Warum Wölfe Vorarlberg ganz besonders mögen

Wissenschaftliche Studie zum Thema Wölfe ist bei heimischen Experten jedoch umstritten.
Wien, Bregenz Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hat erstmals eine wissenschaftlich belegte Gesamtbewertung des Wolfslebensraums in Österreich sowie eine modellgestützte Risikoanalyse für Nutztiere geliefert. Auch Vorarlberg hat das Projekt neben dem Landwirtschaftsministerium und anderen Bundesländern mitfinanziert. Die Kernbotschaft darin: Österreich bietet Wölfen geeigneten Lebensraum – Konflikte konzentrieren sich regional.
Konfliktzonen
Zu den Regionen mit geeigneten Lebensbedingungen für Wölfe zählt dabei, wenig überraschend, auch Vorarlberg. Zugleich weist die Studie auf ein deutliches West-Ost-Gefälle hin. Während im Osten eine gute Lebensraumeignung, aber geringe Nutztierdichte vorherrscht, treten im Westen die meisten Konflikte auf. Gründe dafür: Schafe und Rinder auf Almen nahe bewaldeter Flächen ziehen Wölfe an. Konflikte sind vorprogrammiert. In solchen Regionen gibt es ein überdurchschnittlich hohes Risspotenzial. Explizit wird in der Studie der Bezirk Bludenz als Region mit “hohem Lebensraumpotenzial und hoher Konfliktwahrscheinlichkeit” ausgewiesen.

Präventives Handeln gefordert
Als Konsequenz empfiehlt die Studie Herdenschutzmaßnahmen. Diese sollten prioritär umgesetzt werden. “Sowohl im Sinne des Tierschutzes als auch der gesetzlichen Fürsorgepflicht”, heißt es im Bericht wörtlich. Und weiter: “Wo eine Gefahrenverdichtung nachweislich besteht, besteht auch eine Pflicht zu präventivem Handeln.” Es sei erwiesen, dass, je stärker der Herdenschutz gefördert und umgesetzt werde, desto geringer sei das Konfliktpotenzial. “Regionen mit fehlender Prävention bleiben stabile Konfliktzonen”, liest sich in der Studie.

Unvollständig
Kritik an der Studie kommt aus Vorarlberg. “Das Problem beim gesetzlich geforderten Herdenschutz: Schön und gut, wenn er gefordert wird. Nur muss dieser umsetzbar sein. Und das ist er in den alpinen Weidenschutzgebieten unseres Landes nicht”, sagt der Vorarlberger Wildbiologe Hubert Schatz (60). Was Schatz in der Studie auch nicht gefällt: “Wenn auch Rinder als schutzbedürftige Tiere vor dem Wolf erwähnt werden, dann müsste man ja das ganze Land umzäunen.”

In dieselbe Kerbe schlägt Martin Rusch, beim Land Vorarlberg für die Alpwirtschaft zuständig. “Die Weidenschutzgebiete in höher gelegenen Regionen wurden von Experten ausgewiesen. Dieselben Experten haben auch klargestellt, dass in diesen Weidenschutzzonen ein Herdenschutz mittels Zäunen unzumutbar ist. Von daher ist die Studie nicht umfassend genug.”