Leben Veganer gesund? – Diätologin Julia Berger klärt auf

Über den Veganismus kursieren noch immer viele Mythen und Vorurteile – dabei leben Mischköstler nicht automatisch gesünder als Veganer.
Darum geht’s:
- Nährstoffmangel hängt nicht von der Ernährungsform, sondern von den Essgewohnheiten ab.
- Veganer benötigen B12-Supplementierung.
- Vegane Fleischersatzprodukte sind oft gut zusammengesetzt.
Von Katja Grundner
Bludenz Am Samstag ist Weltvegantag. Während Vegetarier kein Fleisch essen, ernähren sich Veganer rein pflanzlich, verzichten also auch auf tierische Produkte wie Käse und Eier. Rund um den Veganismus gibt es weiterhin viele Vorurteile und Mythen. „Egal, ob man Veganer oder Mischköstler ist, man kann sich in beiden Fällen gesund oder ungesund ernähren“, sagt Julia Berger, eine auf vegane Ernährung spezialisierte Diätologin am GesundheitsCampus Bludenz.

Gründe und Eignung
Aus Erfahrung und Umfragen weiß Berger, dass der häufigste Grund für Veganismus die Ethik in Bezug auf das Tierwohl ist. Weitere häufig genannte Gründe sind der Umweltschutz und die Gesundheit. Doch ist Veganismus zum Beispiel auch für Kinder, Schwangere oder ältere Menschen geeignet? „Darüber sind sich Experten in verschiedenen Ländern nicht einig. Die amerikanischen und englischen Fachgesellschaften bejahen die Eignung bei guter Planung und Supplementierung. Deutschland und Österreich sind da zurückhaltender“, erklärt die Diätologin mit zehn Jahren Berufserfahrung.

Mythen
Als Julia Berger vor über zehn Jahren studierte, war Veganismus in Fachkreisen ein Tabu. „Das hat sich stark verändert, was zum Beispiel an fachlichen Fortbildungen zum Thema erkennbar ist.“ Zwar gab es auch in der Gesellschaft einen starken Wandel, doch einige Mythen halten sich bis heute. Zum Beispiel, dass Veganer durch den Sojaanbau zur Zerstörung der Regenwälder beitragen würden. Fakt ist, dass ein Großteil der dort angebauten Sojabohnen als Futtermittel für Nutztiere verwendet wird. Die Marke Yoja produziert ihre Sojaprodukte zum Beispiel mit Sojabohnen aus Österreich.

Dass vegane Fleischersatzprodukte ungesund seien, ist ein weiterer Mythos. „Viele davon sind von der Zusammensetzung her sehr gut“, meint die 34-Jährige, die in Tschagguns wohnt. Käsealternativen seien hingegen weniger empfehlenswert. „Bis jetzt sind die nährstofflich gesehen kein guter Ersatz.“
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Außerdem kursiert nach wie vor die Annahme, dass Veganer zu wenig Eiweiß erhalten. „Das stimmt nicht. Eine bewusste vegane Ernährung mit beispielsweise vielen Hülsenfrüchten macht das gut möglich“, hält Berger fest. Nährstoffmangel hat weniger mit der Ernährungsform, sondern mehr mit den Essgewohnheiten zu tun. „Auch bei Mischköstlern kann es passieren, dass sie ihren Proteinbedarf nicht decken.“

Nährstoffmangel
Der einzige Nährstoff, den Veganer als Nahrungsergänzung einnehmen sollten, ist B12. Dieses Vitamin ist vor allem in Fleisch enthalten. „Aber heutzutage gibt es viel Massentierhaltung und dabei wird den Tieren das B12 auch über ihr Futter zugesetzt, weil sie es kaum noch selbst aufnehmen können“, führt die Expertin aus. Deshalb sind bewusst essende Veganer oft seltener von einem B12-Mangel betroffen, weil sie den Nährstoff von Anfang an supplementieren.

Es gibt „Kritische Nährstoffe“, die in einer rein pflanzlichen Ernährung weniger verfügbar sind, zum Beispiel Eisen, Zink, Jod, Vitamin B2, Kalzium und Omega-3. Im Gegensatz zu B12 muss man diese aber nicht gezwungenermaßen supplementieren. „Nur die wenigsten in unserer Gesellschaft essen zum Beispiel genügend Fisch, um den Omega-3-Bedarf decken zu können – also auch Mischköstler können einen Mangel an diesen Nährstoffen haben“, wiederholt Berger. Im Gegensatz zu Veganern kommen Mischköstler oftmals bei Ballaststoffen und Folsäure zu kurz.
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Ob ein Nährstoffmangel besteht, lässt sich mithilfe eines Blutbilds und einer Ernährungsanalyse feststellen. Sinnvoll seien diese bei jeder Ernährungsform – egal, ob bei Veganern, Vegetariern, Mischköstlern oder sonstigen. Julia Bergers Ansatz ist dabei individuell, genussvoll und ohne Vorurteile.
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(VN)