Erntedank inmitten weißer Berggipfel

Schröcken feierte mit Seelsorge-Pensionist Peter Mathei und dem Handwerkerchor Andelsbuch.
Schröcken Zu einer nicht alltäglichen, besinnlichen Erntedankfeier hatte die Pfarrfamilie Schröcken an den Hochtannberg eingeladen: Weil Pater Johannes, der neben Schröcken auch noch Warth und Schoppernau betreut, “sich nicht teilen kann”, hat er seinen pensionierten Kollegen Peter Mathei, früher Seelsorger in Alberschwende, gebeten, die Messe in Schröcken zu feiern. Die musikalische Gestaltung übernahm stimmgewaltig der Handwerkerchor Andelsbuch, der anschließend auch zum Oktoberfest-Frühschoppen ins Berghaus einlud und mit diesem Ausflug in den Hinterwald Werbung für sein 50-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr machte.

Erntedank ist hier etwas anders
Außergewöhnlich gut besucht war diesmal der Dankgottesdienst, denn die Sänger waren mit Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten nach Schröcken gekommen, um hier einen etwas anderen Erntedank zu feiern.

Kein Vergleich mit Erntedankfesten am Land, wo am Altar eine große Fülle von Feld- und Ackerfrüchten präsentiert wird. Dagegen war das Angebot in der Schröckener Pfarrkirche recht bescheiden – aber dessen ungeachtet nicht minder sorgfältig zusammengestellt: Zweige mit Holunder- und Vogelbeeren, ein paar Ähren, Gemüse, ein kleiner Kürbis, Eier, Karotten, ein Glas Honig … und da war noch eine Flasche Milch und mittendrin ein Mini-Leiterwägelchen mit dem dazugehörenden Heufuder, denn “das Heu ist hier in Schröcken ganz wichtig für unsere Bauern, die damit im Winter ihre Kühe füttern”, merkten Schulkinder und Mütter in ihren Erntedankgedanken an. Und noch ein ungewöhnlicher Gedanke: Bei den Ernteprodukten lag auch Holz. “Weil man Holz zwar nicht essen kann, aber man auch von Holzernte spricht und wir Gott auch dafür danken dürfen. Holz spielt eine große Rolle – Häuser sind aus Holz, das Bett, Kästen, Tische, Stühle … und dann sorgt Holz im Ofen auch für die warme Stube im Winter.”

Kulisse als Erklärung
Winter war auch das Stichwort: Auf den Bergen rundum sah man schneeweiße Kappen – sofern einige Gipfel nicht von Wolken verhüllt waren. Diese Kulisse unterstrich eindrucksvoll, was von Melina, Mateo, Max, Miriam, Isa, Michelle und Bärbl am Altar erklärt wurde: “Die Vegetationszeit hier bei uns ist kurz – und da können wir wirklich froh sein, dass diese Sachen hier alle bei uns gewachsen sind. Deshalb sind wir auch hier, um dem lieben Gott danke zu sagen. Dieses Jahr haben wir es echt gutgehabt – wir hatten keinen Hagel, keine Überschwemmungen wie in anderen Gebieten. Der erste Schnitt vom Heu war schon im Juni unter Dach.” Heu ist aber nicht nur wichtig für die Kühe, denn: “Wie würden unsere schönen Bergwiesen aussehen, wenn die Bauern nicht heuen und sie dadurch pflegen würden?” wurde eine interessante Frage in den Raum gestellt.

Gedanken zum Besitz
Schöne Bergwiesen wiederum sind nicht nur für die Bauern ein wichtiger Teil der Existenzgrundlage für die Schröckener Bevölkerung, die direkt oder indirekt auf den Tourismus angewiesen ist. Ein Gedanke, der die Gruppe am Altar abschweifen und an eine Predigt von Pater Adrian erinnern ließ: “Der Besitzer”, so der Seelsorger, “besitzt den Besitz, das ist okay. Tauscht man jedoch zwei Wörter, dann besitzt der Besitz den Besitzer, und das ist schlecht, weil der Besitzer ein Gefangener von sich selbst wird, sich nur noch um die Mehrung seines Besitzes kümmert und alles andere vergisst.” Deshalb sei die Erntedankfeier auch eine Botschaft: “Wir haben echt viel und sollen nicht vergessen, es mit anderen zu teilen, die nicht so viel haben”, gab der kleine Max den Besuchern der Feier mit auf den Weg. STP
