Zwischen Stierkampf, Schnee und Songlines

VN / HEUTE • 12:43 Uhr
(Bild: Spielboden) Die Band VIND lässt im Spielboden Jazz und Barock in überraschender Harmonie verschmelzen.
Die Band VIND lässt im Spielboden Jazz und Barock in überraschender Harmonie verschmelzen.Spielboden

Das Novemberprogramm im Dornbirner Spielboden wird kontrastreich.

Dornbirn Im November zeigt sich der Spielboden einmal mehr als Ort für großes Kino, pointierten Humor und klangvolle Experimente. Von schmelzenden Gletschern über brennende Fragen der Menschlichkeit bis zu barockem Jazz und kindlicher Fantasie spannt sich in der zweiten Novemberwoche ein weiter kultureller Bogen.

Den Auftakt macht am Dienstag, 11. November, Albert Serras Tardes de Soledad (19.30 Uhr). Der spanische Regisseur nähert sich dem Mythos Stierkampf in poetisch aufgeladenen Bildern. Ohne zu werten, begleitet Serra den jungen Torero Andrés Roca Rey zwischen Ritual und Rausch – “ein visuell überwältigendes Dokument über Schönheit und Grauen einer alten Tradition, das von der Kritik bereits als Filmkunstwerk des Jahres gefeiert wurde”, freut sich Michael Fitz vom Spielboden-Team.

Sonja Pikart seziert in „Halb Mensch“ die Absurditäten der modernen Welt.
Sonja Pikart seziert in “Halb Mensch” die Absurditäten der modernen Welt.

Am Mittwoch, 12. November, stehen zwei Veranstaltungen auf dem Programm: Zum einen Melt (19.30 Uhr), das neue Werk von Nikolaus Geyrhalter. Der österreichische Dokumentarist reist vom Gletscher der Alpen bis in die Antarktis und beobachtet das Verschwinden des Schnees. Parallel lädt der Spielboden zum Pub-Quiz, bei dem Teams ihr Wissen zu Musik, Geschichte, Sport oder Skurrilem unter Beweis stellen können.

Die Wiener Indie-Rockerinnen Dives verabschieden sich mit ihrer letzten Tournee.
Die Wiener Indie-Rockerinnen Dives verabschieden sich mit ihrer letzten Tournee.

Am Donnerstag, 13. November, trifft in Animale (19.30 Uhr) von Emma Benestan Körperlichkeit auf Metamorphose. Die Regisseurin erzählt von Nejma, einer jungen Frau in der Camargue, die sich als Stierkämpferin behauptet – bis eine unheimliche Veränderung ihren Körper und ihr Umfeld erschüttert. Direkt im Anschluss, um 20.30 Uhr, sorgt das Ensemble VIND für klangliche Grenzüberschreitungen: Zwischen Jazz, Barock und Groove zeigt die fünfköpfige Formation, wie eng Vergangenheit und Gegenwart musikalisch verwoben sein können.

Am Freitag, 14. November, rückt das “Human Vision”-Filmprogramm die Realität der europäischen Asylpolitik in den Blick. Lisa Polsters Dokumentarfilm Bürglkopf (19.30 Uhr) zeigt das gleichnamige Rückkehrzentrum in Tirol, in dem Geflüchtete unter isolierenden Bedingungen auf ihre Abschiebung warten. Danach wird’s satirisch. Kabarettistin Sonja Pikart begibt sich in “Halb Mensch” (20 Uhr) auf eine schräge Selbstsuche zwischen Dystopie, Discokugeln und Kimchi.

Am Samstag, 15. November, heißt es dann zuerst Bühne frei für die Jüngsten: Josefine, gespielt von Ruth Humer und Gerti Tröbinger (15 Uhr), erzählt von Mut, Selbstvertrauen und dem Gefühl, sich klein zu machen. “Ein poetisches Figurentheater über die Kraft, wieder zu wachsen”, so Fritz. Abends folgen zwei filmische und musikalische Höhepunkte. In Dreamers (19.30 Uhr) zeichnet Joy Gharoro-Akpojotor das Schicksal zweier Frauen im britischen Abschiebezentrum nach – ein leiser, berührender Film über Hoffnung und Solidarität im System der Entmenschlichung. Zum Abschluss verabschieden sich Dives (21 Uhr) von ihrem Publikum. Nach zehn Jahren Indie-Rock kündigt die Wiener Band ihre letzte Tournee an. cth