503 Betretungsverbote in Vorarlberg – Gewalt gegen Frauen bleibt trauriger Alltag

Immer mehr Frauen in Vorarlberg sind betroffen und suchen Schutz vor häuslicher Gewalt.
Röthis “Jede dritte Frau ist von körperlicher oder sexualisierter Gewalt betroffen – auch bei uns in Vorarlberg”, sagt Angelika Wehinger, Leitung des Gewaltschutzzentrums Vorarlberg. Was oft als “Privatsache” abgetan wird, hat längst gesellschaftliche Dimensionen: Gewalt geschieht meist dort, wo wir uns sicher fühlen sollten – in den eigenen vier Wänden.

Bis Ende Oktober 2025 zählte das Gewaltschutzzentrum Vorarlberg 503 verhängte Betretungs- und Annäherungsverbote – so viele wie noch nie. Im Vergleich dazu waren es im Vorjahr 435 und im Jahr 2023 noch 402. Auch die Zahl der betreuten Klientinnen ist hoch: 974 Frauen und Kinder haben bis Oktober Hilfe erhalten.
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Wo beginnt häusliche Gewalt?
Gewalt beginnt nicht erst mit Schlägen. Schon die Kontrolle über Kontakte, psychische Demütigung oder finanzielle Abhängigkeit sind Warnzeichen. Viele Betroffene wenden sich erst dann an eine Beratungsstelle, wenn die Eskalation kaum noch aufzuhalten ist. Das Gewaltschutzzentrum bietet psychosoziale und juristische Prozessbegleitung, Sicherheitspläne und vor allem: einen geschützten Raum, um über das Erlebte zu sprechen.

Frauenhaus Dornbirn: Schutz und Neustart
Für Frauen, die sofort aus ihrer Umgebung flüchten müssen, gibt es das Frauenhaus in Dornbirn. Acht Plätze stehen im Haupthaus zur Verfügung, 11 weitere in sogenannten Schutzwohnungen. “Wir sind die Intensivstation im Gewaltschutzbereich”, sagt Elisabeth Gruber, Leitung der Frauennotwohnung Dornbirn. 2024 suchten 75 Frauen mit ihren Kindern Zuflucht – im Vorjahr waren es noch 66.

Im neuen Frauenhaus, das 2026 fertig wird, wird der Standort bewusst nicht mehr anonym gehalten. “Es ist praktisch unmöglich, die Adresse geheim zu halten. Stattdessen setzen wir auf enge Zusammenarbeit mit der Polizei und höchste Sicherheitsstandards”, so Gruber.
Was tun im Ernstfall?
Wer Gewalt erlebt, kann sich direkt ans Gewaltschutzzentrum wenden – telefonisch, anonym und kostenlos. In etwa der Hälfte aller Fälle geschieht das nach einem Polizeieinsatz, wenn ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde. Die andere Hälfte meldet sich selbst oder wird von Spitälern, Ärztinnen und Sozialträgern vermittelt. Eine wichtige Rolle spielt auch das Umfeld: Freundinnen, Mütter oder Nachbarn sind oft die Ersten, die Gewalt vermuten und Hilfe suchen.

Veranstaltungen im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt
25. November: Strafverfahren unter der Lupe
Im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Feldkirch wird das Thema “Aussage gegen Aussage im Strafverfahren” behandelt. Viele Betroffene schrecken vor einer Anzeige zurück, weil der Weg durch das Verfahren extrem belastend sein kann – vor allem, wenn Aussage gegen Aussage steht. Die Veranstaltung beleuchtet diese Dynamiken und bietet Informationen über Rechte und Unterstützungsmöglichkeiten.
27. November: Schweigemarsch in Dornbirn
Im Rahmen von “Orange the World” findet um 17.30 Uhr ein Schweigemarsch statt. Treffpunkt ist der Haupteingang der Fachhochschule Vorarlberg. Der stille Protestzug führt zum Wirkraum der Caritas in Dornbirn. Dort erwartet die Teilnehmenden eine Lesung sowie eine Ausstellung. Ziel ist es, ein klares Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
2. Dezember: Gewalt im Alter – Tabu oder Realität?
Das Frauenmuseum Hittisau widmet sich in einem Kamingespräch mit Expertin Birgitt Haller dem Thema “Häusliche Gewalt im Alter”. Die Veranstaltung beleuchtet, warum gerade ältere Frauen oft in gewaltbelasteten Beziehungen bleiben – und was getan werden kann, um ihnen besser zu helfen.
Gewaltschutzzentrum Vorarlberg
Telefon +43 5 1755 535
helfen bei:
– Körperliche, sexualisierte und/oder psychische Gewalt
– Stalking und/oder Cyberstalking
– Zwangsheirat
– Jugendliche ab 14 Jahren, die Gewalt in der Beziehung erleben
– Angehörige von Personen mit Gewalterfahrung
– Mitarbeiter in einer anderen Institution sind und mit dem Thema Gewalt konfrontiert werden.
bieten eine vorübergehende Wohnmöglichkeit für sie und ihre Kinder
rund um die Uhr erreichbar: 05-1755-577