„WC für alle Geschlechter“ – FHV schafft diskriminierungsfreie Zone

VN / HEUTE • 11:30 Uhr
„WC für alle Geschlechter“ – FHV schafft diskriminierungsfreie Zone
Nina Fessler, Studentin an der FHV, und Fabian A. Rebitzer, Leiter der Stabsstelle Diversität, befürworten geschlechtsneutrale Toiletten. VN/Grundner

Geschlechtsneutrale Toiletten sind aber nicht nur für Transgender- oder nichtbinäre Personen von Vorteil.

Darum geht’s:

  • FHV bietet geschlechtsneutrale Toiletten in allen Gebäuden an.
  • Bestehende Frauen- und Männertoiletten wurden umfunktioniert.
  • Unisex-Toiletten sind in skandinavischen Ländern üblich.

Von Katja Grundner

Dornbirn An der Fachhochschule Vorarlberg (FHV) in Dornbirn gibt es nun in jedem Gebäude ein „WC für alle Geschlechter“. „Durch die Bereitstellung von sowohl geschlechtsneutralen als auch geschlechtsspezifischen Toiletten – sowie natürlich Toiletten für Menschen mit Behinderung – hoffen wir, dass alle Menschen an der FHV einen entsprechenden Ort finden, an dem sie sich sicher fühlen“, sagt Fabian A. Rebitzer, Leiter der Stabsstelle Diversität.

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Weitere Vorteile

Schon Ende 2023 startete an der FHV ein Pilotprojekt zum Thema „WC für alle Geschlechter“. „Schnell stand fest, dass wir das auch auf die drei anderen von der FHV genutzten Gebäude ausweiten möchten“, erzählt Rebitzer. Der 44-Jährige aus Fußach erklärt, dass es an der FHV auch nichtbinäre Personen gibt – also Menschen, die sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau identifizieren. Für sie sowie für Transgender- und intersexuelle Personen (Menschen, die mit körperlichen Merkmalen geboren sind, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind) könne die Nutzung herkömmlicher Toiletten zu Diskriminierungen führen.

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Fabian A. Rebitzer will allen Personen Räume zur Verfügung stellen, in denen sie sich sicher fühlen können. VN/Grundner

„‘WC’s für alle‘ wären aber auch in anderen Fällen gut, zum Beispiel für Familien, allgemein in der Kinderbetreuung oder für Personen mit persönlicher Assistenz“, betont Nina Fessler (33), Volksschullehrerin, berufsbegleitende Master-Studentin der Sozialen Arbeit und ÖH-Mitglied im Queerreferat. Die Dornbirnerin engagiert sich ehrenamtlich als Betreuerin in der Lebenshilfe und hat bereits Situationen erlebt, in denen eine geschlechterneutrale WC-Anlage unangenehme Blicke oder Momente vermeiden hätte können.

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Nina Fessler sieht viele Vorteile in geschlechtsneutralen Toiletten. VN/Grundner

Unisex-Toiletten mit Pissoirs

Das Projekt an der FHV wurde entsprechend den räumlichen Voraussetzungen umgesetzt. In einem Gebäude wurde zum Beispiel eine Einzeltoilette – vermutlich eine ehemalige Lehrertoilette – zu einem „WC für alle Geschlechter“ umfunktioniert. In anderen Gebäuden wurden schlichtweg jeweils zwei der herkömmlichen Damen und Männer Toiletten neu beschildert. Das bedeutet, dass man dort auch WC-Anlagen mit Wickelraum oder Pissoirs vorfinden kann. „Damit dabei niemand auf unangenehme Überraschungen stößt, steht auf jedem Schild, was einen in der WC-Anlage erwartet“, erklärt Rebitzer.

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Ein Schild am Eingang der WC-Anlage beschreibt genau, was drinnen vorzufinden ist.VN/Grundner

„Ich habe mir im Vorhinein Meinungen zu dem Thema von Studierenden eingeholt“, erzählt Lukas Dünser (22) aus Schnifis, Bachelor-Student der Sozialen Arbeit, Studiengangsassistent und Jahrgangssprecher. „Dabei zeigte sich, dass geschlechtsneutrale Toiletten als wichtig empfunden werden, zugleich aber die weiblichen und männlichen Toiletten unbedingt als ‚sicherer Raum‘ erhalten bleiben sollten.“ Die binären Toiletten an der FHV überwiegen weiterhin deutlich und dort, wo sie umgewandelt wurden, muss man nur den Trakt oder Stock wechseln, um sie wie gewohnt vorzufinden. „Das ist auf jeden Fall zumutbar“, meint Rebitzer.

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Als Student der Sozialen Arbeit ist Lukas Dünser Diversität sehr wichtig. VN/Grundner

Bei Nina Fessler kam bei der ersten Nutzung einer geschlechtsneutralen Toilette mit Pissoirs kurz ein seltsames Gefühl auf: „Ich sorgte mich, zum Beispiel unbeabsichtigt irgendwo falsch hinzusehen.“ Schlussendlich war es eine gute Erfahrung, in der sie sich wohl gefühlt hatte. „Ich würde mir solche Toiletten in allen öffentlichen Gebäuden wünschen.“

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Der erste Besuch in einer WC-Anlage mit Pissoirs war ungewohnt, aber positiv für Nina Fessler. VN/Grundner

Während geschlechtsneutrale Toiletten in Österreich die Ausnahme sind, sind sie in skandinavischen Ländern wie Schweden und Dänemark in öffentlichen Gebäuden und der Gastronomie üblich. In Vorarlberg finden sich solche Anlagen neben der FHV etwa auch im Festspielhaus und in der Aqua Mühle in Frastanz. „Wir an der FHV haben den Luxus, viele Toiletten zu haben. Denn eine Umfunktionierung kostet quasi nichts“, sagt Rebitzer.

„WC für alle Geschlechter“ – FHV schafft diskriminierungsfreie Zone
Im Vergnügungs- und Erholungspark Tivoli in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. VN/Rauch
„WC für alle Geschlechter“ – FHV schafft diskriminierungsfreie Zone
Eine Unisex-Toilette im Festspielhaus. VN/Grundner

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(VN)