Monsieur Pierre geht online – “Älter werden mit KI ist eine extreme Herausforderung”

Das Stück “Monsieur Pierre geht online” und Schauspielerin Helga Postl zeigen, wie digitale Hürden das Älterwerden heute prägen.
Feldkirch Im Theater am Saumarkt in Feldkirch laufen derzeit die Proben zu “Monsieur Pierre geht online” – einem Stück, das humorvoll und zugleich berührend von Einsamkeit, Mut und digitalen Herausforderungen im Alter erzählt. Im Mittelpunkt steht der verwitwete Pensionist Pierre, der nach dem Tod seiner Frau zunehmend vereinsamt und sich immer weiter aus der Welt zurückzieht. Als seine Tochter ihm schließlich einen Laptop schenkt und den jungen Internetlehrer Alex engagiert, nimmt Pierres Leben eine unerwartete Wendung. Zögerlich taucht er in die digitale Welt ein – und ist schon bald fasziniert. Er lernt zu chatten, sich online zu orientieren und wagt sogar den Schritt ins Internet-Dating. Aus Unsicherheit benutzt er jedoch ein Foto von Alex, ohne zu ahnen, dass dieser der Freund seiner Enkelin ist. Als Pierre online der charmanten Flora begegnet, beginnt ein Geflecht aus Missverständnissen, Sehnsucht und Identitätsverwechslungen, das komische wie auch tiefgründige Momente miteinander verbindet.
“Ich habe das Schauspiel als neues Hobby entdeckt”
Diese Themen berühren viele Menschen – auch jene, die “Monsieur Pierre geht online” auf die Schauspieler selbst. Eine davon ist Laienschauspielerin Helga Postl, 68. Sie entdeckt das Schauspiel gerade als neues Hobby für sich und fühlt sich doch in vielem mit Pierre verbunden. “Ich habe das Schauspiel als neues Hobby entdeckt”, schwärmt die Pensionistin. Wie viele ältere Menschen erlebt sie die Digitalisierung als spannende, aber auch überfordernde Welt. “Wenn der Computer etwas Neues vorschlägt oder ein unbekanntes Symbol auftaucht, zögere ich”, erzählt sie bei ihrem Besuch in der VN-Redaktion. Die Unsicherheit, etwas falsch zu machen, begleitet sie bei jeder digitalen Entscheidung – ein Gefühl, das auch im Stück zentral ist.

Obwohl Helga jahrzehntelang in der Medizintechnik gearbeitet und täglich Computer benutzt hat, merkt sie: “Ohne regelmäßige Übung verliert man leicht den Anschluss.” Viele Pensionisten, sagt sie, ziehen sich aus digitalen Prozessen zurück oder verlassen sich auf Partner – bis niemand mehr da ist, der helfen kann. Genau diese Realität spiegelt das Theaterstück wider: den schmalen Grat zwischen Selbstständigkeit, Kontrollverlust und dem Mut, sich auf Neues einzulassen.
Für Helga steht fest, dass digitale Teilhabe heute ein Stück Lebensqualität bedeutet. Sie möchte dranbleiben, Kurse besuchen, sich weiterbilden – genauso wie Pierre im Stück die Chance nutzt, sein Leben noch einmal zu öffnen. Und vielleicht liegt auch darin die stille Botschaft des Abends: Egal ob online oder auf der Bühne – es ist nie zu spät, sich etwas Neues zuzutrauen.

In ihrem Berufsleben war Helga Postl jahrzehntelang in der Medizintechnik tätig, im Laboralltag stets mit Computern vertraut. Diese Struktur half ihr, doch sie beobachtet, wie schwer es vielen Menschen im Ruhestand fällt, dranzubleiben. Manche lehnen digitale Neuerungen völlig ab oder verlassen sich ausschließlich auf Partner – bis plötzlich niemand mehr da ist, der helfen kann.
“Der Alltag wird immer digitaler”
“Der Alltag wird immer digitaler – Bankgeschäfte, Fahrkarten, Parktickets”, darum müssen wir uns selbst kümmern können, betont Helga Postl. Deshalb plant sie, Kurse zu besuchen und bewusst zu üben, um ihre Selbstständigkeit zu behalten. Für sie ist klar: Man muss dranbleiben, solange man geistig in der Lage ist, denn digitale Teilhabe bedeutet heute auch Lebensqualität und Unabhängigkeit. “Ich fahre regelmäßig zum Schauspielunterricht”, schwärmt die engagierte Pensionistin und verrät bei dieser Gelegenheit, dass sie das auch jung hält.
Termine für dieses Seniorentheater
Premiere:
Donnerstag, 27. November, 15 Uhr
Weitere Termine:
Samstag, 29. November, 19.30 Uhr
Sonntag, 30. November, 17 Uhr
Freitag, 5. Dezember, 19.30 Uhr
Samstag, 6. Dezember, 19.30 Uhr
Sonntag, 7. Dezember, 17 Uhr
Eintritt: Freiwillige Spende
Ort: Theater am Saumarkt, Feldkirch
Darsteller:innen:
Pierre: Gerd Degiorgio
Sylvie: Christina Dezfulian
Juliette: Elisabeth Schroffenegger Hassan
Alex: Guntram Rederer
Flora: Helga Postl
David: Sonja Hummer
Brigitte: Peter Rudolph
Regie: Karin Epple