Schöne Vielfalt bei “Genussmeile”

Edelbrände, Honig, Kräuter, Kunsthandwerk und Olivenöle gasb im Garten des Nofler “Löwen”.
Feldkirch Als fixen, schon in der Antike auch die Philosophen anregenden Bestandteil unserer Kultur, mit dem man allerdings verantwortungsvoll umgehen müsse, bezeichnete Ulrich Jakob Zeni den Alkohol. Bei seinem Vortrag zu Beginn der “Woche des Edelbrandes” im Nofler Gasthof und Hotel “Löwen” ging der Tiroler Anbieter von Brennereigerätschaften und Fachmann fürs Brennen auch auf die ungünstige Preisentwicklung bei feinem Hochprozentigem ein: Ein Liter Schnaps habe anno 1960 sechzig Schilling gekostet, das wären dem Verbraucherpreisindex zufolge heute 51 Euro. Für eine Maß Bier musste man auf dem Münchner Oktoberfest vor 65 Jahren 1,90 D-Mark hinlegen, statt der indexangepassten 8,75 Euro sind es heuer zwischen 14,50 und 15,80 Euro gewesen. “Wir müssen nicht für acht Milliarden Menschen produzieren, sondern für die vielleicht zwanzig Prozent, die sich das leisten können und wollen”, plädierte Zeni für angemessene Preise.

Im Garten des “Löwen” war eine Brennerei für kleine Mengen in Betrieb, mit der Gerhard Polzhofer eine Birnencuvee brannte. Der Obmann der Vorarlberger Sektion des Vereins für Abfindungs- und Kleinbrenner Österreichs (VAKÖ) beteiligte sich ebenso an der Veranstaltung wie der Vorarlberger Verein der Edelbrandsommeliers. Dessen Obmann ist Elmar Mathis, Schriftführerin Lena Fitzek, Mitgesellschafterin und Servicechefin im Nofler “Löwen”. Sie bekam von Schwester Lara Wachter und Vater Ludwig eine Minibrennanlage mit einem zwei Liter fassenden Kessel geschenkt.

Außer ihr gehören ihr im “Löwen” als Küchenchef tätiger Mann Mario und Matthias Lins zum Gesellschaftertrio des Hauses, in dem der Edel- bzw. Fruchtbrändekultur schon länger großgeschrieben wird. Eine Reihe ihrer Erzeugnisse und interessante Hintergrundinformationen hatten Mathis und Tochter Claudia an ihrem Stand ebenso parat wie Werner Scheffknecht. Der Dornbirner Brenner hatte neben Flaschen mit feinen Inhalten auch einige der verwendeten Früchte aufgebaut. Quitten müsse man vor dem Einmaischen immer bürsten, in den Verfärbungen an den rauen Stellen tummelten sich nämlich Bakterien. Bei den Mispeln, einem Rosengewäschs, müsse man mit dem “Einsperren” darauf achten, dass der Fruchtkörper nicht mehr weiß sei, sondern einen Braunton habe wie Birnenbrot. Der “Subrirar” und der “Zitronenbirnenbrand” seien durch die Pflanzenkrankheit “Feuerbrand” bedroht, die der “Wahlschen Schnapsbirne” weniger Probleme macht. Vom Brennen minderwertigen Obstes hält Scheffknecht nichts: “Die Frucht soll so sein, dass du sie auch essen würdest.”

An einem weiteren Stand boten der Rankweiler Friseur Thomas Sturn, sein Sohn Fabian sowie seine Kollegen Thomas Gmeiner und Christoph Schobel verschiedene Varianten des “Barber`s Gin” an. Das erfolgreiche Projekt, schon im ersten Anlauf holten die Haarkünstler 2022 eine Goldmedaille bei der “Destillata”, entstand (“so viel Zeit wie jetzt haben wir nie mehr”), als die Friseure wegen der Pandemie ihre Salons schließen mussten. Die Bezeichnung “Barber`s Gin” ist allerdings nicht neu, in Schottland hatten die Barbiere vor langer Zeit die Lizenz zum Verkauf von Alkohol, den sie ohnehin zum Desinfizieren brauchten.

Als Ergänzung zu den Edelbränden gab es unter anderem den Stand, an dem Antonio Romero die fünf sortenreinen Bergöle der Forma “Oro del Camello” zum Verkosten dabei hatte: “Ocal”, “Hojiblanca”, “Arbequina”, “Hojiblanca bio” und “Picual”. Wegen des immer stärkeren Polyphenolgehaltes und der damit verbundenen Herbheit sollte man sie in dieser Reihenfolge aus einem mit der Hand vorgewärmten Glas probieren. AME




