Skitourengehen auf der Piste: So regeln es Vorarlbergs Skigebiete

Sind Tourengeher unerwünscht? Die Bergbahnen geben einen Überblick über ihre Regeln und Maßnahmen. Was sich zeigt: Nicht in jedem Skigebiet sind Tourengeher auf der Piste ein Thema.
Vorarlberg Das Salzburger Skigebiet Obertauern untersagt das Skitourengehen auf der Piste, da es immer wieder zu gefährlichen Situationen zwischen Skifahrern und Tourengehern komme. Wie sehen das die Skigebiete in Vorarlberg? Ist ein Verbot gerechtfertigt? Die VN hat nachgefragt.

Bei der Silvretta Montafon sind Tourengeher auf der Piste „grundsätzlich kein Thema“, erklärt Pressesprecher Thomas Ettenberger. „Die Distanzen vom Tal bis zur nächsten Berghütte sind einfach zu groß.“ Zwar seien 600 Höhenmeter für das Pistengehen gut geeignet, doch im Gebiet der Silvretta Montafon sind es meist rund 1200 Höhenmeter. „Wir haben immer wieder vereinzelt Tourengeher, aber in sehr geringem Ausmaß“, so Ettenberger.
Verbot in Damüls
In Damüls ist das Tourengehen auf der Piste nicht erlaubt. „Die Pisten in Damüls sind während der Betriebszeiten ausschließlich dem alpinen Pistenbenutzer von oben kommend vorbehalten“, informiert Markus Simma von den Damülser Seilbahnen.

Die unerlaubte Nutzung der Pisten als Aufstiegsgelände für Skitouren bringe erhebliche Unfallrisiken mit sich. Engstellen und Steilpassagen, die von Tourengehern gequert werden, erhöhen das Kollisionsrisiko mit Skifahrern oder Snowboardern. „Kritische Situationen tagsüber und nachts hat es bereits gegeben. Die Verschuldenslage liegt klar beim Tourengeher“, betont Simma.

Außerhalb der Betriebszeiten sind die Pisten aus Sicherheitsgründen gesperrt, damit die Pistenraupen ungestört arbeiten können. Werden frisch präparierte Pisten sofort befahren, werden sie beschädigt. Eine neuerliche Präparierung sei aufwendig und zeitlich oft nicht möglich – was zu Ärger bei den Skifahrern am nächsten Morgen führe.
„Die Möglichkeit, An- und Abfahrtsrouten für Tourengeher anzulegen, ist bei uns nicht gegeben“, sagt Simma, selbst begeisterter Tourengeher. Sein Tipp für Damüls: Ein skigebietsfreies Tourengelände befindet sich in Richtung Portlahorn–Furkajoch.
Gezielte Lenkung im Brandnertal
Im Brandnertal wird das Skitourengehen auf der Piste gelenkt – insbesondere, da der Loischkopf ein sehr beliebter Tourenberg ist. „Für uns als Bergbahnunternehmen ohne eigene Gastronomie verursacht der Tourengeher Aufwand, ohne dass wir Einnahmen erzielen. Trotzdem möchten wir den meist einheimischen Gästen keine Verbote auferlegen, sondern durch gezielte Lenkung Zeiten und Routen so einschränken, dass der Skibetrieb möglichst wenig gestört wird und Gefahren vermieden werden können“, erklärt Viviane Seils, Marketingleiterin der Bergbahnen Brandnertal.

Deshalb wurden zwei Tourengeher-Abende ins Leben gerufen: jeweils dienstags in Bürserberg und mittwochs im Teilgebiet Palüd. Denn gerade abends könne es zu gefährlichen Situationen mit Pistengeräten kommen – insbesondere an Steilstücken, wo Pistenraupen an der Seilwinde hängen. „Das ist absolut lebensgefährlich, da sich das Seil in den Schnee gräbt, nicht sichtbar ist und unter Spannung nach oben schnellen kann“, erklärt Seils. Aus diesem Grund sind alle Pisten ab 17 Uhr gesperrt. Warnschilder und Tafeln weisen auf die Pistenpräparierung hin.

Auch aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine gezielte Lenkung wichtig, betont Seils. Im Bereich Loischkopf lebt eine bedeutende Auerhuhn-Population, die den Winter nur überlebt, wenn sie möglichst wenig gestört wird. Deshalb sollten Tourengeher besonders darauf achten, auf den ausgeschilderten Routen zu bleiben und die Abendangebote zu nutzen.

Auch für Skifahrer sei es am nächsten Tag ärgerlich, wenn frisch präparierte Pisten bereits befahren wurden. Denn frieren die Spuren über Nacht ein, bleiben sie den ganzen Tag bestehen und werden zu Hindernissen. Deshalb setzen die Bergbahnen Brandnertal auf gezielte Lenkung und spezielle Tourengeher-Strecken – nicht auf ein generelles Verbot.