„Oberes Bild“ am Muttersberg als sakrales Kleinod

Hier stand bis zum beginnenden 20. Jahrhundert der „Muttersberger Altar“
Bludenz Nachdem wahrscheinlich schon im Spätmittelalter auf dem Muttersberg eine kleine Walsersiedlung entstanden war, die am Anfang des 17. Jahrhunderts etwa ein Dutzend Häuser umfasste, dürfte dort auch schon früh ein kleines Kirchlein errichtet worden sein, das später den Namen „Oberes Bild“ erhielt. Mit “Bild” wird nämlich im alemannischen Sprachgebrauch auch eine “Kapelle” bezeichnet. Wann dieser kleine Sakralbau aber tatsächlich errichtet wurde, lässt sich nicht mehr erschließen: Er dürfte aber älter sein als die Kapelle in Laz, die in der heutigen Form um 1670 erbaut wurde.

Schon die ursprüngliche Kapelle am Muttersberg hatte einen relativ kleinen, rechteckigen Grundriss. Der Zugang erfolgte über eine auf zwei gewundenen Holzstützen stehende offene Vorhalle. Weil im Laufe des 19. Jahrhunderts in der Kapelle keine Gottesdienste mehr abgehalten wurden, verwahrloste sie immer mehr. Eine umfassende Renovierung erfolgte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gedeckt ist die Kapelle, die in ihrer heutigen Form wohl im späten 19. Jahrhundert als gemauerter Bau neu errichtet wurde, mit einem Schindeldach aus Lärchenholz, auf dem ein schlichter Dachreiter angebracht wurde, der als Glockenstuhl dient. Die heutige kleine Glocke wurde dort 1984 im Zuge einer Renovierung aufgehängt, nachdem die alte während des Ersten Weltkriegs abgeliefert werden musste.
Schmuckstück des „Oberen Bildes“ war einst der prachtvolle gotische Flügelaltar, der sogenannte „Muttersberger Altar“. Ob dieser von Beginn an in dieser kleinen Kapelle stand, wird bezweifelt. Vielmehr stand er möglicherweise, wie Otto Zech in seiner Pfarrgeschichte vermutet, in der St. Vineriuskirche, wo er im 17. Jahrhundert einem neuen Barockaltar weichen musste und vermutlich in die Kapelle am Muttersberg gebracht wurde.
Als das „Obere Bild“ wegen der fortschreitenden Verwahrlosung gar nicht mehr absperrbar war, sah sich der Nüziger Pfarrer Adelhelm Zumbühl, ein Benediktinerpater aus Einsiedeln, 1909 veranlasst, den wertvollen Altar in den Pfarrhof nach Nüziders und damit in Sicherheit zu bringen. 1923 übergab er ihn schließlich als Leihgabe dem Stadtmuseum in Bludenz, was jedoch nirgends schriftlich festgehalten wurde. Über Jahrzehnte war der Altar dann im Museum aufgestellt, bis er nach einem langen Kompetenzstreit zwischen der Stadt Bludenz und der Pfarre Nüziders und nach einer umfassenden Restaurierung 2005 an seinen wohl ursprünglichen Standort in St. Viner rückgeführt wurde.
Der Zugang zum Altarraum der Kapelle ist heute durch ein Gitter mit dem Marienmonogramm und einem Strahlenmotiv versperrt. An der bergseitigen Altarwand befindet sich ein Stahlstich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, auf dem Maria, das Jesuskind auf ihrem Schoß, als Himmelkönigin mit Krone und Zepter dargestellt ist. Zur Innenausstattung gehören auch zwei rechts und links des Marienbildes angebrachte kleine Hinterglasbilder mit Darstellungen des Hl. Hubertus und der Hl. Anna. OS