Einstmalige Marienkapelle in Nenzing-Latz

Heimat / HEUTE • 09:13 Uhr
Die 2000 letztmals restaurierte Kapelle in Latz (Foto OS)
Die 2000 letztmals restaurierte Kapelle in Latz (Foto OS)Otto Schwald

Heute werden im kleinen Kirchlein die Hl. Valentin und Magnus verehrt

Bludenz Auf halbem Weg von Nenzing nach Gurtis befindet sich auf knapp 700 m die kleine Parzelle Latz, wo sich zwischen den wenigen Häusern auch eine unscheinbare Kapelle befindet. Der Bau dieses kleinen Gotteshauses, das den Bewohnern von Latz eine bessere seelsorgliche Betreuung bescheren sollte, erfolgte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts während der Pestzeit. Um eine Ausbreitung der Seuche möglichst zu verhindern, legten die Ortsbewohner das Gelübde ab, zu Ehren der Gottesmutter Maria eine kleine Kapelle zu errichten. Der Bau derselben und damit die Einlösung des Gelübdes dürfte wahrscheinlich um das Jahr 1630 erfolgt sein.

Das Innere der Kapelle mit Blick in die Apsis (Foto OS)
Das Innere der Kapelle mit Blick in die Apsis (Foto OS)

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war das Kirchlein in Latz allerdings laut Quellenangaben „ruinös und schadhaft geworden“, sodass sich die Ortsbewohner intensiv um eine Renovierung bemühten. Nach einem längeren Ringen gaben schließlich 1754 sowohl die geistliche als auch die weltliche Obrigkeit ihre Zustimmung dazu. Georg Müller von Latz wurde ein Sammelpatent ausgestellt, mit dem er unter den Gläubigen Spendensammeln konnte, um die Wiederinstandsetzung der Kapelle zu finanzieren. An die Spende war – wie damals häufig geschehen – auch eine Ablasszusage geknüpft. 1758 erstrahlte die Kapelle tatsächlich in neuem Glanz und wurde schließlich zwei Jahre später mit Erlaubnis des bischöflichen Kanzlers zu Chur von Ortspfarrer Anton Ignaz Jakob Maria Fritsch benediziert.

Noch 1792 wird das kleine Gotteshaus in einem Schreiben als „Maria Hilf-Kapell zu Latz“ erwähnt, und Maria blieb auch noch im 19. Jahrhundert die Patronin der Kirche. Dass schließlich aber der Hl. Valentin Patron der Kapelle wurde, ist vermutlich auf ein Missverständnis zurückzuführen. 1782 erhielt die Kapelle 100 Gulden von einem unbenannten Spender, der später als Johann Hummer ausgemacht wurde. Die Spende sollte zu einer alljährlich am 14. Februar im Kirchlein abzuhaltenden Messe für den Wohltäter verwendet werden. Die Erinnerung an diesen dürfte im Laufe der Jahrzehnte allerdings in Vergessenheit geraten sein, und man dachte wohl, der Gottesdienst finde zum Gedenken an den Tagesheiligen des 14. Februar, den Hl. Valentin, statt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts stieg dieser daher wohl zum Patron des Kirchleins auf. Wie der Hl. Magnus zu Patronatsehren kam, ist hingegen völlig unklar; möglicherweise gaben Plagen durch Flurschädlinge und Feldungeziefer den Anlass, auch den „Mäusepatron“ in der Kapelle zu verehren.

Der heutige Bau der Kapelle in Latz stammt aus dem 18. Jahrhundert. Aus dieser Zeit ist auch die Muttergottes-Statue am Altar. Sie wird dort flankiert von zwei Grödener Statuen der beiden Patrone Valentin und Magnus, die allerdings erst im Zuge einer zweiten Restaurierung im Jahr 1892 aufgestellt wurden. Mitte der 1930er Jahre erfolgte die Ausstattung mit den heutigen Gemälden an der Decke (Madonna mit dem Kind) und an beiden Seiten der Apsis (Engel). Damals erhielt auch der Dachreiter seine heutige Form und bietet Platz für zwei kleine Stahlglocken. OS