Kuchenbacken gegen Einsamkeit – ein Bludenzer Verein hat eine besondere Idee für Senioren

Der Verein „Ahna & Ähne“ eröffnet im Jänner ein Café in Bludenz, in dem ältere Menschen gemeinsam Kuchen backen und sich etwas zur Pension dazuverdienen können.
Bludenz „Ahna & Ähne“ – so heißt der Verein, der das ehemalige Café Fritz in der Mühlgasse betreibt. Das „Mehr-als-Generationencafé“ richtet sich an ältere Menschen, die sich in der Pension etwas dazuverdienen möchten, sich einsam fühlen oder eine Aufgabe suchen.
Markus Amann und Wolfgang Sila sind die Initiatoren hinter dem Herzensprojekt. Inspiriert wurden sie von einem ähnlichen Konzept in Wien. „Wir haben schon lange darüber gesprochen und wollten es schon lange umsetzen“, sagt Sila. Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen: Das Café Fritz steht seit einem Jahr leer – Zeit, es wiederzubeleben.
Viele Senioren und Seniorinnen hätten das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. „Wir geben ihnen wieder ein Zugehörigkeitsgefühl und das Gefühl, wertgeschätzt zu werden“, erklärt Wolfgang Sila. Durch das Kuchenbacken schenkt der Verein den älteren Menschen Lebensfreude und eine sinnstiftende Aufgabe. Gebacken wird nicht allein zu Hause, sondern gemeinsam in der Backstube des Cafés. Es soll eine Gemeinschaft entstehen: Man backt, lacht und verbringt auch danach noch Zeit miteinander. Und nicht nur Damen backen mit: Im Kernteam sind vier Männer aktiv. Ein ehemaliger Konditor (73) trägt die Hauptverantwortung für die Backstube.

Wer bäckt und ein paar Stunden pro Woche mithilft, kann sich seine Pension aufstocken. „Wir wollen die älteren Menschen wieder ins Arbeitsleben integrieren“, sagt Sila. „Altersarmut ist weit verbreitet. Das kriegen wir oft gar nicht mit. Viele sind froh, wenn sie sich ein paar Euro dazuverdienen können.“ Ein fixer Backtag gibt ihnen zudem Struktur im Alltag. Wer will, kann auch ehrenamtlich mitarbeiten. Gesucht werden noch Bedienungen. Auch Jüngere – etwa Schüler – können mithelfen.
Im Mehrgenerationencafé ticken die Uhren langsamer. Wer hier einkehrt, sollte Zeit mitbringen. „Man soll sich Zeit nehmen für nette Gespräche“, so Sila. Ihm ist bewusst, dass Cafés vor allem von Jüngeren gerne besucht werden – und genau das ist gewollt: „Wir wollen Alt und Jung zusammenbringen.“

Das Café ist zunächst ein bis zwei Tage pro Woche geöffnet. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten ist jederzeit möglich – vorausgesetzt, es gibt genug Personal. Doch darum muss sich Sila bis jetzt keine Sorgen machen: „Rund 60 Bäcker und Bäckerinnen haben sich bei uns gemeldet. Sie kommen aus dem ganzen Land.“ Selbst eine Gruppe aus Dornbirn ist dabei. Wie oft sie tatsächlich backen, bleibt abzuwarten.
Doch schon jetzt erfährt das Projekt großen Zuspruch. „So viel Interesse haben wir nicht erwartet“, gesteht Sila. „Einige engagieren sich bereits sehr stark.“ Immer mehr Menschen melden sich und zeigen Interesse. Der Verein war bereits auf mehreren Märkten im Unterland präsent. Auch Hohenems und Rankweil wünschen sich ein Café dieser Art. Doch eines nach dem anderen: Zuerst muss der Verein das Café in Bludenz ordentlich in Schwung bringen. Interessierte können sich unverbindlich ein Bild vom Café machen. Sila weiß, dass das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt und erst wachsen muss.
Im Dezember finden erste Versuchstage statt. Ab Jänner soll das Café regelmäßig geöffnet sein. Die genauen Öffnungstage und -zeiten stehen noch nicht fest. Ziel ist, dass die Einnahmen das Café tragen. Zwar hat der Verein Sponsoren, doch es gibt keine öffentlichen Fördergelder. Die Preise bleiben dennoch fair und liegen im unteren Drittel des Marktpreises.