Über Jahrhunderte Zankapfel zwischen Bludenz und Innerbraz

Die St.-Anna-Kapelle in Außerbraz gehörte pfarrlich lange Zeit zu Bludenz.
Bludenz Erstmals erwähnt wird die an der alten Bundesstraße 1 befindliche Kapelle, die der hl. Anna geweiht ist, im Jahr 1640 anlässlich der Altarweihe durch Bischof Johann Flugi. Die Verwaltung der kleinen Kapelle, die auch die Messlizenz besaß, lag in den Händen der Pfarre Bludenz.
Das sorgte Mitte des 18. Jahrhunderts für einige Unruhe, weil sich die Außerbrazer um eine Lokalkaplanei bemühten. Dafür wollten sie die baufällige Kapelle, die in ihren Augen sowieso zu erneuern gewesen wäre, an einen anderen, nicht so abgelegenen Ort verlegen. Sie hatten allerdings mit ihren Bemühungen keinen Erfolg.

Das änderte sich schließlich 1785, als im Zuge der josefinischen Reformen die Fraktion Außerbraz kirchlich der Pfarre Innerbraz zugeteilt wurde. Was dabei nicht bedacht worden war, waren die finanziellen Angelegenheiten, denn fortan sollten sich die “Außerbächler”, wie sie genannt wurden, an den Erhaltungskosten der kirchlichen Einrichtungen in Innerbraz (Kirche, Pfarrhaus, Frühmesshaus) beteiligen, was diese ablehnten, zumal sie weiterhin auch noch den Bludenzer Mesner zu bezahlen hatten. Auch als die Innerbrazer vorschlugen, den Familien in Außerbraz ein Mitspracherecht bei Pfarrbesetzungen zu gewähren, wenn sie ihrer Beitragspflicht nachkämen, kam es zu keiner Einigung. Erst über ein Jahrhundert später, 1913, konnten die Querelen beigelegt werden, als sich die beiden Fraktionen bei einer Sitzung des Brazer Kultusausschusses einigen konnten, dass das Patronatsrecht über die Pfarre und damit die gesamten Ausgaben in Hinkunft von der gesamten Kultusgemeinde übernommen wurden.
Seit damals gehört die St.-Anna-Kapelle also zur Pfarre Innerbraz, und noch heute werden in dem kleinen Gotteshaus regelmäßig am Herz-Jesu-Freitag Messen abgehalten. Ebenfalls Tradition haben im Mai die sonntäglichen Maiandachten, und auch im Hinblick auf die Alpwirtschaft kommt der Kapelle Bedeutung zu, wird doch alljährlich vor dem Alpaufstieg um einen guten Verlauf der Alpsaison gebetet und nach dem Alpabtrieb dafür gedankt.
Die Kapelle ist ein nach Norden ausgerichteter Rechteckbau mit einem Satteldach und einem geschindelten Dachreiter, in dem sich eine kleine Glocke befindet, die 1916 als einzige Brazer Glocke nicht abgeliefert werden musste. Das Innere wird von einem Tonnengewölbe überragt. Im kleinen Chorraum zieht der aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammende frühbarocke Altar die Blicke der Besucher auf sich, wobei sich die zwei gedrehten blauen Säulen am Tabernakel und den beiden Reliquienkästchen wiederholen. Seitlich des Altars ist noch ein rotgoldenes Rankenwerk zu sehen. Das Altarbild zeigt die hl. Anna mit der Gottesmutter Maria. Es stammt vom Bludenzer Kunstmaler Anton Jehly und ist mit 1885 datiert. Als Vorlage diente das Original von P. Rudolf Blättler von Buochs, einem Benediktinerpater aus Einsiedeln. Am Chorbogen wird der Altar von zwei Figuren – Maria und Josef – flankiert; sie stammen ebenfalls aus dem späten 17. Jahrhundert. OS