Gehörlose von Kürzungen stark betroffen

Aufregung um geplante Schließung der HNO-Ambulanz im Landeszentrum für Hörgeschädigte.
Dornbirn Große Sorge herrscht derzeit bei Betroffenen über die geplante Schließung der HNO-Ambulanz im Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) in Dornbirn. Wie diese Woche bekannt wurde, wird das Land Vorarlberg aufgrund von Kürzungen im Sozialfonds in Höhe von rund 15 Millionen Euro unter anderem auch die Finanzierung der HNO-Ambulanz im LZH einstellen. Das bedeutet das Aus für dieses wichtige Angebot für hörgeschädigte Kinder und Erwachsene. Johannes Mathis, Leiter des LZH, zeigt sich schockiert über die Entscheidung, hat nun jedoch eine Lösung gefunden, um die Versorgung der Betroffenen weiterhin sicherzustellen. „Seit gut einem Jahr betreibt der ehemalige Primar der HNO-Abteilung am LKH Feldkirch, Dr. Wolfgang Elsäßer, seine Privatordination in unserem Haus. Er führt seine Praxis wie gewohnt weiter. Unser HNO-Arzt Dr. Nagel, der bislang die Ambulanz geleitet hat, wird künftig in seiner Praxis mitarbeiten“, erklärt Mathis.
Nach 25 Jahren: Erfolgsmodell vor dem Aus
Vor 25 Jahren wurde die HNO-Ambulanz gemeinsam mit der damaligen Landesregierung im LZH eingerichtet. Einmal pro Woche stand Dr. Karlheinz Nagel den Schülern für vier Stunden zur Verfügung. Bei technischen Problemen mit Cochlea-Implantaten oder plötzlichen Hörstörungen konnte schnell und unkompliziert geholfen werden. „Es ist sinnvoll, eine Ambulanz direkt im Haus zu haben, da jederzeit technische Defekte, Druckstellen durch Hörgeräte oder Entzündungen des Gehörgangs auftreten können“, betont Direktor Mathis. Viele Kinder im Landeszentrum tragen ein Cochlea-Implantat, das ihnen das Hören ermöglicht. Die Operationen sowie die anschließende Feinabstimmung der Geräte wurden stets eng von der HNO-Ambulanz und den Therapeuten begleitet. „Gerade nach der Operation sind viele Anpassungen notwendig, damit die Kinder optimal hören und verstehen können“, so Mathis weiter. Mit 1. Jänner 2026 ist damit jedoch Schluss: die Ambulanz, die jährlich rund 30.000 Euro kostete, wird dann nicht mehr finanziert.
Weiterführung durch Privatordination
Das Schreiben über die Einstellung der Ambulanz erreichte Mathis im Oktober. „Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Die Kinder und auch die hörgeschädigten Erwachsenen wurden hier bestens betreut“, zeigt er sich enttäuscht. Glücklicherweise eröffnete Dr. Wolfgang Elsäßer bereits vor einem Jahr eine Wahlarztordination im LZH und hat viele der Kinder selbst operiert. „Ich erhielt zahlreiche besorgte Anrufe von Patienten, die dachten, auch meine Praxis sei betroffen“, berichtet Dr. Elsäßer. Das sei jedoch nicht der Fall. „Ich habe meine Ordination lediglich im LZH, das war für mich nach meiner Pensionierung die richtige Entscheidung“, sagt er. Gemeinsam mit Mathis konnte eine Lösung gefunden werden: Dr. Nagel wird künftig in der Ordination von Dr. Elsäßer mitarbeiten und bleibt weiterhin beim LZH angestellt. So kann die Versorgung der Kinder und Erwachsenen vorerst aufrechterhalten bleiben. Allerdings müssen Eltern künftig einen Selbstbehalt von 20 Prozent der Therapiekosten tragen und für die fachärztliche Untersuchung in der Wahlarztpraxis in einen geringen Selbstbehalt. „Jene Eltern, die sich die Untersuchungen in der neuen Wahlarztpraxis nicht leisten können, werden vom LZH unterstützt. Für Bedürftige übernehmen wir die Kosten. Dies werde ich mit Spendengeldern abdecken“, zeigt sich Mathis entschlossen. Er wird künftig noch mehr auf Unternehmen und Sponsoren zugehen müssen, um dieses Angebot für die Kinder sicherstellen zu können. Die Enttäuschung gegenüber den Kürzungen ist ihm anzusehen. BVS


