Seit 2019 widmet sich Simon Matt vollständig der Landwirtschaft.
Frostschutzberegnung schützt Apfelblüten vor Frostschäden im Frühling.
Hof kultiviert zwölf Apfelsorten, inklusive neuer Sorten wie Natura.
Schlins Seit vier Generationen wird der Hof der Familie Matt in Schlins mit Herzblut bewirtschaftet. 2016 übernahm der heutige Betriebsleiter den Familienbetrieb, anfangs noch in Teilzeit tätig, widmet er sich ab 2019 vollständig der Landwirtschaft. Simon Matt trifft man hier entweder im Stall oder bei seinen Apfelbäumen.
Zahlreiche Apfelsorten gedeihen hier in Schlins bei viel Sonnenschein. VN/DJSHOHM
Die Wurzeln des Obstbaus reichen bis zum Urgroßvater zurück, der bereits die ersten Apfelbäume pflanzte. “Heute stehen auf einer Fläche von 0,7 Hektar rund 1800 Bäume, und jedes Jahr kommen neue hinzu. So wächst eine Tradition, die vom Gestern erzählt und an das Morgen denkt”, weiß der Landwirt.
Moderne Technik schützt zarte Blüten
Der Obstbau verlangt nicht nur Geduld, sondern auch technisches Know-how. Besonders im Frühling, wenn Frostnächte drohen, kommt die Frostschutzberegnungzum Einsatz: “Wenn die Temperaturen unter Null fallen, sprüht die Anlage kontinuierlich Wasser über die Blüten. Durch die entstehende Eisschicht bleiben die Blüten geschützt, bis es wieder wärmer wird. In dieser Zeit habe ich besonders schlaflose Nächte, weil ich stets die Temperatur messen muss. Am besten geht das morgens um 2.30 Uhr”, so Matt.
Diese sogenannten Regnersind über die Anlage verteilt und bewahren die Ernte vor Frostschäden – ein Paradebeispiel, wie Tradition und Innovation sich ergänzen. Doch dem noch nicht genug: Zur Unterstützung steht eine moderne Wetterstation im Einsatz. Über den Warndienst der Landwirtschaftskammer erhält der Betrieb Benachrichtigungen, wenn Temperatur und Niederschlag kritische Werte erreichen.
Die Wetterstation inmitten der Apfelplantage. VN/DJSOHM
Pflege, Geduld und Witterung
Der Apfelanbau ist in Österreich ein bedeutender Wirtschaftszweig – und Vorarlberg bietet ideale Bedingungen. “Von Dezember bis März werden die Bäume sorgfältig geschnitten und gepflegt. Krankheiten und Pilzbefall werden regelmäßig kontrolliert und bei Kälteeinbrüchen wird gehandelt”, gibt Matt Einblick in die Arbeit.
“Wenn es in der Höhe schneit, kann das die Blüten gefährden. Die Witterung muss passen, damit sich die Äpfel gut entwickeln”, sagt Simon Matt und weist darauf hin, dass nach der Ernte bereits vor der Ernte ist, denn immerhin geht’s nächsten Monat mit dem Schnitt los.
Viel Mühe für besonders intensiven Geschmack
“Das Schönste ist, im Herbst die Ernte einzufahren und zu sehen, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Noch schöner ist das Lob der Kunden, die sagen, so einen Apfel gebe es im Supermarkt nicht.”
Im Keller wird das saftige Gold gelagert. VN/DJSOHM
Tatsächlich ist der Apfel eine anspruchsvolle Frucht: Er muss lagerfähig, geschmacklich ausgewogen und optisch makellos sein. “Schon ein kleiner Fleck kann den Verkauf erschweren – selbst im Direktverkauf am Hof ist das nicht einfach – deshalb spielt der Pflanzenschutz eine zentrale Rolle. Doch die Herausforderungen wachsen: Immer weniger Wirkstoffe stehen zur Verfügung, und die Natur entwickelt Resistenzen – ähnlich wie bei Antibiotika”, klärt Simon Matt auf. Gefördert werden Nützlinge und integrierter Pflanzenschutz.
Sortenvielfalt und Geschmack
Der Hof kultiviert heute zwölf Apfelsorten – von altbewährt bis modern. “Die Ernte startet Mitte August mit dem Grafensteiner und endet Anfang November. Zu den Sorten zählen Gala, Elstar, Topaz, Jonagold, Boskop und der Schweizer Glockenapfel. Wir probieren auch neue Sorten wie Natura aus, um den Geschmack der Kunden zu treffen und den Pflanzenschutz zu minimieren.”
Im Vorjahr wurden rund 33 Tonnen Äpfel geerntet, heuer etwa 25 Tonnen. 80 Prozent der Früchte gehen direkt an Privatkunden am Hof, der Rest an regionale Hofläden und Sparmärkte.
Der Ertrag kann sich sehen lassen. VN/DJSHOM
Der Apfel als Kulturgut
Der Apfel ist mehr als ein Stück Obst – er ist ein Symbol für Heimat, Nachhaltigkeit und Handwerk. Er verbindet Generationen, erzählt Geschichten von Fleiß und Geduld – und erinnert daran, dass wahre Qualität dort wächst, wo Menschen mit Leidenschaft und Respekt vor der Natur arbeiten.
Zum Tag des Apfels darf man also nicht nur genießen – sondern auch danken: Den Bäuerinnen und Bauern, die Jahr für Jahr dafür sorgen, dass der Apfel wieder zu dem wird, was er sein sollte – etwas ganz Besonderes.