immer um die Provokation“, wird geschrieben.
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Laut den Sprechern der Palästina-Bewegung in Vorarlberg wollen israelische Akteure mit solchen Videos und Falschaussagen die Hilfsmission lediglich sabotieren und diffamieren. Sie sind sich dessen bewusst, dass ein paar Boote nicht genügend Hilfsgüter liefern könnten. Diese Aktion sei vielmehr ein symbolischer Akt, um auf das Leid der Palästinenser aufmerksam zu machen und die Seeblockade aufzuheben. „Diese Videos sind genauso ernst zu nehmen wie die Aussage, dass die Aktivisten auf den Booten Party gemacht haben und sie Terroristen beziehungsweise mit der Hamas verlinkt sind“, sagt Felix Bernfeld, Sprecher der RKP Vorarlberg und Teil der Palästina-Bewegung in Vorarlberg.
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Rückführung
„Nach unseren Informationen wurden alle vier festgesetzten österreichischen Staatsangehörigen unversehrt in Israel an Land gebracht“, teilte das österreichische Außenministerium am Freitag mit. Demnach sollen Auslandsvertreter die Aktivisten noch am selben Tag treffen. Laut dem italienischen Außenminister Antonio Tajani sollen die rund 400 Mitglieder der Gaza-Hilfsflotte nach dem Schabbat am Montag und Dienstag an Bord zweier Charterflüge nach London und Madrid überstellt werden. Dies sehen Steiner und Bernfeld eher als einen Beschwichtigungsversuch und unwahrscheinlich.
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Berichten zufolge nimmt bereits eine weitere Flotte Kurs auf den Gazastreifen. Die Boote sollen sich derzeit vor der Küste der griechischen Insel Kreta befinden.
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Demonstrationen in vielen Ländern
In mehreren Ländern wie Österreich, der Türkei und Spanien kam es seit Tagen zu Protesten aus Solidarität mit den Aktivisten.

Am Freitag wurde in Italien ein landesweiter Streik ausgerufen.

In Vorarlberg finden am Samstag eine Demonstration und eine Mahnwache statt. Noch wichtiger sei jedoch die Demonstration eine Woche später, am 11. Oktober, bei dem in ganz Österreich zu einem Streik aufgerufen wird.

(VN)