Großbaustelle auf 1700 Metern: Darum gleicht der Vermuntspeicher derzeit einer Mondlandschaft

VN / HEUTE • 07:00 Uhr
Großbaustelle auf 1700 Metern: Darum gleicht der Vermuntspeicher derzeit einer Mondlandschaft
Ein Blick hinter die Kulissen der Generalsanierung des Vermuntwerks: Unterwegs im Stollen und Vermuntspeicher. Bilder: VN/JUN

Wo sonst türkisfarbenes Wasser glitzert, blickt man jetzt auf eine karge Landschaft. Das Vermuntwerk wird umfassend saniert. Dafür ist der Speichersee derzeit trockengelegt. Eine Vor-Ort-Begehung mit Bauleiter Dominik Ganahl.

Gaschurn Der Vermuntspeicher präsentiert sich derzeit leer. Statt türkisfarbenem Wasser blickt man auf kargen Boden, denn der Speicher wurde für eine umfassende Revision vollständig trockengelegt. „Das Vermuntwerk – das älteste Kraftwerk der illwerke vkw – wird generalüberholt“, erklärt illwerke vkw-Bauleiter Dominik Ganahl bei einer Vor-Ort-Begehung. Die Oberwasserführung ist außer Betrieb, die Stollen führen derzeit kein Wasser. Die Bauarbeiten begannen im August und sollen im Dezember abgeschlossen sein.

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Dominik Ganahl ist Bauleiter bei den illwerken vkw und für die Revision des Obervermuntwerks zuständig.
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Wo normal türkisblaues Wasser zu sehen wäre, schaut man nun auf einen kargen, grauen Boden.

Neben dem Vermuntwerk in Partenen gibt es in dieser Anlagenfamilie noch das Obervermuntwerk I (OVW I) und Obervermuntwerk II (OVW II), das derzeit modernste Pumpspeicherkraftwerk der illwerke vkw.

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Das Mauerrohr im Umlaufstollen aus dem Jahr 1928 wird ausgetauscht.

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Beim Vermuntspeicher werden Grundablass, Umlaufstollen und Einlaufturm saniert. Dafür werden Anlagenteile ausgebaut, gewartet und teilweise durch neue ersetzt. Das Mauerrohr im Umlaufstollen aus dem Jahr 1928 wird ausgetauscht.

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Auch der Grundablass wird saniert.

40 Meter hoch ist die Staumauerkrone – gemessen vom Grundablass aus. 5,3 Millionen Kubikmeter Wasser könnte der Vermuntspeicher maximal fassen. Das Wasser wurde über den Turbinenbetrieb abgearbeitet.

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Der Einlaufturm wird ebenfalls erneuert.

Schnelle, gut überlegte Entscheidungen

Drei große Bereiche auf der Baustelle gilt es für Ganahl zu koordinieren: Baumaßnahmen (Firma Jäger Bau), Stahlwasserbaumaßnahmen (Firma Bilfinger) und Korrosionsschutz (Firma Sepero). „Die Maßnahmen greifen alle ineinander und der Zeitplan ist eng“, erklärt er. Ganahl ist Ansprechpartner für viele Themen – und diese müssen rasch gelöst werden. „Die große Herausforderung ist, dass man eigentlich keinen Tag genau planen kann“, sagt Ganahl. „Die, die Fragen haben, kommen zu uns – und wir lösen sie mit unserem Team vor Ort. Das muss im Regelfall alles sehr schnell gehen und trotzdem müssen die Entscheidungen gut überlegt sein.“

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40 Meter hoch ist es vom Grundablass bis zur Staumauerkrone.
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Eine farblose Landschaft zurzeit.

Das Risiko von Schneefall und anderen Extremwetterereignissen ist auf 1700 Metern Seehöhe immer da. „Wir müssen trotzdem fertig werden“, betont Ganahl. Das OVW II soll im Dezember wieder in Betrieb gehen und Spitzen- und Regelenergie zur Stabilisierung des europäischen Stromnetzes liefern. Dafür muss der Speicher rechtzeitig wieder voll sein.

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Hier fließt die Ill durch.
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Die Ill bahnt sich ihren Weg durch den trockengelegten Vermuntspeicher.

Die Sperre der Hochalpenstraße erschwert den Materialtransport. Dieser erfolgt derzeit ausschließlich über die Tiroler Seite über Galtür. Die Arbeiter gelangen mit der Vermuntbahn und dem Tunnelbus zur Baustelle.

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Mathias Sauerwein ist der Hausherr des Obervermuntwerks ll.
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Die Kraftwerkskaverne wird in diesem Zuge auch auf den neuesten Stand der Technik gebracht, obwohl sie erst sieben Jahre alt ist.

Mit der Werkssperre des OVW I und II wurden zudem geplante Arbeiten im Silvrettastollen durchgeführt. Auch in der großen Kraftwerkskaverne selbst werden die Anlagen auf Vordermann gebracht. „So ein Stillstand kostet immer viel Geld. Deshalb nutzen wir die Zeit, um alles zu erledigen, was ansteht“, erklärt Mathias Sauerwein, Anlagenmeister für Maschinenbau und „Hausherr“ des 2018 in Betrieb gegangenen OVW II.

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Zufahrten mussten kaum welche verlegt werden, da diese bereits existieren.
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Im Silvrettastollen ist eine Stirnlampe Voraussetzung, um überhaupt etwas sehen zu können.

Sauerwein und sein Team sind meist zu zweit in den Stollen unterwegs – aus Sicherheitsgründen. „Wenn du da ausrutschst, findet dich lange niemand“, sagt er. Das OVW II liefert bei voller Leistung 380 Megawatt Strom – es ist nach dem Kopswerk das zweitgrößte Kraftwerk der illwerke vkw.

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Dominik Ganahl und Mathias Sauerwein zeigen das Innere des Stollens und gehen bis zum Wasserschloss.
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Die Rohre werden nach der Revision wieder zusammengefügt.

95 Millionen Euro investieren die illwerke vkw in die Generalsanierung des Vermuntwerks im Tal. Diese soll bis voraussichtlich Ende Oktober 2026 dauern. Das Projekt beinhaltet im Kraftwerk in Partenen selbst den Ersatz der alten fünf Maschinensätze durch zwei neue, leistungsstärkere, sowie die Modernisierung des Krafthauses und der Schaltanlage. Die jährliche Stromproduktion soll dadurch von 270 auf 286 GWh gesteigert werden. 

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Das Wärterhaus: Hier ist Dominik Ganahls Büro.
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Der Stollen ist komplett leer. Nur das Bergwasser fließt zurzeit hier durch.