Schweinerei in Tierfabrik? Jürgen Hagspiel setzt auf Unschuldsvermutung

Der VGT wirft einem niederösterreichischen AMA-Gütesiegel-Betrieb Tierquälerei vor, dessen Ware laut Verein auch in Vorarlberg auf den Tellern liegen könnte.
Darum geht’s:
- VGT erstattet Anzeige wegen Tierquälerei.
- Betroffener Betriebsinhaber bestreitet Vorwürfe.
- Jürgen Hagspiel gegen Vorverurteilungen.
Von Katja Grundner
Schwarzach Dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) seien anonyme Foto- und Videoaufnahmen zugespielt worden, die Missstände auf einem großen AMA-Schweinebetrieb in Niederösterreich zeigen sollen. „Fleisch von anderen Bundesländern landet auch in Vorarlberg auf den Tellern“, sagt Sandy P. Peng, VGT-Aktivismusbetreuerin für die Region Vorarlberg. Im Gegensatz dazu weist Jürgen Hagspiel, Obmann des Vorarlberger Schweinezuchtverbands, auf die Unschuldsvermutung hin.


Vorwürfe zurückgewiesen
In den Foto- und Videoaufnahmen sei ein Arbeiter zu sehen, der Mastschweinen ins Gesicht und auf den Körper uriniert. Darüber hinaus berichtet die Tierschutzorganisation unter anderem von schwer verletzten Schweinen, scheinbar unbegründeten Schlägen und Elektroschocks sowie mit Kot verunreinigten Tränken.

VGT.at

Der Inhaber des betroffenen Betriebs im Bezirk Hollabrunn, der mit dem AMA-Gütesiegel zertifiziert ist, weist die Vorwürfe zurück. Er verweist darauf, dass vor drei Wochen eine unangekündigte Kontrolle durch einen Amtstierarzt durchgeführt worden sei. „Wir haben ein exzellentes Zeugnis bekommen.“ Die Aufnahmen im Stall kann der Inhaber nicht zuordnen: „Das kann irgendwo sein“. Seitens des VGT heißt es, dass die Betriebsnummer an mehreren Stellen erkannt und Videoszenen durch bauliche Merkmale abgeglichen werden können.
Jürgen Hagspiel, Obmann des Vorarlberger Schweinezuchtverbands, betont das Recht der Unschuldsvermutung: „In der Landwirtschaft sind wir oft mit Vorverurteilungen konfrontiert.“ Falls tatsächlich etwas Gesetzeswidriges vorgefallen sei, gehöre dies selbstverständlich sanktioniert. „Aber zuerst muss die Situation von den Behörden abgeklärt werden.“

Kontrollen
Der VGT hat bei der Bezirkshauptmannschaft Anzeige wegen Tierquälerei erstattet. „Manche Missstände, wie der schlechte Umgang mit den Tieren, kann eine behördliche Kontrolle nicht vor Ort feststellen. Wir hoffen dennoch, dass der Fall ernst genommen wird“, meint die Vorarlbergerin Sandy P. Peng (50), deren Name ein Pseudonym für ihre Tätigkeit als Aktivistin darstellt, da sie immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert wird. In diesem Jahr erstattete der VGT auch Anzeige gegen einen steirischen Schweinemastbetrieb, was zu einem Strafprozess wegen Tierquälerei und Unterdrückung eines Beweismittels geführt hat und aktuell noch am Laufen ist.



Am Dienstag wurde der niederösterreichische Betrieb durch zwei Amtstierärzte überprüft. Auch die AMA-Institution entsandte Kontrolleure, wobei die in den Medien dargestellten Bilder nicht bestätigt werden konnten. Der Betrieb sei alljährlich angemeldeten und unangemeldeten Kontrollen unterzogen worden. In Vorarlberg gibt es circa 37 AMA-Gütesiegel-Betriebe in der Schweinehaltung. Wie viel Schweinefleisch mit AMA-Gütesiegel von anderen Bundesländern wie Niederösterreich nach Vorarlberg geliefert wird, könne von der AMA-Institution nicht genannt werden. „Die Verkaufsströme bestimmt der Handel.“
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Modernisierung der EU-Rechtsvorschriften
Auf der Webseite der Europäischen Kommission werden Initiativen veröffentlicht, zu denen EU-Bürger ihre Meinung zu den in Entwicklung befindlichen Gesetzen und Richtlinien mitteilen können. Die Rückmeldungen aus diesen öffentlichen Konsultationen fließen in die Ausarbeitung der Vorhaben ein. Aktuell läuft bis zum 12. Dezember die Beteiligungsphase zur Initiative „Schutz des Tierwohls bei bestimmten Nutztieren im Haltungsbetrieb: Modernisierung der EU-Rechtsvorschriften“. „Die EU-Tierschutzgesetzgebung ist veraltet und eine Überarbeitung somit dringend notwendig“, sagt Sandy P. Peng.
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(VN)