Ein zehntes Mal auf „Gratwanderung“

Schruns – Das Montafoner Bergfilmfest „Gratwanderung“ findet am 5. und 6. Dezember in der Kulturbühne Schruns statt und feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen. Seit Jahren bietet die Veranstaltung eine Bühne für Bergsportgeschichten und dokumentarische Einblicke in alpine Abenteuer. Athleten, Filmemacher und Bergsteigende berichten dabei live von Erfahrungen, Risiken und prägenden Momenten in den Bergen. Die Vorbereitungen für das Jubiläum laufen seit Wochen. Im Mittelpunkt stehen wie gewohnt persönliche Erzählungen und filmische Beiträge aus der Bergwelt.

Am 5. Dezember spricht der Extrembergsteiger Hans Kammerlander über seinen Werdegang und seine prägenden Expeditionen. Der Südtiroler zählt zu den erfolgreichsten Höhenbergsteigern und bestieg dreizehn der vierzehn Achttausender. Sein Vortrag „Bergsüchtig“ beleuchtet sowohl Erfolge als auch Rückschläge und thematisiert Momente zwischen Glück, Belastung und Tragödie.

Vielfalt

Für den 6. Dezember ist ein Filmabend vorgesehen, der unterschiedliche Facetten des Bergsports zeigt – vom Freeriden über Kajakbefahrungen bis zu anspruchsvollen Bike-Abfahrten. Die Sportlerinnen und Sportler, die in den Filmen zu sehen sind, werden vor Ort sein und Einblicke in ihre Projekte geben. Dieses Jahr richten sich die Filme nicht nur an Skiabenteuer, sondern an jede Bergsportart. So nimmt Matthias Weger das Publikum mit auf eine spektakuläre Kajaktour, während Hannes Hohenwarter und Martin Sieberer eine Kletterei an den Drei Zinnen wagen, bei der allein die Anreise ein Abenteuer für sich ist. Die zweifache Freeride-Weltmeisterin Ari Tricomi („Talking Transition“) und die Weger Brothers („Fathom“) runden das Programm mit mitreißenden Freeride- und Skiabfahrten ab.

Die beiden Tage ergeben eine bunte Mischung aus Jung und Alt, aus Sprache und Bild, aus verschiedenen Persönlichkeiten und Bergsportgeschichten. Nach dem offiziellen Teil kann man den Abend noch gemütlich bei Getränken und Gesprächen – auch mit den Protagonisten – ausklingen lassen.

Die Anfänge

Zehn Jahre ist es her, dass Andreas Aczel die Idee hatte, für die Erdbebenopfer von Nepal etwas Gutes zu tun. Er wollte Berg- und Skifilme zeigen und den Erlös spenden. Mit der Kulturbühne in Schruns war die Infrastruktur vorhanden, sodass man nicht mehr viel machen musste, wie Jürgen Kuster erklärt, der gemeinsam mit Aczel das Bergfilmfestival aufgezogen hat. Zunächst beschränkten sie sich auf einen Filmtag, später kam ein zweiter Tag hinzu, an dem bekannte Bergsteiger nach Schruns zu einem Vortrag eingeladen wurden. Das mache die „Gratwanderung“ besonders und spannend, so Kuster. Wichtig ist ihm, dass bei den Filmvorführungen immer auch die Protagonisten live auf der Bühne sind und über den Film sprechen. Der Filmabend soll etwas Persönliches sein, denn sonst könne man sich ja auch einen YouTube-Film anschauen.

Da die Organisation und vor allem das Marketing im Laufe der Jahre aufwendiger wurden, holten sich Jürgen Kuster und Andreas Aczel vor drei Jahren Unterstützung. Die beiden bergsportbegeisterten Matthias Boric und Franz-Felix Juen komplettieren seither das Team und kümmern sich um den Social-Media-Auftritt.

Knapp 50.000 Euro bis jetzt

Der Reinerlös des Festivals kommt seit Jahren sozialen Projekten in Nepal zugute. „Wir wollen damit kein Geld verdienen“, betont Jürgen Kuster. 2024 konnten 5162 Euro überwiesen werden. Damit wurden unter anderem wintertaugliche Schuluniformen sowie das Jahresgehalt eines Lehrers finanziert. In den vergangenen neun Jahren kamen insgesamt knapp 50.000 Euro zusammen. Kontaktperson in Kathmandu ist Amrit, der das Geld dorthin bringt, wo es gebraucht wird. Auch heuer unterstützen mehrere Sponsoren die Veranstaltung. Während der Veranstaltung gibt es eine Tombola. Nach Abzug der Kosten für Gagen, Miete und Werbung bleiben jährlich zwischen 4000 und 6000 Euro übrig, die direkt in das nepalesische Dorf fließen.

Im Laufe der bisherigen Austragungen waren bereits zahlreiche bekannte Bergsteiger-Persönlichkeiten zu Gast, darunter Tamara Lunger, Simon Messner, Dani Arnold, Thomas und Alex Huber – und heuer zum zehnjährigen Jubiläum Hans Kammerlander.