Mit Kosmetik aus Wasserbüffelmilch zur Diplomarbeit

VN / 10.11.2025 • 15:34 Uhr
Lukas Metzler (l.) und Toni Eberle unterstützen Martina Büchele und Larissa Gmeiner bei ihrer Diplomarbeit mit Rat und Tat. PETER STRAUSS   
Lukas Metzler (l.) und Toni Eberle unterstützen Martina Büchele und Larissa Gmeiner bei ihrer Diplomarbeit mit Rat und Tat. Peter Strauss

Großer Zeit- und Geldeinsatz soll sich für die BSBZ-Schülerinnen Martina Büchele und Larissa Gmeiner lohnen.

Egg, Hohenems Weißer Mantel, weiße Kopfhaube und blaue Schuh-Überzieher – in ihrer Arbeitskleidung unterscheiden sich Martina Büchele von der Fluh und Larissa Gmeiner aus Feldkirch-Altenstadt nicht von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von “naturhautnah Metzler” in Egg. Doch während diese für das Wälder Unternehmen tätig sind, geht es für die zwei “Gastarbeiterinnen” um ihre Diplomarbeit, die für ihren Abschluss am Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum in Hohenems obligatorisch ist.

Für die Diplomarbeit statt Kamelmilchmolke aus Holland – Wasserbüffelmilchmolke vom Rohrspitze. Lisi Gerer erzählt bei einer Betriebsbesichtigung die Erfolgsgeschichte des Haldernhofs, der jetzt auch den Rohstoff für exklusive Kosmetik liefert.   
Für die Diplomarbeit statt Kamelmilchmolke aus Holland – Wasserbüffelmilchmolke vom Rohrspitz. Lisi Gerer erzählt bei einer Betriebsbesichtigung die Erfolgsgeschichte des Haldernhofs, der jetzt auch den Rohstoff für exklusive Kosmetik liefert.

Mehr als eine Zeugnisnote

Im Gespräch mit der VN-Heimat machen sie dann aber deutlich, dass es für sie um mehr als eine Zeugnisnote geht: “Wir arbeiten daran, nach der Schule eine kleine Firma aufzubauen und die für die Diplomarbeit entwickelten Produkte weiterhin zu vermarkten. Eine Gewerbeanmeldung bereiten wir bereits vor.”

100 Prozent regional: Der 3-D-Wasserbüffelkopf – unverwechselbares und originelles Markenzeichen für ALVORA – kommt von einer Firma in Bludenz, die Molke vom Höchster Haldernhof, Beifuß-Zusatz aus Nenzing, die Etiketten entwarf ein Klauser Grafiker. Know how und Equipment stellt Metzler bereit.
100 Prozent regional: Der 3-D-Wasserbüffelkopf – unverwechselbares und originelles Markenzeichen für ALVORA – kommt von einer Firma in Bludenz, die Molke vom Höchster Haldernhof, Beifuß-Zusatz aus Nenzing, die Etiketten entwarf ein Klauser Grafiker. Know-how und Equipment stellt Metzler bereit.

Mutiges Investment

Auf dieses Ziel war ihre Diplomarbeit von Anfang an ausgelegt: “Wir investieren darin nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld. Das sollte am Ende auch wieder hereinkommen”, sind die angehenden Jungunternehmerinnen zuversichtlich, dass ihre Rechnung aufgeht. Immerhin mussten sie für ihr Projekt rund 4500 Euro aufbringen – allein für Laborkosten, aber da kamen auch noch Kosten für Dosen, Etiketten, Werbung u. v. m. dazu, um ihre Marke marktfähig zu machen. Auf Advent- und Weihnachtsmärkten wollen sie die Marktchancen von “Alvora” – Wortschöpfung aus AL-(pin), V-(orarlberg) und (Am-)ORA – in der Praxis testen und hoffen dabei, dass schon mal ein Teil ihrer mutigen Investition zurückfließt und neues Kapital für die Weiterentwicklung des Projekts lukriert werden kann. Das Startkapital haben sie durch Crowdfunding (rund 2500 Euro), aus eigenem Ersparten, Unterstützung durch die Eltern usw. aufgebracht.

Martina Büchele hat an der Abfüllanlage längst Routine.
Martina Büchele hat an der Abfüllanlage längst Routine.

Langfristig konzipiert

Diplomarbeiten sind seit vielen Jahren verbindlicher Bestandteil der Matura an Höheren Schulen – und mit jedem Jahr wird es deshalb schwieriger, interessante neue Themen zu finden.

Für die Diplomarbeit wurden drei Produkte entwickelt: Handcreme, Pflegelippenstift und 24H Creme.   
Für die Diplomarbeit wurden drei Produkte entwickelt: Handcreme, Pflegelippenstift und 24-h-Creme.

Martina und Larissa haben sich deshalb schon frühzeitig Gedanken darüber gemacht. “Wir haben bei Molke-Metzler unser Sommerpraktikum gemacht und haben unsere Idee mit Ingo und Lukas Metzler besprochen – Creme, Lippenstift und 24-Stunden-Creme auf Basis von Kamelmilchmolke hatten wir uns vorgestellt, weil uns etwas Exklusives, Exotisches vorschwebte. Wir hatten vor mehr als einem Jahr auch schon einen Lieferanten für Kamelmilchmolke in Holland ausfindig gemacht.”

Larissa Gmeiner bereitet ALVORA-Produkte für Auftritte bei Advent- und Weihnachtmärkten vor.
Larissa Gmeiner bereitet ALVORA-Produkte für Auftritte bei Advent- und Weihnachtsmärkten vor.

Alternative Wasserbüffel

“Damit kamen wir bei Ingo Metzler aber nicht wirklich gut an”, schmunzeln sie und erinnern sich daran, dass ihnen ein Vortrag über regionale Wertschöpfung gehalten wurde. Bei der “Belehrung” blieb es nicht – Ingo Metzler schlug eine regionale Alternative zur Kamelmilchmolke vor: “Mindestens ebenso exklusiv, mit ebenso wertvollen Inhaltsstoffen – aber aus Höchst, statt aus Holland: Molke aus Milch der Wasserbüffel vom Heldernhof der Familie Gerer. 1973 siedelte der Hof vom Ortszentrum an den Rohrspitz aus und exakt vor zehn Jahren hat Bernd Gerer im November 2015 die ersten fünf Wasserbüffel auf den Hof gebracht. “Der Milchpreis war damals im Keller”, erinnert sich Lisi Gerer bei einer Führung durch den Betrieb. “Wir suchten deshalb nach einer Alternative und Ergänzung zu unseren Milchkühen, um wirtschaftlich überleben zu können.”

Ingo Metzler: „Kamelmilchmolke aus Holland geht gar nicht – wir fanden eine mindestens gleichwertige regionale Alternative.“   
Ingo Metzler: “Kamelmilchmolke aus Holland geht gar nicht – wir fanden eine mindestens gleichwertige regionale Alternative.”

Das Konzept entwickelte sich über Erwarten gut, heute stehen mehr als 100 Wasserbüffel im Stall und vom Heldernhof gibt es Mozzarella, Joghurt, Käse und Fleisch, alles vom selbst gezüchteten Büffel – vielleicht gibt es bald auch exklusive Wasserbüffel-Kosmetik. STP